Alles rund um Aachen

„Wir sind auch bei minus sechs Grad gelaufen, da waren wir aber nicht wirklich viele dabei“, ist Willi Kiessner, Diplom-Sozialpädagoge und Vormund bei der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Aachen-Stadt e.V. sichtlich stolz auf „seinen“ Lauftreff für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, der seit gut zwei Jahren auch an großen Volksläufen wie dem Firmenlauf, dem Silvesterlauf oder dem Winterlauf teilnimmt. Der Lauftreff war eins von drei Projekten, das im vergangenen Jahr mit dem städtischen Förderpreis „Integration durch Sport“ ausgezeichnet wurde. Aus rund 20 Jugendlichen besteht die lose Gruppe, die sich jeden Sonntag um 17 Uhr im Winter am Hangeweiher trifft und jetzt, ab Frühling, am Parkplatz Siegel. Für einige der jugendlichen Flüchtlinge hat Kiessner die Vormundschaft.

Foto: © Stadt Aachen/Andreas Schmitter
Sport, Spaß und Integration: Die Jugendlichen des Lauftreffs für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge mit Willi Kiessner von der Arbeiterwohlfahrt

Die Gruppe besteht aber nicht nur aus den jugendlichen Flüchtlingen, die aus Pakistan, Syrien, Afghanistan oder verschiedenen afrikanischen Staaten nach Deutschland geflohen sind – „sie sind ganz ohne Eltern nach Aachen gekommen“, betont Kiessner – sondern auch deutschen Jugendlichen aus der Waldorfschule, die eine Kooperation mit dem Lauftreff hat. Aber auch andere Jugendliche aus Aachen sind sonntags um 17 Uhr herzlich willkommen.

Die Stadt stellt das Preisgeld zur Verfügung
„Sport ist ein ganz großer Integrationsfaktor“, weiß Petra Prömpler, Leiterin des städtischen Fachbereichs Sport: „Und deshalb ist dieser Preis Oberbürgermeister Marcel Philipp und der Stadt so wichtig. Die Stadt stellt daher auch das Preisgeld von insgesamt 3.000 Euro zur Verfügung.“ Der Preis wird traditionell beim „Tag der Integration“ verliehen, der in diesem Jahr am Sonntag, 23. August, stattfindet.
Viele der Flüchtlinge spielen Fußball und so sind einige der Läufer in Vaalserquartier, Herzogenrath oder in Rott im Verein aktiv. „Aber der ein oder andere läuft auch ohne Ball gerne ein paar Meter“, lacht Kiessner. Auch der 19-jährige Ahmed aus Mali hat früher Fußball gespielt, aber: „Ein Klassenkamerad hat mich dann mitgenommen zum Laufen. Ich bin Herrn Kiessner sehr dankbar.“ Er freut sich nicht nur, dass er mit anderen Jugendlichen beim Lauftreff dabei sein kann, sondern vor allem auch, dass er richtige Laufschuhe bekam, dass er bei Ausflügen – etwa zum 1.Liga-Spiel nach Mönchengladbach – oder zum gemeinsamen Kegeln und Eislaufen durfte. „Vieles davon haben wir aus dem Preisgeld des letzten Jahres finanziert. Das war ein warmer Geldregen“, so Kiessener, dessen Lauftreff 1.500 Euro erhielt.

Drei Hauptpreise und zusätzliche Anerkennungspreise
Das AWO-Projekt ist nur einer der Preisträger 2015: Aachener Engel e.V. erhielt 1.000 Euro für „Sport statt Gewalt“ und der Verein Aix-la-Sports 500 Euro für die „Nichtschwimmerausbildung für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund“. Ein Anerkennungspreis von 250 Euro ging an die Offene Tür Josefshaus für „Boxen statt Straße“. Die Anerkennungspreise stiftet der Förderverein Sport durch Integration. Uschi Brammertz, Geschäftsführerin des „Aachener Arbeitskreis Integration durch Sport“, der den Preis 2005 als NRW-Landesprojekt ins Leben gerufen hat: „Wir haben in manchen Jahren so viele tolle Projekte, die wir auch noch auszeichnen möchten.“ Deshalb habe man den Förderverein gegründet, der Spenden einwerben und nun zusätzliche Anerkennungspreise vergeben kann.

Und wie gut die Integration beim Laufen funktioniert bestätigt der 19-jährige Morian von der Waldorf Schule: „Dabei kann man gut quatschen, oft mit Händen und Füßen, aber es wird von Mal zu Mal besser.“

Der städtische Förderpreis „Integration durch Sport“
Der Einsendeschluss für Bewerbungen ist in diesem Jahr am 10. Juni.

Wer kann ausgezeichnet werden?
Mit ihm werden Vereine, Träger der freien Jugendhilfe, Migrantenselbstorganisationen oder andere Institutionen sowie engagierte, ehrenamtlich tätige Menschen ausgezeichnet. Alle Preisträger leisten durch Aktionen und Projekte im Bereich Sport einen außergewöhnlichen und nachhaltigen Beitrag zur Integrationsarbeit in Aachen.

Bedingungen
Besonders berücksichtigt werden:
•    Innovative und richtungweisende Aktivitäten mit Vorbildcharakter, die sich nachhaltig und dauerhaft auf die Integrationsarbeit auswirken.
•    Projekte oder Aktivitäten, die durch eine Kooperation unterschiedlicher Institutionen getragen werden und vernetzt sind.
•    Aktionen, die sich durch ein gemeinsames Miteinander von Menschen unterschiedlicher Kulturkreise auszeichnen und die Kommunikation untereinander verbessern.
•    Aktivitäten, die sich durch soziale Aspekte, wie kostenlose oder preiswerte Angebote oder ein über das Sportangebot hinausgehendes soziales Engagement auszeichnen.

Jury und Preisverleihung
Die Preisträger werden von einer Jury bestimmt. Sie setzt sich zusammen aus der Beigeordneten für den städtischen Fachbereich Sport und jeweils einem Vertreter des Integrationsrates, des Fachbereichs Soziales und Integration, des Fachbereichs Sport der Stadt Aachen, des StadtSportBundes und des „Arbeitskreises Integration durch Sport“.
Drei ausgewählte Bewerber erhalten attraktive Geldpreise sowie eine öffentlichkeitswirksame Präsentation ihres Projektes. Weitere förderungswürdige Projekte erhalten Anerkennungspreise.
Projekte, die bereits in den Vorjahren einen Hauptpreis gewonnen haben, können leider nicht noch einmal berücksichtigt werden. Neue Projekte bereits ausgezeichneter Institutionen können jedoch eingereicht werden.

Weitere Informationen und das Antragsformular sind zu finden auf: www.aachen.de/sport, Rubrik „Der städtische Förderpreis ‚Integration durch Sport‘“.