Ausstellungen
Needle / Nadel
Paulina Olowska – Kunstpreis Aachen 2014
bis 20.09.2015
Paulina Olowska, Aachener Kunstpreisträgerin 2014, ist eine der bedeutendsten polnischen Künstlerinnen ihrer Generation. Fasziniert von den utopischen Versprechen der historischen Avantgarde, bedient sie sich im Fundus der Moderne, stöbert in der Kunst- und Designgeschichte und zitiert aus Mode und Werbung. Dabei benutzt sie unterschiedliche Techniken und Medien wie Performance, Video, Installation, Skulptur, Collage, Malerei und Mode, sie kollaboriert mit anderen Künstler/innen, kuratiert selbst Ausstellungen und organisiert Events.
In der Ausstellung „Needle / Nadel“ spielt sie mit der Geschichte des Gebäudes und der industriellen Produktion, die dort bis 1988 stattfand. 1928 im sogenannten Internationalen Stil erbaut, war das heutige Ludwig Forum einst die größte Schirmfabrik der Welt. Die zentrale Fertigungshalle war von Maschinen dominiert, an denen Arbeiterinnen ritualisierte Handgriffe verrichteten. Seit den frühen 1990-ern ist das Haus ein Ort der Kunstbetrachtung und -produktion.
Paulina Olowska zeigt hier u.a. Werke, die eigens für die Ausstellung entstanden sind, sowohl vorab in Polen als auch im Ludwig Forum. Ihre Arbeiten drehen sich um „weibliches Handwerk“ im industriellen Kontext, das besonders in Aachen mit Nadeln und Textilien verbunden ist. So lässt sie in Gemälden, Skulpturen und Installationen Frauen aus vergangener Zeit ins Rampenlicht treten und wirft dabei immer wieder die Frage auf, wie wir Geschichte lesen und beurteilen. Was ist übriggeblieben von der Industriearbeit im Ludwig Forum? Verschiedenste Materialien – genäht, zerschnitten, verwebt – bilden neue Strukturen und übernehmen die Macht im Raum. Sie collagiert Motive, lässt mit tradierten Techniken Neues entstehen und arbeitet sowohl mit avantgardistischer Abstraktion als auch mit figurativer Skulptur und Malerei. Rollenzuschreibungen an Frauen – die Arbeiterin, die Hausfrau, die Erotische, die Heilige… – und Rückbezüge zur Textil- und Metallindustrie der Region beeinflussen Olowskas Auseinandersetzung mit dem Ort. Dabei erweist sich der Titel „Needle / Nadel“ als subversiv. Denn das englische needle bezeichnet nicht nur die Nadel, sondern zugleich die handwerkliche Tätigkeit des Nähens – und ein verbal provozierendes Sticheln. Die Nadel ist zugleich Werkzeug und Waffe.
Ein vielschichtiges Projekt, das Stereotypen und Epochen nachspürt und in dem Olowska ihre emblematischen Themen verfolgt: Genderism, Mode und eine kritische Nostalgie, die in der Vergangenheit schwelgt und zugleich die Deutung von Geschichte und somit auch der Gegenwart hinterfragt und verhandelt.
Kuratorin:
Julia Küchle
Bis auf weiteres
LUFONAUTEN – Expedition Museum
Eine Ausstellung für Kinder
Astronauten erforschen den Weltraum – Lufonauten erkunden das Ludwig Forum: Alle Kinder sind eingeladen, auf große Expedition zu gehen und das Museum und die ausgestellten Kunstwerke für sich zu entdecken. Zum Beispiel den ausgehöhlten Baumstamm des Bildhauers Thomas Virnich. Steckt da etwa ein Geheimnis drin? Und warum gibt es diesen Baumstamm gleich zweimal, das zweite Mal allerdings aus Ton? Ganz kurios wird es, wenn man sich die Geschichte eines anderen Baumes anschaut, der in einem Film von Roderick Hietbrink eine wichtige Rolle spielt und dort allen Ernstes mitten durch ein friedliches Wohnzimmer rauscht! Etwa 40 Kunstwerke aus der Sammlung Ludwig fordern die kleinen und großen Besucher auf, mit Imagination und Unvoreingenommenheit ihre Umgebung zu erkunden und sich dabei auf neue Sichtweisen einzulassen. Neugierig zu sein, die Dinge von der anderen Seite zu betrachten, sich vom Besonderen im Alltäglichen überraschen zu lassen: Das ist die Herausforderung für die Lufonauten.
KünstlerInnen der Ausstellung: Peter Fischli & David Weiß, Roderick Hietbrink, Bertram Jesdinsky, Richard Long, Gordon Matta-Clark, Géza Samu, William Wegman, Annette Wehrmann, Zhang Gui Lin, Thomas Virnich u.a.
Kuratoren:
Karoline Schröder und Holger Otten
bis 31.01.2016
Le Souffleur
Schürmann trifft Ludwig
Klassiker der Pop-Art, Gerhard Richter und Keith Haring, Ilja Kabakov und Ai Weiwei: Peter und Irene Ludwig haben Zeit ihres Lebens eine unvergleichliche Sammlung herausragender Kunstwerke seit Beginn der 1960er Jahre zusammengetragen. Bis in die frühen 1990er Jahre hinein erweiterten sie ihre Sammlung stetig. Das Stammhaus dieser einzigartigen Sammlung ist das Ludwig Forum in Aachen, wo das Industriellenpaar lebte und von wo aus es eine der größten Schokoladen- und Süßwarenproduktionen der ehemaligen Bundesrepublik lenkte.
Eine Generation später: Die Sammlung, die Gabriele und Wilhelm Schürmann seit Mitte der 1980er Jahre aufgebaut haben, gehört heute zu den bedeutendsten Sammlungen zeitgenössischer Kunst in Deutschland. Der Fokus der Sammlung liegt auf gegenwartsbezogenen und kontextorientierten Positionen, wie sie Künstler der Generation Schürmanns und danach im Blick haben. Dazu gehören sämtliche künstlerischen Medien vom winzigen Foto bis zur raumgreifenden Installation etwa von Martin Kippenberger, Thomas Locher, Mike Kelley, Pae White, Rita McBride, Jason Rhoades, Christopher Williams, Sister Corita, Fiona Banner, Franz West, Heimo Zobernig, Monika Baer, Joëlle Tuerlinckx, Walter Swennen, Heinrich Dunst bis hin zu aktuellen Positionen wie Michael E. Smith, Simon Denny oder GCC.
Die Ludwigs zeigten seit 1968 amerikanische Pop Art in Aachen. Die Schürmanns begegneten damals, als Studenten, erstmals der Kunst aus der Sammlung Ludwig. Heute trifft Wilhelm Schürmann wieder auf Werke Ludwigs, in der Ausstellung „Le Souffleur“: Das Ludwig Forum Aachen hat ihn eingeladen, eine Ausstellung mit Blick auf die Sammlung Ludwig zu kuratieren. Entstanden ist „Le Souffleur“, 15 Kunst-Räume, in denen sich Werke beider Sammlungen subtil und auf Augenhöhe begegnen und sich dabei gegenseitig kommentieren – für den Titel stand ein Kunstwerk von Olivier Foulon Pate.
Kurator:
Wilhelm Schürmann
Künstler der Ausstellung (Auswahl):
Monika Baer, Fiona Banner, Pae White, Sister Corita, Nairy Baghramian, Lygia Clark, Chuck Close, Alice Creischer, Simon Denny, Heinrich Dunst, Valie Export, Guerrilla Girls, Richard Hamilton, On Kawara, Konrad Klapheck, Lee Lozano, Katja Novitskova, Anna Oppermann, Gerhard Richter, Rita McBride, Jewyo Rijh, Jason Rhoades, Joëlle Tuerlinckx, Franz West, Heimo Zobernig, Tomma Abts, Vincent Fecteau, Jasper Johns u.v.m.