Alles rund um Aachen

Sie begreifen im wahrsten Sinne des Wortes die Geschichte Aachens, die 18 Schüler aus zwei der drei Internationalen Förderklassen des Aachener Berufskollegs Mies-van-der-Rohe: Beim Besuch der Dauerausstellung und der aktuellen Ausstellung „Mokka Türc & Marihuana – Schmuggel an der Aachener Grenze“ können sie einige der Exponate anfassen, sie betrachten die Ausstellungsstücke noch lange nach Ende der Führung, sind kaum aus den Museumsräumen zu bekommen. Zum Beispiel testen sie erstaunt, wie schwer denn der Nackenschutz aus Kettengliedern eines historischen Helms ist. Die Jugendlichen, die zum Beispiel aus Afghanistan, Eritrea, Guinea oder Pakistan kommen, sind seit ein bis zwei Jahren in ihrer neuen Heimat.

Foto: © Stadt Aachen/Nadine Jungblut):

Begeistert: Die jungen Flüchtlinge lassen sich mit Ihren Lehrerinnen, Lehrern und Vertretern des Rotary-Clubs Aachen-Frankenburg durch die Ausstellungen im Centre Charlemagne führen

„Es ist toll, etwas über die Geschichte zu erfahren, Kaiser Karl und die Entwicklung der Stadt“ oder „Aachen ist jetzt meine Heimat, da will ich auch etwas über sie wissen“, äußerten sich die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die in den Förderklassen unterrichtet werden. Auch die zweite Ausstellung „Mokka Türc & Marihuana – Schmuggel an der Aachener Grenze“ interessierte sie – geht es dabei doch um Grenzen, von denen die jungen Menschen auf ihrem Weg nach Deutschland viele überwinden mussten.

„Der Unterricht an einem Berufskolleg soll mehr sein, als Fachtheorie, Sprachen lernen, Erwerb von Schulabschlüssen und Praktika in Unternehmen“, davon ist Lutz Thelen, Bildungsgangleiter Technikunterricht und Sport an der Mies-van-der-Rohe, überzeugt. Deshalb hat die Schule für ihre drei internationalen Klassen ein umfangreiches Programm konzipiert, um die jungen Menschen neben der Sprache und beruflicher Orientierung umfassender auszubilden. Das Interesse an Unterricht und Exkursionen zu Themen der deutschen und europäischen Geschichte, Geografie, Politik, Biologie und Sport ist bei den Schülern sehr groß.

Rotary Aachen-Frankenburg hilft mit einer Spende
Aber: Mit dem normalen Schulbudget ist dies oft nicht zu finanzieren. Und hier kommt der Rotary-Club Aachen-Frankenburg ins Spiel: Mit einer Spende ermöglicht er den jungen Flüchtlingen jetzt eine Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen und den Besuch von Museen und Ausstellungen, zusätzlich zur Ausbildung am Berufskolleg. Professor Reiner Kopp, Präsident des Rotary-Clubs Aachen Frankenburg: „Wir Rotarier wollen helfen. Und in diesem Jahr haben wir uns das Thema Flüchtlinge als Schwerpunkt vorgenommen.“ Er ist überzeugt: „Die Integration der Flüchtlinge muss klappen.“ 1.500 Euro – „ein eigentlich recht kleiner Betrag, mit dem wir viel bewirken“, so Kopp – wird für die Aktionen des Berufskollegs zur Verfügung gestellt. Geplante Ausflüge sind ein Besuch der Sternwarte oder ein Ausflug nach Bonn ins Haus der Geschichte.  

Allgemeine und kulturelle Bildung fördert die Integration
Lutz Thelen erläutert den Hintergrund: „Ankommen in Aachen heißt vor allem: Teilnahme am täglichen Leben und Kenntnisse der deutschen und europäischen Geschichte, um die Kultur zu verstehen. Eine umfassende Bildung ist der Schlüssel für ein Leben in Deutschland, die Integration und die Möglichkeit, die eigene Zukunft zunehmend aktiv zu gestalten.“ Die berufliche Orientierung schaffe die Möglichkeit zur ökonomischen Unabhängigkeit und beruflichen Integration, die allgemeine und kulturelle Bildung fördere die Integration in der Stadt mit ihrer gesellschaftlichen Vielfalt. „Das Berufskolleg ist die letzte Schulform in der Ausbildung und auf dem Weg in die Berufstätigkeit und in die Gesellschaft.“ Daher sei man sich dort der besonderen Verantwortung bewusst.