Auch nach über 25 Jahren in Rente hat Matthias Weber den Kontakt zu seiner alten Arbeitsstelle nicht verloren. Jeden Dienstag stattet er der Stadtverwaltung einen Besuch ab. Er kommt, um die Briefmarken abzuholen, die dort für ihn bereitliegen. Nicht für ein eigenes Album sammelt der 87-Jährige die Briefmarken, sondern für die Alben zahlreicher anderer Sammler – und vor allem für Kinder in Not- und Krisengebieten! Die gesammelten Briefmarken gibt Weber an das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ weiter, das die Marken dann wiederum verkauft und dadurch zu Geld für Hilfsprojekte macht. Seit über 60 Jahren folgt er seiner Passion, Briefmarken für einen guten Zweck zu sammeln. Mit Erfolg: „Jede Briefmarkensendung trägt dazu bei, dass wir die Lebensbedingungen von Kindern in den Not- und Krisengebieten dieser Welt verbessern können“, lautet es im Dankesschreiben des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ an Herrn Weber. Aus den Erlösen werden ausreichende Ernährung, gesundes Wasser, medizinische Versorgung, Wohnheime, Schulen, Schulbücher und Schulmaterial für zahlreiche Kinder finanziert.
Foto: Katharina Erdorf - Stadt Aachen / Matthias Weber
Dabei hat sich Weber sein Hobby gar nicht selbst ausgesucht. „Geerbt“ wäre wohl eine treffende Bezeichnung. In den 50er Jahren, als er noch junger Mitarbeiter bei der Stadtkasse war, kam eine Kollegin auf ihn zu. Ihren Namen weiß er heute nicht mehr. Sie stand damals kurz vor der Rente und fragte ihn, ob er die Sammlung und Weitergabe der Briefmarken von jetzt an für sie übernehmen könne – und das tat er! In guten Zeiten kamen bei Herrn Weber schon mal 38 Kilogramm Briefmarken in einem Jahr zusammen. Bei dem Gewicht einer einzelnen Briefmarke von unter einem Gramm… Inzwischen sind diese „guten Zeiten“ aber vorbei: Klassische Briefe werden seltener und von digitaler Post ersetzt – und für die braucht man ja bekanntlich keine Briefmarken. Und die Briefmarken, die benutzt werden, landen meist weitgehend unbeachtet im Müll. „Es tut weh, wenn die Chance zu helfen so einfach weggeschmissen wird“, klagt Weber.
Doch Weber sammelt nicht nur Briefmarken, sondern auch Brillen für einen guten Zweck. Diese bringt er zu einem Optiker, der die alten Brillen wiederum für Menschen in Not- und Krisengebieten der Welt aufarbeitet. Sein großes Engagement hält den 87-Jährigen fit: „Ich bin nicht motorisiert“, erzählt er und beschreibt, wie er einmal einen ganzen Sack Brillen mühevoll zum Optiker getragen hat – inzwischen nimmt er einen Einkaufstrolley dafür. Weber ist außerdem Schatzmeister bei der Bürgergemeinschaft „Henger Herrjotts Fott“, die mit ihren Spenden regelmäßig Dom, Rathaus und Tiergarten unterstützt, engagiert sich in der Pfarre St. Adalbert und kümmert sich mit Liebe um seinen Garten. Für die Bepflanzung der Blumenkästen an seinem Haus hat er sogar schon zweimal den 1. Preis des Blumenschmuckwettbewerbs der Stadt Aachen gewonnen. Bleibt nur noch eins zu sagen: Hut ab und vielen Dank für so viel Engagement seit über 60 Jahren!