Alles rund um Aachen

Die Diskussion um die Lage der Aachener Club- und freien Kulturszene hat sich in den vergangenen Monaten stark versachlicht und die Situation hat sich an vielen Stellen schon etwas entspannt. Dies konnte man beim zweiten Gespräch über dieses komplexe Thema feststellen, zu dem Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp heute (Dienstag, 15. Juli) eingeladen hatte. Bei diesem Gespräch – gut fünf Monate nach dem ersten – gab es erneut einen guten, offenen Austausch aller Beteiligten, der Stand der Dinge wurde abgeglichen und die nächsten Schritte besprochen. Vor gut einem halben Jahr hatten Schließungen oder angekündigte Schließungen von Event- und Kulturgaststätten oder Clubs und Gerichtsurteile zu Besucherzahlen und Öffnungszeiten von Locations dazu geführt, dass sich Club- und Gaststättenbetreiber, Partymacher und Vertreter der Facebook-Initiativen wie „Macht mal Lärm in Aachen“ oder „Erhalt der Aachener Clubvielfalt“ mit der Stadtverwaltung an einen Tisch gesetzt haben, um auszuloten, wie die Club- und freie Kulturszene in Aachen unterstützt werden kann.

Seit dem ersten Treffen hat die Stadt nach potentiellen Locations gesucht, in denen – dauerhaft oder temporär – Partys, Konzerte oder Events stattfinden könnten. Die Objektliste, die Planungs- und Baudezernentin Gisela Nacken vorstellte, war lang: So gäbe es für das ehemalige Busgelände am Burtscheider Viadukt bereits eine Bauvoranfrage von Investoren. Ebenfalls angeschaut habe man sich den Tiefbunker an der Monheimsalllee, die Halle der Stahlbaufabrik Strang in Rothe Erde, wo bereits Aufführungen des Schrittmacher-Tanzfestivals stattfinden oder die mittlerweile geschlossene Disco „Club Zero“ unter dem Spielcasino und viele andere Gebäude. Auch eine Halle auf dem Gelände des alten Schlachthofs ist noch immer für Konzerte oder große Partys im Gespräch. Bei allen Räumlichkeiten müssten allerdings noch – mehr oder weniger umfangreich – bauliche Maßnahmen erfolgen und für alle Locations müsse ein Betreiber gefunden werden. Detlev Fröhlke, Fachbereichsleiter für Sicherheit und Ordnung, bat darum, frühzeitig auf die Fachleute beim Ordnungs- oder beim Bauordnungsamt zuzugehen: „Die Stadt möchte präventiv, schon bei der Auswahl und Gestaltung der Locations helfen, damit es nicht erst zu Konflikten kommt.“

Auch beim Erhalt des Musikbunkers gab es Neuigkeiten. Stadtkämmerin Annekathrin Grehling: „Wir verhandeln mit der BIMA noch über die Preise für die beiden Bunker.“ Und nachdem die vorläufige Entscheidung des Gerichts für eine starke Einschränkung der Öffnungszeiten und Besucherzahlen zurückgenommen wurde, läuft der Betrieb dort wieder normal. Aber: „Trotzdem müssen wir dringend Gespräche zwischen Bunkerbetreibern, Stadt und Anwohnern aufnehmen.“ Denn eine endgültige Gerichtsentscheidung stehe noch aus. Dieser will man aber eventuell durch einen Kompromiss zuvorkommen. Detlev Fröhlke konnte schon ein sehr positives Fazit ziehen: Die Diskussion habe bei vielen Partygästen zu einem Umdenken geführt, viele würden sich vor den Clubs oder auf dem Weg nach Hause deutlich leiser verhalten.

Eine vorläufige Entwarnung gibt es auch für den „Jakobshof“, der derzeit im ehemaligen „Elysse Tanzpalast“ am Kapuzinergraben untergekommen ist. Allerdings könnte das Gebäude im kommenden Jahr verkauft werden, so dass der Besitzer großes Interesse an einer dauerhaften Lösung hat. Hier versprach Philipp, dass die Stadt bei der Suche gerne weiter behilflich ist. Beim Aoxomoxa läuft die Frist noch bis Ende Januar 2015. Dann wird das Gebäude an der Reihstraße abgerissen. Allerdings wurde dem Betreiber signalisiert, dass er in ein neues Gebäude wieder einziehen könne. So wird für das Aoxomoxa eine Zwischenlösung gesucht. Auch hier wurde von Seite der Stadt Unterstützung bei der Suche zugesagt. Durch den Umzug und die anstehende Sanierung des Spielcasinos hätte man dort – zumindest vorerst – auch wieder die Möglichkeit, Räume wie den Lenné-Pavillon für große Partys zu nutzen. Marcel Philipp versprach auch hier zu helfen. Auch bei der legalen Plakatierung für Partys oder Konzerte will die Stadt nach Möglichkeiten suchen, um diese auch für kleinere Veranstalter bezahlbar zu machen.

Die Veranstalter und Gaststättenbesitzer lobten erneut die Zusammenarbeit mit der Stadt und stellten klar, dass es nicht Sache der Stadt sei, für die Qualität der Kulturszene zu sorgen, aber man könne gute Rahmenbedingungen schaffen, was die Stadt derzeit intensiv tue. Susanne Schwier, Beigeordnete für Bildung und Kultur, betonte, dass Aachen den eigenen Anspruch auf eine lebendige Kulturszene habe. Deshalb ist die Stadt gerne dazu bereit die Rahmenbedingungen für den Erhalt der freien Kultur- und der Clubszene zu schaffen.