Alles rund um Aachen

Der in Wien lebende Schriftsteller Michael Köhlmeier erhielt am 9. November den Walter-Hasenclever-Literaturpreis 2014 der Stadt Aachen. Der mit 20 000 Euro dotierte Preis wurde im Ballsaal des Alten Kurhauses verliehen. Bereits am Vortag hatte Michael Köhlmeier dort eine Lesung gegeben. Eine weitere Lesung des 65-jährigen Schriftstellers sowie eine Diskussionsrunde mit Schülern finden aktuell im städtischen Einhard-Gymnasium statt.

Der mehrfach mit Literaturpreisen ausgezeichnete Köhlmeier hat seit Anfang der 80er-Jahre neben zahlreichen Romanen auch Erzählungen, Novellen sowie Gedichte veröffentlicht. Mit seinen Nachdichtungen antiker Sagen, biblischer Geschichten und der Dramen Shakespeares leistet er nicht nur literarische Bildungsarbeit, sondern bietet seinen Lesern auch einen „leichten“ Zugang zu den Grundlagen Abendländischer Kultur. Die Jury würdigte vor allem das umfangreiche und vielschichtige Werk eines faszinierenden deutschsprachigen Autors. Köhlmeier sei ein Virtuose des Erzählens, ein Sprachkünstler, der den Leser in den Strudel seiner vielfältigen, komischen und tragischen, widersprüchlichen, irritierenden, „unendlichen“ Geschichten ziehe, dabei aber bescheiden hinter seine Figuren trete, so die Jury in ihrer Urteilsbegründung.

Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp lobte die Fähigkeit Michael Köhlmeiers, in seinen Werken auf europäisches Kulturerbe zurückzugreifen: „Das Erinnern, das Bewahren von Wissen und Weisheit setzen Sie der Geschwätzigkeit von Talkshows gegenüber“, so Philipp bei der Preisverleihung. Und „Eine Zukunft ohne Herkunft kann nicht geschaffen werden – darauf weisen Sie hin!“ Davon konnte sich das Publikum auch während der Preisverleihung überzeugen, bei der Köhlmeier auf amüsante Weise eine Sage des Klassischen Altertums zum Besten gab. Laudator Professor Konrad Paul Liessmann aus Wien, der Kohlmeier seit 30 Jahren kennt, hob nicht nur die Auswahl seiner Stoffe hervor, sondern auch seinen formalen Umgang mit Literatur: „Novelle, Romane, Lyrik – alle Formen stehen ihm zur Verfügung und er weiß genau, worauf er achten muss“, sagte Liessmann in seiner Laudatio. Kohlmeier selbst erinnerte in seiner Rede an den Namensgeber des Literaturpreises: „Walter Hasenclevers Zeit war für Verbrechen günstig. Die Zeit diktierte ihm die Themen, die Nazis nahmen ihm das Leben. Mir hat man es überlassen, wie ich lebe. Mir diktiert die Zeit kein Thema. Ich lebe in der Bel Etage der Schriftstellerei.“