RWTH

Der Historiker und frühere Senatsvorsitzende erhielt den von-Kaven-Ring. Professor Dr. Max Kerner gehört zu den Vertretern der RWTH, die nicht nur innerhalb der Universität, sondern weit über die Hochschule hinaus in Stadt und Region für ihr Wirken bekannt sind. So hatte sich der Historiker während seiner gesamten beruflichen Laufbahn in der Selbstverwaltung der RWTH engagiert. Als renommierter Wissenschaftler veröffentlichte er zahlreiche Arbeiten, so im Jahr 2000 die Schrift „Karl der Große – Entschleierung eines Mythos“. Die Hochschule ehrte ihn jetzt mit der Verleihung des von-Kaven-Rings. Diese Auszeichnung wurde bislang erst zweimal vergeben: 2005 an den Altrektor der RWTH, Professor Dr. Roland Walter, und 2006 an Dr. Jürgen Linden, damaliger Oberbürgermeister der Stadt Aachen.

Foto: Andreas Schmitter / RWTH-Rektor Ernst Schmachtenberg verlieh an Max Kerner als emeritierten Professor und ehemaligen Vorsitzenden des Hochschulsenats den von-Kaven-Ring

August von Kaven war Gründungsdirektor des 1870 eröffneten Polytechnikums in Aachen, der Vorläuferinstitution der heutigen RWTH. Von Kaven spielte eine bedeutende Rolle bei der ersten Organisation und dem späteren Ausbau zu einer Technischen Hochschule. Als Vertreter liberaler Positionen setzte er sich zudem für ein begleitendes, humanistisches Studienangebot ein. Auch dem Historiker Max Kerner war es immer wichtig, den aufgeklärten Humanismus in die technikorientierte Hochschule zu integrieren, betonte RWTH-Rektor Ernst Schmachtenberg im Antrag zur Würdigung von Kerner. Ein Beispiel sei das Leonardo-Projekt, das dieser initiiert habe. „Die Studierenden lernen hier, in interdisziplinären Teams zu arbeiten und unterschiedliche Ansätze zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen wie Klimawandel oder Globalisierung zu entwickeln“, so Schmachtenberg.

Kerner wurde 1940 in Geilenkirchen geboren, er studierte Geschichte und Latein in Köln. 1980 berief man ihn auf die Professur für Mittlere und Neuere Geschichte der RWTH, im Jahr 2002 wurde er Inhaber des Lehrstuhls für Mittlere Geschichte und Direktor des Historischen Instituts. Dekan der Philosophischen Fakultät war er von 1982 bis 1984, Prorektor für Lehre von 1986 bis 1991. Zudem fungierte er unter anderem über mehrere Jahre als Rektoratsbeauftragter für die Kooperation mit dem Technion in Haifa und als Sprecher des Forums Technik und Gesellschaft. Als Vorsitzender des Außen-Instituts, dem Vorläufer des Bürgerforums RWTHextern, vermittelte er sein Wissen in vielen Veranstaltungen nicht nur an Studierende, sondern auch an die Bürgerinnen und Bürger der Region.

Mitglied des Senats der RWTH Aachen wurde der Wissenschaftler bereits 1996. Eine neue Hochschulgesetzgebung im Jahr 2000 schrieb fest, dass nicht mehr der Rektor qua Amt Senatsvorsitzender sei, sondern dieser aus dem Kreis der Senatoren gewählt werde. Kerner wurde infolgedessen 2002 erstmals als Senatsvorsitzender gewählt und belegte während seiner Amtszeit eindrucksvoll, wie dieses Gremium zur Leitung einer Universität beitragen kann. „In dieser Zeit wurde der Grundstein für eine Kultur des konstruktiven Miteinanders in der RWTH gelegt“, hob der RWTH-Rektor als besonderes Verdienst seines Professorenkollegen hervor, der zum Wohle der Universität wie auch in der Wissenschaft als durchaus streitbarer Geist galt. Von seinem großen rhetorischen Talent konnten jedenfalls die Senatorinnen und Senatoren der RWTH in den manchmal langen Sitzungen und Wortdebatten profitieren, die er durch ebenso humorige wie geistreiche Einlagen vorzüglich zu würzen verstand. Aus Altersgründen schied Kerner im Februar 2009 aus Hochschuldiensten aus, was ihn nicht daran hindert, sich unter anderem im Leonardo-Projekt der RWTH weiter zu engagieren.