Alles rund um Aachen

StädteRegion Aachen. Sie sind auf völlig unterschiedlichen Wegen in die Region gekommen, nicht wenige von ihnen als Flüchtlinge auf teils abenteuerliche Weise. Doch eines haben die insgesamt 126 Jugendlichen, die jetzt in der Gemeinschaftshauptschule Burtscheid über zwei Tage eine sogenannte „Sprachfeststellungsprüfung“ abgelegt haben, gemeinsam: Sie wollen sich in den Schulalltag ihrer neuen Heimat so gut es geht integrieren und sich damit eine echte Zukunftsperspektive schaffen. In diesem Zusammenhang erhalten die Schülerinnen und Schülern die Chance, auf freiwilliger Basis in ihrer Muttersprache bzw. der Amtssprache ihres Herkunftslandes eine Prüfung abzulegen. Bei Bestehen kann damit eine weitere Fremdsprache in der Schule ersetzt werden. Für die Region fand diese Sprachprüfung jetzt in der Gemeinschaftshauptschule Burtscheid statt. Koordiniert wurde sie vom Schulamt der StädteRegion Aachen.

Foto (StädteRegion Aachen)
Jugendlichen, die erst seit kurzem in Deutschland leben, bietet eine „Feststellungsprüfung“ in ihrer Muttersprache große Entlastung. Die Prüfungskommission um den Vorsitzenden Willi Vitzer (Bildmitte) und die 2. Vorsitzende Ingrid Sous sowie die muttersprachlichen Prüfer sind bei den mündlichen Tests stets dabei

126 Jungen und Mädchen aller Schulformen im Alter von 15 und 16 Jahren hatten sich zu Beginn des Schuljahres für die Feststellungsprüfung angemeldet. Geprüft wurde in zwölf Sprachen: Arabisch, Dari, Farsi, Französisch, Griechisch, Italienisch, Niederländisch, Persisch, Polnisch, Russisch, Spanisch und Türkisch. Dabei haben, auch aufgrund der vielen Flüchtlinge, die in der Region Schutz suchen, vor allem die Prüfungen in Arabisch, Darsi, Farsi, Persisch und Französisch gegenüber den Vorjahren zugenommen.

„Gerade für junge Menschen mit Migrationshintergrund, die erst seit kurzem in Deutschland leben, ist es eine große Herausforderung, in einem fremden Land eine weitere neue Sprache in der Schule zu lernen“, sagt Georg Frett, stellvertretender Schulamtsleiter der StädteRegion Aachen. „Aus diesem Grund gibt es seit etwa 20 Jahren die Feststellungsprüfungen.“ Diese werden dann anstelle einer Pflichtfremdsprache, normalerweise Englisch oder Französisch, gewertet. Die Mehrzahl der Jugendlichen ist erst vor ein bis zwei Jahren nach Deutschland gekommen und musste die deutsche Sprache von Grund auf lernen. Eigentlich müssten sie an ihrer neuen Schule zusätzlich eine Fremdsprache belegen und damit eine für sie unbekannte zweite Sprache erlernen. Dies ist seit 1992 allerdings nicht mehr zwingend notwendig. Das Kultusministerium hatte damals die Möglichkeit eröffnet, dass die Amtssprache des Herkunftslandes anstelle einer Pflichtfremdsprache durch eine Sprachprüfung anerkannt werden kann. An allen anderen Unterrichtsfächern nehmen die Jugendlichen ganz normal teil und werden auch bewertet. Die Prüfung selbst setzt sich aus zwei Teilen zusammen und richtet sich im Anforderungsprofil nach dem angestrebten Schulabschluss der Prüflinge. Vom Hauptschulabschluss- über die Fachoberschulreife bis zur Fachhochschulreife war auch in diesem Jahr wieder alles dabei.

Die weltpolitische Situation mit ihren zahlreichen Krisenherden, die vor allem im Nahen Osten und Afrika tausende Menschen in die Flucht treibt, spiegelt sich auch bei der Feststellungsprüfung wider: Im Vergleich zu den vergangenen Jahren (2013: 39 Prüflinge in zehn Sprachen; 2014: 84 in 15, 2015: 116 in 13) ist die Zahl der geprüften Jugendlichen noch einmal leicht angestiegen. „Wir bieten den Jugendlichen ein faires Angebot“, sagt Georg Frett. „Und sie sind sehr motiviert und wissen natürlich auch, worum es hierbei geht.“

Diese Motivation zeigt sich in den Ergebnissen: Die Prüfung haben in diesem Jahr alle Jugendlichen bestanden, die meisten von ihnen (mehr als drei Viertel) mit einem „guten“ oder sogar „sehr guten“ Ergebnis.