Alles rund um Aachen

Aachen 2015: Mille Voix!

Mit über 30 Konzerten und Veranstaltungen präsentiert sich die 4. Internationale Chorbiennale vom 31. Mai bis zum 14. Juni in Aachen. In einer Auftakt-Pressekonferenz im Spiegelfoyer des Theaters gaben jetzt unter anderem Kulturdezernentin Susanne Schwier und Generalintendant Michael Schmitz-Aufterbeck, Generalmusikdirektor Kazem Abdullah sowie der Künstlerische Produktionsleiter der Chorbiennale Ansgar Menze die Chorauswahl und das Programm des diesjährigen Aachener Chorfestivals bekannt.

Neben Chören aus den USA und der Ukraine sind in diesem Jahr Chöre aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden in Aachen zu hören. Mit zwei international renommierten Kinderchören, einem neuen Familienkonzert und dem bekannten JEKISS-Auftritt „Jedem Kind seine Stimme“ wendet sich die Chorbiennale dieses Jahr verstärkt auch an die jüngere Generation. Neben Klassikern der hochrangigen Chorkonzerte, die jeweils von einem Aachener Kammerchor und einem internationalen Gastchor bestritten werden, den beliebten Lunchkonzerten und dem  chorsinfonischen Konzert, das alle Kammerchöre unter Leitung von Generalmusikdirektor Kazem Abdullah zusammenführt, wird es gleichzeitig eine Fülle neuer Konzertformate geben, die Chorgesang von ganz ungewohnten Seiten zeigen.

Durch die zeitliche Disposition mancher Chöre wurde es notwendig, einige Konzerte mit weiteren Gastchören zu besetzen, so dass sich das Festivalpublikum auf rekordverdächtige zehn Gastensembles freuen kann. Dennoch sei das diesjährige Festivalmotto „Mille Voix“, das sich auf die französische Chormusik bezieht, eigentlich eine Untertreibung, so Ansgar Menze, der im Sommer mit rund 1 800 aktiven Choristen rechnet. Den Auftakt der Chorbiennale macht anno 2015 erneut der WDR Rundfunkchor Köln, der zusammen mit der Sopranistin Barbara Hendricks in einer Sommerlichen Serenade, die unter dem Slogan „Faszination Stimme“ stehen könnte, das Festival einläutet.

Das Rückgrat der Chorbiennale: Außergewöhnliche Kammerchor-Konzerte
Das Festival wird mit gleich zwei Kammerchor-Konzerten eröffnet: Zu Gast sind der Frauenchor des Kiewer Glier-Instituts für Musik - ein Ausnahmechor der europaweit Furore bei Festivals und Chorwettbewerben macht. Außerdem kommt der von Peter Dejans geleitete belgische Spitzenchor „Musa Horti“ aus Leuwen nach Aachen. Partner der Ukrainer ist „Carmina Mundi“ unter der Leitung von Harald Nickoll. Hans Leenders bringt mit seinem Madrigalchor unter anderem das exquisite 'Cantique de Pascal' des niederländischen Komponisten Daan Manneke für Chor und Harmonium zu Gehör. Während der Aachener Kammerchor mit einem exzellenten Frauenchor aus der direkten Nachbarschaft auftritt, nämlich dem Vocaal Ensemble Kerkrade, tut sich der Junge Chor Aachen unter Leitung von Prof. Fritz ter Wey mit dem Chor „Modus novus“ zusammen, um Francis Poulencs  „Figure humaine“ - Kantate nach Gedichten von Paul Eluard für 12-stimmigen Doppelchor - aufzuführen.

Französische Chormusik steht im Fokus
Generalmusikdirektor Kazem Abdullah hatte mit seinem Vorschlag, Ravels farbglitzernde Symphonie choréographique „Daphnis et Chloë“ aufzuführen, das Thema der diesjährigen Chorbiennale angestoßen. Neben der Faszination, die gerade die französische Musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausmachte, hält er die Arbeit mit Chören für besonders wichtig und fruchtbar. Kazem Abdullah: „Die Begeisterungsfähigkeit und die Leistungsbereitschaft eines Chores, gerade in der Konstellation der Chöre der Chorbiennale, die zwar Laien sind aber mit professionellem Anspruch arbeiten, ist unglaublich stark und hat eine  phantastische Ausstrahlung auf das Publikum.“

Wieder eine Reihe von Großprojekten
Das „Sing along“, das wie bei der Premiere 2013 mit einer Darbietung des JEKISS-Projektes gekoppelt ist, hat Abdullah in die Hände seines neuen 1. Kapellmeisters gegeben. Justus Thorau, so war zu hören, fürchte sich nicht vor den Massen an Sängern, wenn das gesamte Publikum bei diesem Mitmach-Konzert zum Chor wird. Thorau freut sich auf die Arbeit mit dem Aachener Studentenorchester, dem sich weitere Musiker angeschlossen haben. Eine Woche später gibt es dann den abschließenden Konzertmarathon „Lange Chornacht“, zu der sich bereits so viele Chöre aus Aachen, der Region, aber auch auffallend viele belgischen und  niederländischen Chöre angemeldet haben, dass zeitweise das Postfach der Chorbiennale lahmgelegt war.

Reizvolle Einzelveranstaltungen
Das 2011 eingeführte Format „Late Night Concerto“ bestreiten dieses Jahr sechs außergewöhnliche Sängerinnen aus Lettland, die sich nach einer weihnachtlichen Deutschlandtournee 2010 zu den „Latvian Voices“ zusammengeschlossen haben.
In philosophische Tiefen führt das Kammer-Musiktheater „Patina“, das von der Puppenspielerin Ananda Puijk entworfen wurde - die selbst auch, neben sechs Sängerinnen des „Studium Chorale“, samt Puppe auf der Bühne stehen wird. Die Musik zu dieser Kammeroper im weitesten Sinne hat Hans Leenders komponiert, ihm zur Seite steht ein Marimba-Spieler. Einblicke in den Alltag des Chorgesangs gewähren zwei weitere Veranstaltungen, die die Organisatoren unter dem Label „ChorBi+“ zusammengefasst haben: Die öffentliche Chorprobe mit dem großen Festivalchor unter Leitung von GMD Kazem Abdullah sowie ein interaktiver Vortrag mit dem Titel „Be part of the sound“ von Harald Nickoll über die „Intonation in der reinen Stimmung”. Einen besonderen Einstieg in die französisch angehauchte Chorbiennale bietet das Deutsch-Französische Kulturinstitut. Dessen Geschäftsführerin Dr. Angelika Ivens hatte mit ihrem Team die Idee zu einer Sonntagsmatinee mit dem französischen Filmklassiker „Les Choristes - Die Kinder des Monsieur Mathieu“, die in Verbindung mit dem Apollo Kin & Bar und einem petit déjeuner stattfinden wird.

Ein starkes Familienprogramm
Zwar seien immer schon Kinderchöre bei der Chorbiennale aufgetreten, aber der Fokus mit zwei international renommierten Kinderchören und abendfüllenden Konzerten sei neu, erläuterte Ansgar Menze. Geplant war auch, das Prinzip der Chorbiennale „Aachener Chor trifft internationalen Gastchor“ auf ein bestimmtes Chorgenre zu übertragen. Dass damit eine zweite Idee realisiert wurde, nämlich im Rahmen der Biennale Chöre der unterschiedlichen Partnerstädte zu präsentieren, freute vor allem auch Georg Schmidt, den Vorsitzenden des Vereins Partnerschaftskomitee Aachen-Reim. Auf eine Idee der Kulturdezernentin geht die Aktion „PRELUDE“ zurück. Gemäß dem Motto „Kunst braucht Öffentlichkeit, Öffentlichkeit braucht Kunst“ treten Aachener Schulchöre im Vorfeld der Chorbiennale auf und machen mit eigenen kurzen Beiträgen Lust auf die Chorbiennale. Dem wird ein flashmobartiges Format zugrunde liegen, das die Schüler und Lehrer eigenverantwortlich gestalten werden. Eine entsprechende Ausschreibung wird noch vor den Osterferien verschickt. Dass im Rahmen der Chorbiennale auch ein an Familien gerichtetes Gesprächskonzert stattfindet, das den professionellen Sängern von „Latvian Voices“ zum Beispiel den Kinder- und Jugendchor des Theater Aachens zur Seite stellt und zur „Faszination Stimme“ befragt, ist da nur ein konsequenter Schritt.

Starke Partner
Auch die Städteregion Aachen engagiert sich erneut bei der Chorbiennale. Es sei Ausdruck der Hochachtung dessen, was bei den letzten Biennalen  stattgefunden habe. Bei einem eigenen Konzertabend präsentiert die Städteregion so erneut ihre interessantesten Chöre, die von einer Jury ausgewählt werden. Erich Timmermanns, Direktor für Werbung und Öffentlichkeit der Sparkasse, schloss sich diesem Urteil an und lobte den hervorragenden Zusammenschluss der Chöre sowie der Stadt und begründete damit das große Engagement der Sparkasse Aachen als Festivalsponsor 2015.

Neben den erfolgreichen Lunchkonzerten zur Mittagszeit, musikalisch gestalteten Gottesdiensten und der allabendlichen CHORBi-Lounge „Sing and Chill“  sowie dem mitternächtlichen „Farewell“ am letzten Abend vor dem Aachener Rathaus hält die Chorbiennale fest. 14 Tage lang schafft das Festival somit eine unverwechselbare Atmosphäre in Aachen und freut sich auf ein ebenso kundiges wie neugieriges und begeisterungsfähiges Publikum.