Alles rund um Aachen

Die aktuellen Zahlen besagen, dass Nordrhein-Westfalen bis Mittwoch 5000 Unterbringungsplätze für Flüchtlinge schaffen muss. Daraus ergibt sich, dass auch die Stadt Aachen von der Bezirksregierung Köln erneut dazu aufgefordert worden ist, für Flüchtlinge Notunterkünfte des Landes einzurichten. Bereits in der Vorwoche hat die Stadt für diese Woche die Unterbringung von 250 schutzbedürftigen Menschen übernommen. So werden am heutigen Montag 120 Flüchtlinge in der ehemaligen Förderschule Walheim erwartet. Am Freitag sollen  130 Menschen in den Turnhallen Reumontstraße und Barbarastraße untergebracht werden.

Anruf aus Köln und Sitzung des Krisenstabs

Seit Sonntagabend weiß die Stadt Aachen nun, dass sie weitere 500 Flüchtlinge möglichst schnell aufnehmen muss. „Das wird uns in einem ordentlichen Kraftakt und mit großer Unterstützung gelingen“, sagt Oberbürgermeister Marcel Philipp, der am Morgen den Krisenstab der Stadt Aachen zu einer Sitzung geladen hat.

Die Ergebnisse: Große Hilfe leistet in der aktuellen Lage die Bundeswehr vor Ort. Oberst Ralf Lungershausen, Kommandeur des Ausbildungszentrums Technik Landsysteme Aachen, stellt mit seinen Leuten in der Theodor-Körner-Kaserne in Aachen 300 Unterbringungsplätze zur Verfügung (in festen Gebäuden wie auch in der Sporthalle der Kaserne). Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. „Wir sind gerne bereit, schnell und unbürokratisch zu helfen“, sagt Oberst Lungershausen.
 
Die übrigen 200 Flüchtlinge werden in Notunterkünften im Stadtgebiet untergebracht. So werden nach jetziger Planung im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Fachhochschule Aachen, das dem Land NRW gehört, rund 100 Menschen Unterkunft finden. Das Gebäude, Kalverbenden 6, ist in tadellosem Zustand und für die Unterbringung gut geeignet. Es wurde in der Vorwoche vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes NRW, Niederlassung Aachen, der Stadt angeboten. Letzte Details werden zurzeit geklärt.

Kurzfristige Anordnung macht Notbelegung der Turnhallen nötig

Notbelegt werden muss auch erneut dieTurnhalle Michaelsbergstraße in Burtscheid mit etwa 90 Menschen. „Wir wissen, dass die Belegung einer Grundschul-Turnhalle alles andere als ideal ist“, sagt Sozialdezernent Dr. Manfred Sicking, „aber im Moment bleibt uns keine andere Wahl. Der Hauptgrund ist die Kurzfristigkeit der Anordnung.“  Gleichwohl werde die Stadt weiter an Alternativlösungen arbeiten.

Zurzeit ist die Stadtverwaltung mit Hochdruck dabei, die Detailplanungen für die Standorte Walheim, Reumontstraße, Barbarastraße, Michaelsbergstraße, Kalverbenden und Körner-Kaserne voranzutreiben. Dazu gehören die Ausstattung mit Betten, die soziale Betreuung, Versorgung der Flüchtlinge mit Essen und Getränken, sanitäre Einrichtungen und anderes mehr. Oberbürgermeister Philipp sieht dies mit Zuversicht und Optimismus – und lobt: „Was die Kolleginnen und Kollegen nun schon seit Monaten leisten, ist überwältigend.“

Sachspenden, ehrenamtliche Hilfe. Und bitte nichts vor Ort abgeben!

Gesucht werden dringend Dolmetscher, die die Flüchtlinge, die größtenteils aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, aus zahlreichen ost- und südosteuropäischen sowie afrikanischen Ländern kommen, in ihrer Muttersprache anreden können. Wer hierbei helfen kann, wendet sich bitte ab Dienstag über die Telefonnummer 0241-432-7890 (9 bis 16 Uhr werktags) und über Mail helfen@mail.aachen.de an die Verwaltung.

Die Stadt Aachen kann in der aktuellen Lage die Organisation der praktischen Hilfe für die Flüchtlinge im Schulterschluss mit den Partnern der Hilfsorganisationen aus eigenen Kräften leisten. Überwältigt ist der Oberbürgermeister parallel dazu von der Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Marcel Philipp bittet die Bürgerinnen und Bürger jedoch um ein wenig Geduld: „Wir werden die nächsten Tage brauchen, um die neuankommenden Flüchtlinge unterzubringen. Zeitgleich werden wir analysieren, welche Hilfe am stärksten verlangt wird.“ Und der Oberbürgermeister weiter: „Es gibt viele Sachspenden und so viele ehrenamtliche Hilfsangebote. Zurzeit sind wir sehr gut aufgestellt und versorgt.“

Ein Appell geht an Bürgerinnen und Bürger, die sehr spontan und direkt helfen wollen: Bitte fahren Sie nicht die Unterbringungsorte mit Ihren Sachspenden direkt an! Auch vor Ort angebotene ehrenamtliche Hilfe kann in der Regel nicht adäquat genutzt werden.

Die Stadt schafft im Blick auf die Unterstützung der Flüchtlinge in den weiteren Wochen und Monaten eine zentrale Stelle, um die Hilfe der Bürgerinnen und Bürger – in Sachspenden und ehrenamtlich gespendeter Zeit - noch besser zu koordinieren. Damit die Hilfe dort ankommt, wo sie benötigt wird.

Fürs Erste gilt aber auch noch einmal der Hinweis auf den Flyer "Wir helfen Flüchtlingen", der auf der Homepage der Stadt www.aachen.de hinterlegt ist.

Aktuelle Zahlen: Die Verwaltung bringt nach dem jetzigen Stand 1100 Flüchtlinge in ihren städtischen Unterkünften unter. Hinzu kommen rund 500 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und nach der neuesten Entwicklung bis zum Ende dieser Woche etwa 950 Flüchtlinge in Notunterkünften des Landes.