Herzogenrath

Am 01. März 2016 hat der GOC Parkstad – Anlaufstelle für Veteranen und andere (frühere) Uniformierte - die Räumlichkeiten in der Lambertistraat 10A in Kerkrade bezogen. Ein Begegnungszentrum in Eurode mit Herz, das jeden Interessierten einlädt, im Rahmen seiner Möglichkeiten aktiv zu werden. „Wir haben hier sehr friedliche Nachbarn“, erklärt Piet Heuts lächelnd bei der Begrüßung im Café-Bereich des Begegnungszentrums von dem aus man auf den benachbarten Friedhof blicken kann. Nicht nur Piet Heuts sondern auch für viele andere Besucher der Einrichtung haben Erfahrungen mit dem Sterben machen müssen. Jeder auf seine ganz eigene Art und Weise insbesondere bei Auslandseinsätzen während ihrer Bundeswehr- bzw. Militärzeit.

(v.li.n.re.): Piet Heuts, Arianne Heuts und Jürgen Mark

Gemeinsam mit seiner Frau Arianne und seinem Herzogenrather Mitstreiter Jürgen Mark hat er die GOC Parkstad als Anlaufstelle für Veteranen und andere (frühere) Uniformierte im Jahr 2011 gegründet. Zu diesem Zeitpunkt war er selbst im Zuge von Personalrationalisierungsmaßnahmen aus der niederländischen Luftwaffe entlassen worden. 34 Dienstjahre und sieben Auslandseinsätze in der Sinai Wüste, im Persischen Golf und Jugoslawien haben bei ihm ihre Spuren hinterlassen. Piet Heuts leidet selbst an einer posttraumatischen Belastungsstörung – im Fachjargon kurz PTBS genannt.

Einer PTBS gehen definitionsgemäß ein oder mehrere belastende Ereignisse von außergewöhnlichem Umfang oder katastrophalem Ausmaß voran. Dabei muss die Bedrohung nicht unbedingt die eigene Person betreffen, sondern sie kann auch bei anderen erlebt werden(z.B. wer Zeuge eines schweren Unfalls oder einer Gewalttat wird). Die PTBS tritt in der Regel innerhalb eines halben Jahres nach dem traumatischen Ereignis auf und geht mit unterschiedlichen psychischen und psychosomatischen Symptomen einher. Häufig kommt es zum Gefühl von Hilflosigkeit, sowie durch das traumatische Erleben zu einer Erschütterung des Ich- und Weltverständnisses.

Jürgen Mark wurde nach seiner Bundeswehrzeit, in der er zum Sanitäter ausgebildet wurde,  zu zwei Auslandseinsätzen in Somalia und Sarajewo herangezogen. Auch bei ihm hat das Erlebte tiefe seelische Narben hinterlassen. Narben, die beide Männer  zum Anlass genommen haben aktiv zu werden, um sich und anderen zu helfen. Schließlich kennen Sie die Sorgen und Ängste, oftmals auch die Hilflosigkeit und den damit einher gehenden Frust von Kriegsveteranen. Denn sie  sind selbst betroffen – sie haben all das selbst durchlebt. Sie wissen wie wichtig es ist, verständnisvolle Ansprechpartner zu haben. „Mit dem Weggang aus der Bundeswehr verliert man seine Familie. Wir wollen mit unserer Begegnungsstätte eine Gemeinschaft schaffen, die die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten auffängt, zuhört und einfach immer da ist“, weiß Heuts zu berichten. „Wir schreiben hier keinen ab – bei uns sind auch Familien, Kinder, Nachbarn und Freunde herzlich willkommen“, ergänzt Jürgen Mark.

 

Die Beharrlichkeit des Ehepaares Heuts und von Jürgen Mark hat Früchte getragen.

Nachdem sie 2011 mit einem Café-Treff zwei Mal im Monat an verschiedenen Lokalitäten in Kerkrade starteten, konnten sie nun nach erfolgreichen Verhandlungen mit der Stadt Kerkrade die ehemalige Unterkunft der Pfadfinder in der Lambertistraat 10A beziehen. Die Stadt gab 10 Eimer Farbe dazu und in kürzester Zeit wurden die Pforten an fünf Tagen in der Woche geöffnet. Auf telefonische Anfrage ist die ganze Woche Jemand erreichbar.

Natürlich ist die Ausstattung noch provisorisch, da das soziale Projekt derzeit finanziell noch auf den Schultern seiner Gründer ruht. Zwar haben Sie die Räumlichkeiten mietkostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, aber sämtliche Nebenkosten müssen natürlich finanziert werden. Ein Telefon- und Fernsehanschluss fehlen deshalb noch. „Das heißt für uns Freunde und Förderer finden und ein funktionierendes Netzwerk aufbauen, um diese Anlaufstelle erhalten und ausbauen zu können. An Ideen mangelt es uns nicht. Wir freuen uns über jede Hilfe, die wir bekommen können“, so Mark. „Uns geht es darum, dass sich hier Menschen mit vergleichbaren Schicksalen treffen, ihre Erfahrungen austauschen und sinnvollen Dienst verrichten können.“ Dazu gehört ein Reparaturteam für Menschen in der Parkstadt und in der Euregio Maas-Rhein, die nicht in der Lage sind, hierfür eine kommerzielle Firma zu beauftragen. Auch die Zusammenarbeit des GOC mit anderen Organisationen, die Kurse, Schulungen, Trainingseinheiten und Wiedereingliederungsprojekte für Langzeitarbeitslose und andere (frühere) uniformierte Arbeitslose anbieten, gehört zum Konzept.

Ungefähr 4000 Veteranen leben im Nordkreis und in Kerkrade. Schätzungen zufolge ist ca. ein Viertel von PTBS betroffen. Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig es ist, eine feste Anlaufstelle anbieten zu können.

Doch nicht nur Veteranen, sondern auch Menschen, die beruflich uniformiert sind wie z.B. Feuerwehrmänner, Polizisten, Sanitätspersonal etc. wissen es zu schätzen, sich in der Lambertistraat in Kerkrade treffen und – außerhalb ihrer beruflichen Vereinigung - austauschen zu können.

Möchten Sie mehr über diese Initiative erfahren und sie unterstützen, dann wenden Sie sich an:

Jürgen Mark

Bund Deutscher Einsatzveteranen

Kirchstr. 110, 52134 Herzogenrath

Tel.: 02406/669908

Mobil: 0160-98114044

j.mark@veteranenverband.de

Piet Heuts

Tel.: 0031/06/54732746

piet@woundedwarriors.n