Alles rund um Aachen

Der Oberbürgermeister sagte: „Nach den terroristischen Anschlägen in Paris ist überall ein Rechtfertigungsdruck für die muslimischen Gemeinden entstanden – dem müssen wir entgegentreten“. Marcel Philipp unterstrich, „wie sehr ein solches Ereignis wie in Paris Sehnsucht nach einem friedlichen Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen in unserer Stadt und überall weckt“. Er appellierte gleichzeitig an die Aachener: „Wir dürfen die Muslime jetzt nicht allein lassen“. Und demonstrierte seine Aussage gemeinsam mit der städtischen Integrationsbeauftragten Heidemarie Ernst und Vertretern des Aachener Dialogs der Religionen eindrucksvoll in einem Pressegespräch.

Foto: © Stadt Aachen.

(v.l.n.r.) Shahab Ebrahimi (Bahá'i-Gemeinde), Christian Licht (Buddhistische Gemeinde), Integrationsbeauftragte Heidemarie Ernst, Oberbürgermeister Marcel Philipp, Christa Schinkenmeyer (Christliche Gemeinden), Idris Malik (Islamische Gemeinden) und Friedrich Thul (Jüdische Gemeinde) wiesen als Reaktion auf die Anschläge in Paris noch einmal auf die lebendige Vielfalt, das Miteinander der Kulturen und Religionen sowie den Zusammenhalt in Aachen hin.  

Verständigung führt zu Verständnis
Heidemarie Ernst erinnerte daran, dass die Förderung eines friedlichen und toleranten Zusammenlebens das gemeinsame Ziel aller 22 im Dialog der Religionen vertretenen Gemeinschaften sei. Für die Zukunft wünschen sich Heidemarie Ernst und ihre Mitstreiter einen noch offeneren Dialog in Aachen. „Es ist wichtig, Anonymität abzubauen und den Bürgern die Ängste vor dem Unbekannten zu nehmen. Verständigung führt zu Verständnis, zu Akzeptanz und gegenseitigem Respekt“, betonte die Leiterin des Dialogs der Religionen.

Idris Malik erklärte für die Islamischen Gemeinden, dass sie den Terror in Paris mit Abscheu und Empörung entschieden verurteilten: „Der Terror wird uns dank unseres Glaubens an den Frieden und unseres Zusammenhaltes niemals einschüchtern können.“ Shahab Ebrahimi von der Bahá'i-Gemeinde machte deutlich, dass die Aachener, gleich welcher Herkunft, Religion oder Weltanschauung, für ein Leben in Frieden, Respekt und Freundschaft zusammenstünden. Er erklärte, dass „Aachen immer gegen rassistische, gewalttätige und extremistisch motivierte Äußerungen und Handlungen“ zusammenstehe.

Zeichen aus Nächstenliebe, Verständnis und Toleranz
Christa Schinkenmeyer, die für die Christlichen Gemeinden in Aachen sprach, unterstrich, dass man „den Verursachern dieser fürchterlichen Anschläge ein deutliches Zeichen aus Nächstenliebe, Verständnis und Toleranz“ entgegen setzen müsse. Trotz aller Unterschiede solle man die gemeinsamen Werte anderer Kulturen im Blick haben und sie akzeptieren. Friedrich Thul von der Jüdischen Gemeinde sprach von einer deutlichen Haltung in der Stadt zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und von Null-Toleranz in Sachen Antisemitismus. Christian Licht von den Buddhistischen Gemeinden erinnerte in seinem Redebeitrag schließlich an die Verbundenheit der verschiedenen Religionen durch geteilte ethische Werte - wie zum Beispiel Güte, Mitgefühl und Respekt.

Idris Malik hob hervor, dass es in den Aachener Moscheen keine Hasspredigten gäbe: „Die Moscheen im Dialog der Religionen lassen solche Predigten erst gar nicht aufkommen. Unsere Imame frönen nicht dem Terrorismus und säen keinen Hass. Mit unserem Gedankengut sind wir nicht einmal ansatzweise in der Nähe der terroristischen Anschläge. Die Anschläge in Paris tun den Muslimen im Herzen weh. Unser Glaube bietet dafür keine Rechtfertigung.“

Von Fremden zu Freunden
Marcel Philipp hob noch einmal hervor, dass die verschiedenen Religionen in Aachen nicht nur friedlich nebeneinander existieren, sondern intensiv und gut zusammenarbeiten. „Wir sind darin einen  großen Schritt weiter als andere Kommunen“, freute sich der Oberbürgermeister. Er und Heidemarie Ernst luden daraufhin alle Aachener zum 6. Aachener Friedensmahl der Religionen am 17. Januar um 15 Uhr in den Ballsaal des Alten Kurhauses ein. Seit 2010 organisieren Vertreter der verschiedenen Religionen unter Leitung der städtischen Integrationsbeauftragten das Friedensmahl, um die Verständigung der Religionsgemeinschaften untereinander zu stärken. Die Begegnung von Menschen unterschiedlichster Kulturen und Religionen soll dazu beitragen, sich bei gemeinsamen Gesprächen und internationalem Essen auszutauschen und näher kennenzulernen. In diesem Jahr werden sich die Teilnehmer über das Thema „Von Fremden zu Freunden“ austauschen.