Alsdorf

Im Rahmen des Gedenkjahres „30 Jahre nach dem Brandanschlag von Solingen" hat auch der Integrationsrat der Stadt Alsdorf an die Opfer erinnert und die Herausforderungen diskutiert, vor die die Gesellschaft durch Rassismus gestellt wird.

Kurz nach dem Anschlag auf das Haus der Familie Genç, dem am 29. Mai 1993 fünf Menschen zum Opfer fielen, war der heutige Integrationsratsvorsitzende Mevlüt Zorlu in Solingen. „Das furchtbar ausgebrannte Haus der Familie ist mir immer noch vor Augen", sagte er bei der Gedenkveranstaltung in den Räumen des „ABBBA e.V." in der Luisenpassage. „Diese Tat hat uns vor 30 Jahren auf schreckliche Weise gezeigt, wie tief der Hass auf Menschen, die aus anderen Nationen und Kulturen zu uns gekommen sind, in Teilen unserer Gesellschaft verankert ist", formulierte der stellvertretende Bürgermeister Friedhelm Krämer in seiner Begrüßung der rund 30 Gäste. „Und seitdem gab es viele weitere rassistisch motivierte Taten, die unsere gesamte Gesellschaft verletzen und sie spalten!" Dem pflichtete Emma Brahm, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projektes „Räume der Migrationsgesellschaft" an der Uni Bielefeld, als Referentin des Abends bei. „Rassismus und rechte Gewalt sind kein Thema der Vergangenheit, sondern eine permanente gesellschaftliche Herausforderung, der es sich zu widmen gilt!" Zwar sei der von vier jungen Männern verübte Brandanschlag sicher eine besonders extreme und in der Nachkriegsgeschichte beispiellose Tat gewesen, „doch ist Rassismus keine individuelle Einstellung, sondern ein System innerhalb unserer Gesellschaft. Jede einzelne Tat müssen wir daher als Teil eines großen Ganzen sehen." Gerade vor dem Hintergrund des wachsenden Wählerzuspruchs für rechte Parteien und der politischen Diskussion um vermehrte Grenzkontrollen müsse man darauf achten, die freiheitliche Ordnung der Demokratie nach Kräften zu stärken. Diese Sicht teilte auch Demet Jawher, die als Vorstandmitglied des Landesintegrationsrates NRW schon häufig zu Gast in Alsdorf war. „Ich freue mich sehr, dass die Stadt Alsdorf sich nicht nur an Abenden wie dem heutigen zu einer heterogenen Einwohnerschaft bekennt." Kulturelle Einflüsse seien stets ein Vorteil, den es zum Wohl der gesamten Gesellschaft zu nutzen gelte.