Alles rund um Aachen
Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung in Aachen diskutierte die
Initiative der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von mehr als 40
deutschen Großstädten Belange der kommunalen Familienzeitpolitik. Für
das Jahr 2014 wurden weitere Treffen und Workshops verabredet, sowie
Schwerpunktthemen für die gemeinsame Arbeit ausgemacht.

Gerade für berufstätige Eltern ist Zeit ein kostbares Gut. Nicht immer
leicht lassen sich familiäre Verpflichtungen und die Anforderungen der
Arbeitsstelle unter einen Hut bringen. Oftmals ist ein Spagat zwischen
Familie und Beruf nötig, der Konfliktpotenzial birgt, Stress verursacht
und die Lebensqualität spürbar senkt. Diesem Umstand Rechnung tragend,
ist im Mai 2013 mit „Neue Zeiten für Familie“ eine Initiative der
Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von mehr als 40 deutschen
Großstädten ins Leben gerufen worden. Diese dient der Vernetzung
der einzelnen Kommunen miteinander, dem Erfahrungsaustausch und der
gemeinsamen Erarbeitung von Lösungsansätzen für drängende Probleme der
Familienzeitpolitik.

Gestern (Dienstag, 3. Dezember) wurden nun weitere gemeinsame Schritte
in Richtung konkreter Projektarbeit unternommen. Auf Einladung des
Aachener Oberbürgermeisters Marcel Philipp kamen Vertreter teilnehmender
Städte, sowie des Bundesfamilienministeriums im Rathaus der Kaiserstadt
zusammen, um sich über Belange der Familienzeitpolitik auszutauschen und
die Agenda der Initiative für das kommende Jahr 2014 mit Leben zu
füllen.

Kommunales Gestaltungsfeld

Zu Beginn der Veranstaltung gab Dr. Hans-Peter Klös vom Institut der
deutschen Wirtschaft in Köln allen Anwesenden einen Einblick in die
allgemeine Ausgangslage und Ziele der Familienzeitpolitik.
Familienfreundliche Rahmenbedingungen dienten nach Erkenntnissen des
Ökonoms nicht nur der Steigerung der jeweiligen Lebensqualität.
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sei die damit verbundene
Attraktivität einer Stadt für junge Familien ein nicht zu
unterschätzender Standortfaktor. Vier Taktgeber des Zeitbudgets
arbeitete Hans-Peter Klös während seines Vortrags heraus, die es im
Sinne der Zeitsouveränität miteinander zu verzahnen gelte: Familie,
Gesetzgeber, Kommunen, Unternehmen. „Diese Aufgabe sehe ich definitiv
als kommunales Gestaltungsfeld“, lautete sein Fazit.

„Die Hebel liegen vor uns“, pflichtete ihm Marcel Philipp bei. „Wir
müssen sie bewegen.“ In der Folge machte sich Aachens
Oberbürgermeister daran, die theoretischen Ausführungen von Dr. Klös
mit Beispielen und Erkenntnissen aus der Praxis zu unterfüttern: „Das
wichtigste Thema, das wir mit den Unternehmen diskutieren, ist
Familienfreundlichkeit.“ Wichtig sei es, die Familienzeitpolitik als
Aufgabe der Kommunalpolitik zu erkennen und in wesentlichen,
strategischen Papieren zu verankern. Gelänge dies, habe die Initiative
bereits einen großen Erfolg zu verzeichnen. Möglich wäre dieser Erfolg
aber nur, wenn Familienzeitpolitik als Chefthema verstanden und
behandelt würde – eben als Aufgabe für Bürgermeisterinnen und
Bürgermeister.

Sieben mögliche Schwerpunktthemen für die künftige gemeinsame Arbeit
hatte Marcel Philipp bereits im Vorfeld ausgemacht, die er nach seinem
Vortrag zur Diskussion stellte: Erkennen von Bedarf gehörte dazu, aber
auch Kinderbetreuung in Rand-, Notfall- und Ferienzeiten, Vereinbarkeit
von Familie und Beruf, Familienzeit in Stadtplanung oder eine Caring
Community, sprich: bürgerschaftliches Engagement. Im Rahmen dieser
Diskussion wurden auch bereits vorhandene positive Beispiele aus der
Praxis verschiedener Städte vorgestellt.

Best Practice Austausch

So hat Oberhausen in Bezug auf das Erkennen von Bedürfnissen bei
Familien einige Erfahrung vorzuweisen. Individuelle Problemerhebung ist
dort seit geraumer Zeit online möglich. Zudem wird in jährlich
stattfindenden Bürgerbefragungen regelmäßig Fragen zum Thema Familie
gestellt und deren Antworten ausgewertet. Kinderbericht in Paderborn,
Familienmonitoring in Hannover: Auch andernorts wird der Bedarf an
Maßnahmen bereits erhoben. Ergebnisse dieser Erhebungen werden
künftig ebenso mit anderen Teilnehmerstädten der Initiative geteilt
werden wie Best Practice-Beispiele aus anderen Themengebieten.

In Wolfsburg steht etwa mit „Kaleo“ seit drei Jahren ein Angebot zur
Notfallbetreuung von Kindern zur Verfügung, das 365 Tage im Jahr rund um
die Uhr abrufbar ist. Familienorientierte Kita-Planung in Essen
bedeutet, dass es von jeder Haustür nur maximal 1.000 Meter braucht, um
die nächste Kindertagesstätte zu erreichen. Oder wenn es um
Ferienbetreuung geht, lohnt ein Blick nach Heidelberg: Im Lauf der Zeit
wurde hier ein lebhaftes Netzwerk aus verschiedenen Einrichtungen
geknüpft, das während der gesamten Ferienzeiten eine ganztägige
Kinderbetreuung möglich macht. Aufgabe der Stadt ist es dabei, eine
Broschüre der jeweiligen Angebote herauszugeben und eine
Online-Plattform bereitzustellen, die jedoch von den Einrichtungen
selbst bespielt wird.

Beispiele wie diese sind es, von denen die gesamte Initiative künftig
mittels Workshops profitieren wird. Etwa drei bis vier solcher Workshops
wurden in Aachen für das Jahr 2014 ins Auge gefasst. Stattfinden werden
sie in teilnehmenden Städten im gesamten Bundesgebiet. Darüber hinaus
sind auch Treffen in kleinerem, beispielsweise regional begrenztem
Umfang denkbar, um ein spezielles Thema gezielt zu vertiefen, das andere
Kommunen unter Umständen nicht im selben Maße tangiert. Petra Mackroth
vom Bundesfamilienministerium sah zum Abschluss der Veranstaltung in
Aachen: Es wurde eine guter Anfang gemacht. „Im Hinblick auf die
Familienzeitpolitik ist die Initiative ‚Neue Zeiten für Familie’ ein
bundesweit wichtiges Standbein. Meine Hoffnung ist, dass es in Zukunft
zwischen ihren Teilnehmern zu einem regen Austausch kommen wird.“

Weitere Informationen zur Kampagne auf den Seiten der Lokalen Bündnisse
für Familien: www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de/grossstadtinitiative


Die Initiative „Neue Zeiten für Familie“: Gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend.








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