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Eine bittere Entdeckung mussten die Baumpflegekolonne des Aachener Stadtbetriebs und die Untere Landschaftsbehörde in der vergangenen Woche machen: An zwei Stellen im Aachener Stadtgebiet sind städtische Bäume wohl gezielt gefällt worden. Dabei handelt es sich um Laubbäume, die alle unter Baumschutz standen.

Brut- und Nistschutz
So ist am Eberburgweg eine 70 Jahre alte Buche gefällt worden. Erst einige Wochen zuvor hatten Kontrolleure den Baum gesichtet und als gesund eingestuft, erzählt Andreas Schulz, Teamleiter der Baumpflege des Stadtbetriebs. Die ordnungswidrige Fällung verstößt sowohl gegen den, im Bundesnaturschutzgesetz festgeschriebenen Brut- und Nistschutz, als auch gegen die Baumschutzsatzung der Stadt Aachen. Letztere besagt unter anderem, dass die meisten Bäume ab einem Stammumfang von 80 Zentimetern unter einem besonderen Schutz stehen. Die umgesägte Buche hatte einen Stammumfang von 1,80 Meter und war 70 Jahre alt. Experten des Stadtbetriebs schätzen den Schaden des Baumes auf 5.000 Euro und weitere 1.000 Euro für den Flurschaden und die Beseitigung der Baumreste. Hinzu kommt ein zerstörtes historisches Gitter, welches durch den Fall des Baumes eingedrückt wurde.

Bäume im Biotop gefällt
Ein noch größerer ökologischer Schaden ist an einem städtischen Grundstück zwischen Ronheider Weg und Höfchens Weg entstanden. Dort sind mehrere Bäume in einem Biotop gefällt worden. Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um amerikanische Roteichen, teilweise mit einem Stammumfang von zweieinhalb Metern. Die Baumexperten schätzen das Alter der Bäume auf hundert Jahre. Zahlreiche weitere Bäume wurden zurückgeschnitten.

Bäume durch Kettenreaktion in Schieflage
Wegen der unsachgemäßen Fällungen ist ein enormer Kollateralschaden entstanden. Es wurde eine Kettenreaktion ausgelöst, wodurch weitere Bäume angeschoben wurden, die sich nun in Richtung des Schulhofes der Grundschule Höfchensweg neigen. Es besteht keine unmittelbare Gefährdung. Dennoch haben die Pflegekolonnen bereits mit Kontrollgängen begonnen und erste Maßnahmen eingeleitet, um die Schäden zu beheben, wie Wolfgang Kirch von der Unteren Landschaftsbehörde erläutert. Um die Verkehrssicherheit wiederherzustellen ist ein erhöhter Kontroll- und Pflegeaufwand notwendig. Viele umstehende Bäume wurden in Mitleidenschaft gezogen und müssen nun nachgeschnitten werden. Hinzu kommt, dass durch das Eingreifen in das Biotop tausende Tiere ihren Lebensraum verloren haben. In und an den Bäumen lebten Insekten und Käfer. Außerdem ist davon auszugehen, dass Nistplätze für Vögel zerstört wurden. „Das ist ein erheblicher Eingriff in die Fläche“, ordnet Dr. Winfried Engels, Experte für Artenschutz bei der Unteren Landschaftsbehörde, den Fall ein. „Es war ein vitaler und wertvoller Baum- und Gehölzbestand, der mutwillig und sinnlos zerstört worden ist.“

Bußgelder bis zu 10.000 Euro
Das illegale Fällen von Bäumen wird als Ordnungswidrigkeit geahndet und mit Bußgeldern von bis zu 10.000 Euro bestraft. In beiden Fällen wurde Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Der Aachener Stadtbetrieb und die Untere Landschaftsbehörde bitten um sachdienliche Hinweise an die Polizei unter 0241/95770.