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Beidseitige Schutzstreifen für Radfahrer bei Tempo 50-Entscheidung unbedingt notwendig. Tempo 30 wäre die bessere Variante. Gegebenenfalls Tatsachen schaffen? Am Donnerstag fällt im Mobilitätsausschuss eine „Entweder-Oder“-Entscheidung mit weit reichenden Folgen: Es geht um die Fahrbahn-Markierungsarbeiten auf dem Krugenofen. Nach umfangreichen Baumaßnahmen am Krugenofen in den vergangenen Jahren soll nun festgelegt werden, wie in Zukunft das Miteinander auf dieser Straße gestaltet wird: Das kann entweder eine Tempo 30-Lösung sein, die keine besondere Markierung für Radschutzstreifen erfordert. Bei dieser Variante ist davon auszugehen, dass der Radverkehr im fließenden motorisierten Verkehr mitläuft. Das bedeutet nicht nur für die Radfahrenden mehr Sicherheit, auch Fußgänger profitieren z.B. beim Queren der Fahrbahn vom langsameren und gleichmäßigeren Verkehrsfluss auf dieser „Nadelöhr-Strecke“.

„Tempo 30 wird von Politik und Verwaltung in großer Einhelligkeit favorisiert  und würde nicht nur zu einer sichereren Verkehrssituation führen, sondern auch der hohen Lärmbelastung auf dem Straßenabschnitt entgegenwirken. Berechnungen der Stadtverwaltung zeigen hier regelmäßige Überschreitungen von Grenzwerten, tagsüber wie auch nachts“, erläutert Wilfried Fischer, mobilitätspolitischer Sprecher der Aachener GRÜNEN, den Sachverhalt.

Alternative: Tempo 50 mit beidseitigen Markierungen

Kommt Tempo 30 nicht, so gibt es nur eine  sinnvolle Alternative: Tempo 50 wie gehabt, aber mit einer ausreichend breiten Markierung von Radschutzstreifen auf beiden Seiten der Fahrbahn. „Der Krugenofen ist eine wichtige Verbindungsachse in die Stadt – für den motorisierten Verkehr wie auch für Radfahrende und Fußgänger“, darauf weist Fischer hin. „An der Achse liegen Schulen, Einrichtungen für Studierende, Wohngebiete. Viele Menschen sind hier mit dem Rad täglich unterwegs – aber seit dem Umbau ist es deutlich gefährlicher geworden, man wird immer öfter zu eng überholt und geschnitten von anderen Fahrzeugen. Deshalb muss jetzt gehandelt werden, um eine möglichst große Sicherheit auf diesem engen Streckenabschnitt zu gewährleisten.“

Sicherheit vor Komfort!

Sicherheit geht also in jedem Fall vor Komfort, das meinen nicht nur die Aachener GRÜNEN, sondern auch die Verwaltung. Sie empfiehlt in ihrer Vorlage für den kommenden Donnerstag für den Fall der Tempo 50-Variante, dem Grundsatz „Sicherheit geht vor Leistungsfähigkeit und Komfort“ Vorrang zu geben. Eine Gestaltung ohne Radverkehrsanlagen trage dem Sicherheitsaspekt nicht ausreichend Rechnung.  Dabei würden zwar 36 Parkplätze wegfallen, doch Sicherheit und Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer müssen, verglichen mit dem Wunsch nach einem bequem erreichbaren Parkplatz, eindeutig Vorrang haben:

„Die große Koalition kämpft um jeden einzelnen Parkplatz im Ausschuss und setzt das dank Mehrheit auch regelmäßig durch“, meint Fischer. „Wir hoffen allerdings sehr, dass diese starre Haltung einmal überdacht wird und hier eine andere Entscheidung möglich ist: Zugunsten der Sicherheit der Menschen auf unseren Straßen, auch zugunsten des Lärmschutzes, und nicht zuletzt im Sinne einer Verbesserung des Klimas in unserer Stadt.“

Der Haken: Entscheidung liegt bei der Verkehrsministerkonferenz

Das große Fragezeichen indes: Die Entscheidung über Tempo 50 oder 30 liegt nicht in der Hand der Aachener Akteure. Der Krugenofen ist Bundesstraße, für eine Tempo 30-Regelung auf Bundesstraßen innerorts gelten sehr strenge Maßstäbe und ist hier derzeit nicht möglich. Zeitgleich mit dem Mobilitätsausschuss trifft die Bundesverkehrsminister-Konferenz eine Grundsatzentscheidung, ob die Regelungen für Tempo 30-Abschnitte erweitert werden sollen. Dann bestünde auch für Aachen Hoffnung, eine Regelung zu finden, die wirklich allen Verkehrsteilnehmern gerecht wird. „Nicht nur die Fahrradfahrer profitieren davon, auch für Fußgänger gilt es, wesentlich entspannter die Straße zu kreuzen. Anwohner dürfen dann ebenfalls auf weniger Krach, bessere Luft und einen gesünderen Schlaf hoffen“, argumentiert Wilfried Fischer.

Über unkonventionelle Lösungen nachdenken

Am Ende kann sich der GRÜNE Verkehrspolitiker für den Fall, dass die bestehende Tempo 50-Regelung von Seiten der Bezirksregierung unverändert bleibt, auch einen unkonventionellen Weg vorstellen: „Wie wäre es denn, in diesem Fall einfach Tatsachen zu schaffen, sich über die Meinung der Bezirksregierung hinwegzusetzen und Tempo 30 einfach anzuordnen. Zum einen käme die große Koalition dann nicht in das Dilemma, über wegfallende Parkplätze entscheiden zu müssen. Zum anderen hat ein ähnlicher Schachzug auch schon mal an der Lütticher Straße funktioniert. Dort wurden mit Tempo 50-Schilder vor dem Waldorf-Kindergarten Tatsachen auf einer Tempo 70-Strecke geschaffen, die inzwischen von allen Seiten akzeptiert sind.“