Herzogenrath

Am 6. November 1969 wurde der Berliner Meilenstein mit einer Darstellung des Berliner Bären und der Inschrift „Berlin 633 km“ an der Aachener Straße / Am Beckenberg aufgestellt. Jetzt wurde der Meilenstein in die Denkmalliste der Stadt Herzogenrath eingetragen und steht unter Denkmalschutz. Der 575 Kilogramm schwere Berliner Meilenstein erinnert an die geteilte Stadt Berlin und ist ein Geschenk des Berliner Senats anlässlich seines 50jährigen Bestehens an den Sport- und Spielverein Herzogenrath und damit auch an die Stadt. Der Erinnerungsstein wurde am 06. November 1969 im Rahmen der „Berliner Woche“ eingeweiht, die parallel zur Feier anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens des SuS Herzogenrath stattfand.

Der damalige Bürgermeister Josef Rütten und der langjährige Vorsitzende des SuS,  Hans Peter Greven, nahm den frisch geputzten Berliner Meilenstein in Augenschein und versicherte, dass damit der Berlingedanke in Herzogenrath verankert sei. Mit der Aufschrift nach „Berlin 633 Kilometer“ sei dieser Meilenstein ein stummer Mahner an alle, die Gedanken an die geteilte Stadt Berlin und ihre Menschen zu lenken.

Zwischen 1954 und 1989 sind vielerorts Berliner Bären in Form von Kilometersteinen, Skulpturen, Reliefs und Plastiken im öffentlichen Raum errichtet worden. Sie sind anschauliche Beispiele für Kleindenkmäler im öffentlichen Raum, deren Errichtung einen symbolisch-gesellschaftspolitischen Hintergrund hatte.

Hans Christoph Seebohm, Bundesminister für Verkehr im Kabinett von Adenauer in den Jahren 1949 – 1966, wies in einem Schreiben vom 24.11.1953 die Aufstellung von „Meilensteinen“ an. Die Vorderseite sollte den Berliner Bären sowie die Entfernung nach Berlin in Kilometern angeben. Die Verbundenheit und Solidarität der Bundesrepublik Deutschland mit Berlin und die Erinnerung an den niedergeschlagenen Arbeiteraufstand in Ost-Berlin und der DDR am 17. Juni 1953 sollten damit zum Ausdruck gebracht werden. Zudem sollten die Berliner Meilensteine auf die eigentliche Hauptstadt innerhalb des Bundesgebiets hinweisen.

Im Jahr 1954 griff der Bundesbeauftragte für die Förderung der Berliner Wirtschaft und Herausgeber der Zeit, Gerd Bucerius, die Initiative Seebohms auf, als Zeichen der Solidarität und als Symbol für das Schicksal des geteilten Deutschlands Kilometersteine zu errichten und versprach alle 100 Kilometer einen solchen Gedenkstein in Form eines hochrechteckigen Kunststeins mit eingraviertem, stehenden Bären, der jeweiligen Entfernung nach Berlin und der inschriftlichen Bezeichnung „Berlin“ errichten zu wollen. Als initiierender Moment soll das Geschenk des Berliner Parlamentspräsidenten Suhr an Bucerius gedient haben, der ihm einen kleinen Bär, seit ca. 1280 Wappentier Berlins, zur Ernennung als Bundesbeauftragten übersandte.

Die vom Berliner Senat und aus Bundesmitteln gesponserten Kilometersteine sind zum überwiegenden Teil in der Wiesbadener Portlandzementfabrik Dyckerhoff & Söhne hergestellt worden.  Als Bezugspunkt diente der Dönhoffplatz, wo ursprünglich der preußische „Null-Meilenstein“ von 1730 stand.

Die Vorlage des in Kunststein gemeißelten Berliner Bären war der Entwurf der renommierten  Künstlerin Renée Sintenis (1888 – 1965). Die aus Schlesien stammende Künstlerin lebte ab 1905 in Berlin und widmete sich vor allem der Bildhauerei und der Malerei. 1948 erhielt sie einen Lehrauftrag für eine Meisterklasse für Tierplastik an der Hochschule für bildende Künste Berlin und 1955 wurde sie zur ordentlichen Professorin ernannt.

Bürgermeister Christoph von den Driesch: „Der Meilenstein ist ein wichtiger Meilenstein in der deutschen Geschichte. Er ist das Relikt einer vergangenen politischen, sozialen sowie historischen Epoche. Der Berliner Bär ist ein historisches Dokument für die Teilung Deutschlands im öffentlichen Raum und erinnert an dieses Kapitel der deutschen Geschichte. Ich finde es sehr wichtig, dass solche Dokumente der Zeit- und Nationalgeschichte durch den Denkmalschutz auch den kommenden Generationen erhalten bleiben.“