RWTH

Nach dem Hallenbrand sind Direktoren und Mitarbeiter optimistisch - Unterstützungsangebote kommen aus aller Welt. Eine Woche nach dem Brand und der Zerstörung der Halle des Werkzeugmaschinenlabors (WZL) der RWTH Aachen zeigen sich die Professoren ebenso wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter optimistisch. Bei einer Pressekonferenz am 11. Februar 2016 richteten die Direktoren des WZL den Blick bewusst nach vorne. „Das WZL ist in vollem Umfang arbeitsfähig“, erklärte Professor Günther Schuh als Sprecher. Vor allem für die Industriepartner sei wichtig zu wissen, dass die Arbeit an den Projekten weitergehe, wenn auch mit Einschränkungen und improvisierten Lösungen. Die 150 Beschäftigten, die in der ausgebrannten Maschinenhalle tätig waren, führen bereits an Interimsplätzen ihre Arbeit fort. Insgesamt beschäftigt das WZL 800 Personen in mehreren Gebäuden. Als Nachwuchswissenschaftler und Doktorand am WZL berichtete auch Diplom-Ingenieur Christian Wirtz über seine erste große Betroffenheit. Bei dem Brand gingen seine Forschungsergebnisse verloren, er habe aber schon am Tag danach mit den Kollegen zusammengesessen und Lösungen überlegt. „Es war keiner dabei, der aufgeben wollte. Alle waren bereit, zu improvisieren und an einem Strang zu ziehen“, betonte der 28-Jährige.

Foto: Andreas Schmitter / Eine Woche nach dem Brand einer Maschinenhalle des WZL der RWTH wird im Rahmen einer Pressekonferenz über den aktuellen Sachstand berichtet

Trotz des faktisch großen Verlustes machten auch die leitenden Professoren ihre Aufbruchstimmung deutlich. Der WZL-Krisenstab arbeite mit Hochdruck unter dem Motto „Jetzt erst recht“. Grundsätzlich zeigten sich RWTH-Kanzler Manfred Nettekoven und die WZL-Direktoren Professor Günther Schuh, Professor Fritz Klocke, Professor Robert Schmitt und Professor Christian Brecher äußerst dankbar über die vielen Hilfsangebote nach dem Brand - dazu gehörten Ersatzmaschinen, Laborausstattungen und Nutzflächen. Diese Angebote kämen nicht nur aus der RWTH heraus, sondern von vielen Industrie- und Forschungspartnern aus aller Welt - beispielsweise sogar aus Vancouver, Tokio oder Brasilien. „Auch it-technisch sind wir wieder zu 90 Prozent aufgestellt“, so Schuh weiterhin. Nach einer ersten Reinigung konnten Daten von verschmutzten Servern vorübergehend auf die Großrechner des benachbarten Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie IPT überspielt werden. Professor Fritz Klocke, WZL-Lehrstuhlinhaber und zugleich Leiter des IPT, teilte mit, dass der Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft ebenfalls schnelle und unbürokratische Unterstützung zugesagt habe.

Und der bauliche Neuanfang wird auch schon geplant. Dazu gehören Gespräche mit dem Land NRW, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb BLB als Eigentümer der Immobilien oder dem Strategierat der RWTH. Eine neue Halle würde nach den bisherigen Schätzungen etwa 30 bis 40 Millionen Euro Kosten. Kanzler Nettekoven berichtete, dass in Kürze das Landeskabinett über entsprechende Maßnahmen berate. Weitere 60 bis 70 Millionen Euro sind nach Angaben des WZL-Direktoriums erforderlich, um die notwendige Forschungsinfrastruktur zu beschaffen. Derzeit hätten die Mitarbeiter mit hoher Leistungsbereitschaft und Motivation begonnen, Versuchsaufbauten zu rekonstruieren und unterbrochene Projekte fortzusetzen. „Denn das Wichtigste blieb uns erhalten, das Know-how in den Köpfen“, so Schuh. Zu bewältigen bleibt aber voraussichtlich eine Finanzierungslücke von 30 bis 40 Millionen Euro, da das Equipment durch die RWTH nur bis zur Höhe von 30 Millionen Euro versichert ist.

Schuh kündigte daher die Gründung einer WZL-Stiftung an. Diese sei schon länger in Vorbereitung. Nun könne diese Stiftung auch angebotene Geldspenden annehmen, mit denen die Infrastruktur des WZL weiter ausgebaut werden könne. Das WZL habe bereits in den 1970er Jahren wegweisende Entwicklungen angestoßen, die schon damals ihrer Zeit weit voraus waren. Das bleibe auch in Zukunft so, auch dank der großen Unterstützung der hochmotivierten Mitarbeiter.