Alles rund um Aachen

StädteRegion Aachen. Im Gedenkjahr 2014 sind die Weltkriege des 20. Jahrhunderts auch in der Region allgegenwärtig. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die StädteRegion Aachen hatten zum gemeinsamen Austausch unter dem Motto „Europa erinnere dich – Was lernen wir aus dem Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren?“ nach Aachen geladen. Schüler aus der StädteRegion und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens haben dabei die Ergebnisse ihrer Projektarbeiten zu diesem Thema präsentiert. Neben den rund 80 Teilnehmern waren bei der hochkarätigen Veranstaltung unter anderem NRW-Justizminister Thomas Kutschaty, Regierungspräsidentin Gisela Walsken und Städteregionsrat Helmut Etschenberg anwesend.

Der Krieg ist durch seine Denkmäler auch heute immer noch präsent“, stellte Städteregionsrat Helmut Etschenberg in seiner Begrüßungsansprache vor den Schülern und Lehrern im Haus der StädteRegion fest. Dabei seien sich die jüngeren Generationen immer seltener bewusst, welche drastischen Konsequenzen mit jedem Krieg einhergingen. Viel zu leichtsinnig, das zeigten aktuelle Konflikte im Nahen Osten und der Ukraine, würden Jugendliche mit dem hohen Gut des Völkerfriedens spielen. „Die Basis unseres Friedens ist unsere Europäische Gemeinschaft“, mahnte der Städteregionsrat abschließend, „Freiheit, Frieden und Versöhnung der Völker sind nicht selbstverständlich.“

Auch Regierungspräsidentin Gisela Walsken betonte die Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Vergangenheit: „Wir nehmen uns heute Zeit um innezuhalten, um uns bewusst zu machen, wie die Kriege die Welt verändert haben.“ Dabei zeigte Walsken sich tief beeindruckt von der enormen Rückmeldung der Schüler zu dem Projekt. Gleichermaßen lobte NRW-Justizminister und VDK-Landesvorsitzender Thomas Kutschaty die Beteiligung. Die Grenzregion rund um Aachen, das hätten seine drei Besuche von Erinnerungsveranstaltungen in dieser Woche gezeigt, sei besonders wichtig für das Gedenken an die Kriegsopfer. Neben der Warnung vor der Brisanz aktueller Konflikte in der Welt forderte Kutschaty vor allem eine gemeinsame europäische Erinnerungskultur. Während hierzulande, so der Justizminister, der Erste Weltkrieg vielfach durch die Gräueltaten des Zweiten in den Schatten gestellt wurde, hätte das Gedenken an die Zeit zwischen 1914 und 1918 in unseren Nachbarländern einen höheren Stellenwert. Eine gemeinsame Erinnerungskultur – an beide Weltkriege gleichermaßen – soll die Völker der EU weiter vereinen. „Die persönliche Erfahrung von Geschichte ist ein wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung“, erinnerte Thomas Kutschaty.

Diese europäische Erinnerungskultur persönlich zu leben, dass darf wohl Dr. Herbert Ruland von der Autonomen Hochschule der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Eupen von sich behaupten. Denn der Historiker, der nicht nur Buchautor und Kurator diverser heimatgeschichtlicher Ausstellungen ist, hat sowohl die belgische als auch die deutsche Staatsbürgerschaft. In seinem ungewöhnlichen Vortrag wusste Ruland das Publikum mit seinem enormen Fachwissen für die Heimatgeschichte zu begeistern. Besonders von den engen Grenzbeziehungen vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wusste Ruland einiges zu berichten: „Man feierte über die Grenze, man heiratete über die Grenze, man arbeitete über die Grenze.“ Selbst eine gemeinsame Sprache hatte man im Plattdeutsch gefunden. „Das Zusammenleben der Menschen in der Grenzregion“, so Ruland, „war vor dem Krieg sogar noch enger als heutzutage.“ Erst mit den Untaten, die die deutschen Soldaten an der belgischen und niederländischen Zivilbevölkerung verübten, erlitten die Beziehungen nachhaltige Schäden.

Die Projektarbeiten der Schüler beschäftigten sich auf verschiedene Art und Weise mit den Auswirkungen der Weltkriege in der Region. In Kleingruppen hatten die Schüler in Zusammenarbeit mit ihren Lehrern, Experten des VDK und Historikern zu verschiedenen Themen recherchiert, Zeitzeugen befragt und Archive durchstöbert. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen: Alle gezeigten Projekt waren sehr professionell gestaltet und präsentiert. In einer anschließenden Diskussionsrunde kamen die Schüler mit den Politikern ins Gespräch und teilten ihre persönlichen Eindrücke und Erfahrungen aus den Projektarbeiten mit dem Publikum. „Es macht mir Hoffnung, wenn ich sehe, dass die Völkerverständigung in Europa immer besser wird. Wenn ich die Projektarbeiten so betrachte, bin ich zuversichtlich, dass die jüngere Generation verantwortungsvoll mit der Vergangenheit umzugehen weiß“, resümierte Städteregionsrat Helmut Etschenberg.  

Folgende Schulen aus der StädteRegion Aachen trugen Projektarbeiten zu der Veranstaltung bei: Heilig-Geist-Gymnasium Würselen, Goethe Gymnasium Stolberg, Realschule Würselen und die Hauptschule Kogelshäuserstraße Stolberg.