Alles rund um Aachen

Donnerstag, vierte Stunde Mathe, fünfte und sechste Stunde Kultur: Die städtische Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Schönforst hat für ihre dritten und vierten Klassen jeden Donnerstag zwei Schulstunden für den „Kulturdonnerstag“ reserviert. Dann können die Kinder – zusätzlich zum Kernunterricht – in Arbeitsgemeinschaften an verschiedenen kulturellen Angeboten teilnehmen: Ob beim Töpfern, Werken mit Holz, bei der Streicherklasse, in der Schülerzeitungsredaktion, beim Tanz, Theater oder Zirkus. Diese Konzept hat die Jury überzeugt und der Mixed Up-Länderpreis NRW der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung geht an: Die GGS Schönforst – unter anderem. Der Wettbewerb prämiert gelungene Modelle aus Nordrhein-Westfalen, bei denen Partnerschaften aus Schulen und Experten der kulturellen Kinder- und Jugendbildung gemeinsam ein kulturelles Schulprofil entwickeln und unterstützen. Bei einem Pressegespräch wurde das Konzept der GGS noch einmal vorgestellt, bevor es kommenden Montag nach Düsseldorf geht, um die Urkunde abzuholen.

GGS Schönforst als Best Practice-Beispiel
„Die GGS Schönforst ist ein Best Practice-Beispiel für eine gelungene Verzahnung von Schulalltag und kulturellem Bildungsangebot. Die Idee, einen ‚Kulturdonnerstag‘ fest zu verankern, an dem die Kinder sich zwei Stunden ganz den schönen Künsten widmen, finde ich ganz fantastisch“, ist Aachens Schul-, Bildungs- und Kulturdezernentin Susanne Schwier beim Besuch der GGS Schönforst begeistert. Und Gabriele Roentgen, Leiterin des Bildungsbüros der StädteRegion würde sich über weitere Schulen freuen, die solche oder ähnliche Angebote gemeinsam mit dem Bildungsbüro entwickeln wollen. Diese Schule hat man begleitet: „Wir haben um Schulen geworben, die sich mit uns auf den Weg machen wollen. Es gibt außerhalb der Schulen viele Experten, die wir mit den Schulen zusammenbringen wollen. Und von dieser Schule können wir lernen.“

Seit 2012 hat man gemeinsam ganz gezielt Partnerschaften geschlossen, Künstlerinnen und Künstler engagiert und so das kulturelle Profil erarbeitet und geschärft. Die Experten kommen zum Beispiel aus der Bleiberger Fabrik, der Musikschule der Stadt Aachen, dem Atelierhaus Aachen oder dem Ludwig Forum. „Wir sind immer ein Tandem-Team aus Lehrer und Künstler“, betont Lea Hütten, Schulleiterin. „Eine solche Kooperation ist wichtig für beide Seiten, beide können lernen, die Künstlerinnen und Künstler ebenso wie die Lehrerinnen und Lehrer“, ist Schwier überzeugt. Aber noch wichtiger: „Hauptsache, dass es Euch Spaß macht“, so die Dezernentin an die Schülerinnen und Schüler gerichtet.

Eigene Talente entdecken und ausprobieren
Und das macht es: So ist Edzin Miho ganz begeistert gewesen vom Schreiben für die Schülerzeitung. Der Viertklässler: „Schreiben am PC, das hat Spaß gemacht. Da durfte ich schreiben, über was ich wollte.“ Aber seitdem ginge es auch mit den Hausaufgaben besser. Wichtig ist allen Beteiligten: Ausprobieren! Wenn Geige spielen doch nicht so ganz gefällt, kann man sein Talent auch als Maler versuchen, denn die Kinder wechseln halbjährlich die Angebote. Rachida Zeroul, die auch das vierte Schuljahr besucht, schwärmt vom Töpfern – und zählte dann auf, auf welchen Bühnen sie unter anderem schon mit der Streicherklasse, die bereits im zweiten Schuljahr startet, aufgetreten ist: „Wir haben schon beim Karlspreis gespielt und bei den Kurpark Classics im Vorprogramm.“ Bei den Theatertagen soll mit der Theatergruppe der Schule, die gerade ihr eigenes Theaterstück „Wer zuletzt lacht, lacht am besten“ entwickelt, im kommenden Jahr sogar die große Bühne im Stadttheater geentert werden.

„Mit dem großen kulturellen Angebot möchten wir unseren Bildungsauftrag für die Kinder über eine reine Wissensvermittlung in den Schulfächern hinaus ernstnehmen. Durch die Arbeit in den Workshops öffnen sich neue Blickwinkel: Das einzelne Kind nimmt sich selbst, die anderen Kinder und uns Lehrer anders wahr, aber auch wir Lehrer erleben die Kinder bei diesen Angeboten neu. Das stärkt unseren Zusammenhalt und insbesondere das Selbstbewusstsein der Kinder“, erläutert Lea Hütten. Und die Schulleiterin ist schon wieder weiter: Seit diesem Schuljahr gibt es eine Kooperation mit der gegenüber liegenden KiTa. „Damit die Übergänge zur Schule noch reibungsloser laufen“, so Hütten.