Alles rund um Aachen

Die Kraft-Wärme-Kopplung gilt als eine Technik mit großer Zukunft. Gemeinsam mit Partnern aus Industrie, Handwerk, Hochschulen und Verbänden hat die Stadt ein Konzept zum Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zusammengestellt und  beim Land Nordrhein-Westfalen (NRW) eingereicht. Sie möchte als eine von drei KWK-Modellkommunen in NRW ausgewählt werden und so den Einsatz dieser besonders effizienten Technik als lokalen Beitrag zur Energiewende forcieren. Der KWK-Anteil an der Stromerzeugung soll auf dem Stadtgebiet bis Ende 2017 vervierfacht werden. Dadurch ließen sich die Emissionen des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) in Aachen um 3,5 Prozent reduzieren.

Die Entscheidung über die Auswahl der drei NRW-KWK-Modellkommunen soll Ende Mai fallen. „Wir werden aber auf alle Fälle weitermachen, auch wenn wir den Zuschlag nicht bekommen“, sagte Umweltdezernentin Gisela

Nacken: „Dann müssen wir nach anderen Wegen suchen, um die Kraft-Wärme-Kopplung in Aachen stärker zu verankern als bisher.“

Im letzten halben Jahr haben Fachleute aus Stadt, Industrie, Handwerk, Hochschulen und Verbänden viele Informationen zusammengetragen. Sie dokumentieren, wie viel KWK-Potenzial zumindest in Gewerbebetrieben, Restaurants, Seniorenwohnheimen, Krankenhäusern, Wohnhäusern und in Gebäuden der Stadt oder der Hochschulen vorhanden ist. Würde man all die Potenziale zusammentragen, können Anlagen mit einer Investitionssumme von knapp 15 Millionen Euro realisiert werden. Bei einer Auswahl als Modellkommunen könnte ein Teil dieser Anlagen mit Landesmitteln gefördert werden.

Die Stadt möchte die Technik noch bekannter machen, über die Vorteile informieren, und Interessenten bei der Entscheidungsfindung helfen.

Hierfür hat die Stadt zum Beispiel in zwei Informationsbroschüren Handwerksbetriebe und Planungsbüros gebündelt, die bereits mit der KWK-Technik vertraut sind. Diese Faltblätter sind in gedruckter Form erhältlich, aber auch übers Internet abrufbar: www.aachen.de/kwk

Weitere Hintergrundinformationen zum Thema:

Was ist die KWK-Technik?

Klimafreundlich und ertragreich: Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) nutzen den eingesetzten Brennstoff z.B. Erdgas gleich doppelt. Der eingesetzte Brennstoff wird gleichzeitig in Wärme und Strom umgewandelt.

Durch den Einsatz der KWK-Technik zum Beispiel in Blockheizkraftwerken

(BHKW) wird die eingesetzte Energie viel effizienter genutzt, die Brennstoffnutzung lässt sich auf bis zu 90 Prozent steigern, die CO2-Emissionen werden reduziert, die Kosten sinken und der Gewinn steigt. Dabei rechnen sich KWK-Anlagen für Unternehmen besonders dort, wo ganzjährig Wärme benötigt wird, beispielsweise im produzierenden Gewerbe, in Hotels, Wohnanlagen oder Schwimmbädern.

NRW-Landeswettbewerb KWK-Modellkommune

Die Stadt Aachen wurde im NRW-Landeswettbewerb KWK-Modellkommune in der ersten Förderstufe ausgewählt, auf dem Stadtgebiet die Weichen für den Ausbau der Energieeffizienz-Technologie Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zu stellen. In einem mehrstufigen Auswahlverfahren der Landesregierung konnte sie im Frühjahr 2013 mit ihrem Grobkonzept zur Verdreifachung des Anteils der KWK an der Stromerzeugung überzeugen.

Im September 2013 konnte aufgrund der Landesförderung mit der Erarbeitung des so genannten Feinkonzeptes begonnen werden, welches als Wettbewerbsbeitrag für die zweite Auswahlstufe dient. Die Auswahl unter den 21 beteiligten Kommunen wird im Mai 2014 von einer Jury getroffen.

Nach bisherigem Kenntnisstand sollen drei Kommunen eine Folgeförderung als KWK-Modellkommune erhalten.  In den ausgewählten Modellkommunen können auch die anderen an der Erstellung des Feinkonzeptes beteiligten Institutionen oder Unternehmen Förderanträge stellen.

Ziele und mögliche Effekte der KWK-Initiative in Aachen

Der Anteil der Kraft-Wärme-Kopplung an der Stromerzeugung beträgt in der Stadt Aachen laut Erhebung aus 2011 (Grobkonzepterstellung) etwa 2,6 Prozent. Im Rahmen der Untersuchungen für das Feinkonzept wurden Analysen in Industrie, Gewerbe und Wohnungsbereichen durchgeführt, die Wirtschaftlichkeit jeweiliger Anlagen ermittelt und daraus abgeleitet, dass bei der Umsetzung dieser Anlagen 2015-2017 in einem KWK-Projekt „Modellkommune“ 15,5 Megawatt (MW) elektrisch (24,1 MW thermisch) installierbar wären. Auch Nähwärmeprojekte und Fernwärmeausbau wurden identifiziert. Der über die Kraft-Wärme-Kopplung erzeugte Strom könnte von 34 Gigawattstunden (GWh) um weitere knapp 120 GWh, die KWK-erzeugte Wärme von 51 GWh um gut 167 GWh (zuzüglich 32 GWh Fernwärmeausbau) gesteigert werden.

Demnach wäre es möglich, den KWK-Anteil an der Stromerzeugung in der Stadt Aachen bis Ende 2017 zu vervierfachen, wenn Aachen NRW-Modellkommune würde.

 

Würde dieses Potenzial tatsächlich in Form von Anlagenbau erschlossen, so hätte dies eine Verringerung der CO2-Emissionen um 3,5 Prozent auf dem Stadtgebiet zur Folge. 

 

Auch die ökonomischen Effekte wären enorm: die regionale Wertschöpfung durch Einkommenseffekte, Unternehmensgewinne und Steuereinnahmen werden auf rund 11 Millionen Euro geschätzt.

 

KWK-Ausbaukonzept

Das Feinkonzept wurde in folgenden Arbeitsschritten realisiert:

Institutionen, Akteure und Multiplikatoren, die zur Forcierung der Anwendung der Technik relevant sind, wurden in einer Lenkungsgruppe sowie in einer Fachgruppe für Gewerbe gebündelt.

Informationsmaterial wurde zusammengestellt, eine Internet-Seite aufgebaut (www.aachen.de/kwk), Flyer wurden erstellt, Anlagenbeispiele als gute Vorbilder in Form von Steckbriefen ausgearbeitet, Presseberichte angestoßen und Veranstaltungen initiiert.

Potenzielle Anlagenbauer – vom Hotel, Seniorenheim bis zum Auto- und Möbelhaus - wurden informiert. 42 Interessierte Betriebe, Einrichtungen und Eigentümer konnten darauf hin über die Möglichkeiten eines KWK-Einsatzes in einer Erstberatung kostenlos informiert werden. Sie erhielten nach einem Vor-Ort-Besuch eine Analyse und Bewertung des KWK-Potenzials sowie eine grobe Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Daraus gingen 26 realisierbare Einzelprojekte hervor.

Ein Netzwerk haben Handwerksbetriebe gegründet, die bereits Erfahrungen mit dem Einbau von Blockheizkraftwerken (BHKW) haben. Dies sind sowohl Betriebe aus dem Bereich Sanitär, Heizung, Klima (SHK), die BHKW bauen oder warten, als auch  Elektrobetriebe, die diese Anlagen elektrisch anschießen.

Zu einem adäquaten Netzwerk fanden sich auch die Planungsbüros zusammen, in denen erfahrene Ingenieure für  kaufmännische und technische Beratung sowie Anlagenplanung zur Verfügung stehen. Diese beiden Netzwerke wurden im Rahmen einiger Veranstaltungen entwickelt und im Internet sowie in Faltblättern veröffentlicht.

Mit der STAWAG wurde der bereits geplante Ausbau der Fernwärme eruiert sowie ein Erweiterungsprojekt für Burtscheid konzipiert.

Ein möglicher Nahwärmestandort im Bereich Neuenhofstraße wurde untersucht.

Maßnahmen im Falle der Auswahl zur KWK-Modellkommune

Die Stadt Aachen koordiniert und steuert die Maßnahmen im Rahmen der Initiative und bietet übergreifende Leistungen wie folgt an:

Einrichtung einer KWK-Servicestelle zur Informationsverbreitung,

Kommunikation und Beratung (über Förderung, Genehmigungsverfahren, Steuern, Netzanbindung, Anbieter (Handwerker, Planer) etc.)

Begleitendes Marketing / Öffentlichkeitsarbeit für das Thema KWK

Vernetzung der Akteure und Multiplikatoren

Ausbau der Netzwerke KWK-Handwerker und KWK-Planer, Weiterbildung, Qualitätssicherung, /-verbesserung

Dienstleistungsangebote für Gewerbe, Handel, Dienstleister (Orientierungsgespräch, Eignungsdiagnose,

Entscheidungs-/Planungshilfen)

Die Partner im Rahmen der KWK-Initiative haben - durch Absichtserklärungen untermauert - folgende Interessen:

Beratung für private Haushalte / Wohnungsbereich durch personelle Aufstockung altbau plus

Durchführung von Einzelprojekten, sprich Anlagenbau, seitens der Projektpartner (RWTH, Zentis, Grünenthal, Uniklinik u. gewoge)

Ausbau der Fernwärmeschiene in Burtscheid durch STAWAG

Weitere Infos: www.aachen.de/kwk, www.kwk-fuer-nrw.de