Alles rund um Aachen

Wer aus dem Stadtteilzentrum von Eilendorf kommt und mit der Bahn in Richtung Aachen oder Mönchengladbach fahren möchte, muss große Umwege in Kauf nehmen, um den Bahnsteig zu erreichen – über den Tunnel in der Nirmer Straße oder die Brücke an der Wolfsbendenstraße. Genauso ist es umgekehrt: Wer im nördlichen Bereich Eilendorfs wohnt und mit der Bahn Richtung Köln fahren möchte, muss lange Umwege laufen.

 

So kommt es gelegentlich vor, dass Menschen dazu verleitet werden, im Bahnhof Eilendorf, 1841 erbaut und daher einer der ältesten Bahnhöfe überhaupt, unerlaubt die Gleisanlagen zu überqueren. Auch die Barrierefreiheit und die soziale Sicherheit sind zu verbessern – Themengebiete, die auf der Bürgerinformationsveranstaltung am Donnerstag, 17. Oktober, im Bezirksamt Eilendorf angesprochen wurden. Rund 50 Bürger nahmen daran teil. Die Stadt Aachen, der Aachener Verkehrsverbund (AVV), der Zweckverband „Nahverkehr Rheinland“ (NVR), das Geographischen Institut der RWTH Aachen und die Deutsche Bahn Station&Service haben erste Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie präsentiert, die vier Varianten enthält:

 

In der Variante 1 wird der Bahnhof ein Stück Richtung Wolfsbendenstraße verlagert. Von der bestehenden Brücke aus werden Treppenabgänge und Aufzüge auf die Bahngleise errichtet. Die Bürgerinnen und Bürger regten an, beim Umbau auch eine gleichzeitige Umgestaltung des Straßenraums in Betracht zu ziehen, um eine Verkehrsberuhigung zu erreichen. Kontrovers wurde über die bisherigen Zugänge diskutiert: Sicherheitsgründe sprächen eher für eine Schließung des jetzigen Eingangs, da der unerlaubte Gleisübertritt damit nicht verhindert werde, anderseits würde eine Beibehaltung Fußwege reduzieren. Die Erreichbarkeit und die soziale Sicherheit wurden als gut bezeichnet. Positiv ist der Übergang zur Buslinie 57.

 

Am meisten Zuspruch erntete die Vorstellung der Variante 2, die Errichtung einer Brücke (Traverse) am Zugang Hansmannstraße. Diese „Mittellösung“ sei mit kurzen Wegen zum Ortszentrum und zum Handel verbunden, zusätzliche wurde die städtebauliche Qualität der Modelldarstellung gelobt, auch die Verbindung der Ortsteile wurde positiv hervorgehoben.

 

Bei der Variante 3, einer Tunnellösung an der Hansmannstraße, wurde die „soziale Sicherheit“ bemängelt, andererseits könnten sich durch das Gefälle Richtung Norden möglicherweise Vorteile gegenüber einer Treppenlösung ergeben. Beiden Lösungen ist gemeinsam, das hier  eine Busanbindung an die Linie 2 besteht.

 

Variante 4 schließlich besteht aus einer Verlagerung des Bahnhofs Richtung Nirmer Straße, einhergehend mit einer Verbreiterung und Aufwertung des Tunnels. Hier wurde bemängelt, dass vermutlich unerlaubte Gleisüberquerungen weiterhin vorkommen werden.

 

Ein weiteres Thema auf der Bürgerinformationsveranstaltung war das „dritte Gleis“, das die Deutsche Bahn von Düren bis nach Aachen plant. Dies wird bei einer künftigen Umgestaltung des Haltepunktes Eilendorf in Betracht gezogen, befindet sich allerdings derzeit noch in einem sehr frühen Planungsstadium. Lediglich zwischen Eilendorf und Rothe Erde sei ein zusätzliches Gleis konkreter geplant, so hieß es von den Fachleuten vom NVR und AVV.

 

Angeregt wurde die Schaffung von Park-and-Ride-Parkplätzen und Lärmschutzmaßnahmen in allen Varianten, auch sollte die soziale Sicherheit durch geeignete Maßnahmen wie Errichtung eines Kiosks (aber keine Trinkhalle), eine bessere Beleuchtung und/oder Videoüberwachung erhöht werden.

 

Gelobt wurde von den Bürgerinnen und Bürgern der frühe Zeitpunkt der Bürgerbeteiligung und die Vorstellung mehrerer Varianten. „Ein gelungener Abend, die Verwaltung war gut vorbereitet“, sagte auch Bezirksbürgermeisterin Elke Eschweiler. „Dies ist nur eine Auftaktveranstaltung, Sie  werden zu weiteren Veranstaltungen eingeladen werden“, versprach Uwe Müller, Abteilungsleiter Verkehrsmanagement im Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen der Stadt Aachen. Bis Ende des Jahres werde die Machbarkeitsstudie vervollständigt, sie werde Anfang 2014 der Politik vorgestellt. Ein sogenannter Einplanungsantrag zur Förderung durch den „Nahverkehr Rheinland“ sei bereits gestellt, auch Haushaltsmittel seien bereits – in geringem Umfang – vorhanden, so Uwe Müller.

 

Die vorbereitenden Arbeiten zum Haltepunkt Eilendorf werden von der Europäischen Union im Rahmen des INTERREG IV-B Projektes Citizens´ Rail gefördert. Citizens´ Rail ist ein Projekt mit Partnern aus Großbritannien (University of Plymouth, Lancashire County Council, Devon&Cornwall Rail Partnership), Frankreich (Pays de la Loire), den Niederlanden (Parkstad Limburg) und Deutschland (Geographisches Institut der RWTH Aachen, Aachener Verkehrsverbund, Stadt Aachen), die zusammen lokale und regionale Bahnstrecken und Haltepunkte fördern wollen. Auch die Planung für einen neuen Haltepunkt in Richterich ist Teil dieses Projektes.

 

Mit dem Programm sollen Bahninfrastruktur und Bahneinrichtungen weiterentwickelt werden. Vor allem aber soll das Bürgerengagement für die lokalen Bahnstrecken und Bahnhaltepunkte verstärkt werden, auch kann „neues Leben“ in wenig genutzten Bahnstationen einkehren.

 

Das Programm wurde von der Europäischen Union gestartet, um die transnationale Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten in den Themenfeldern Innovation, Umwelt, Erreichbarkeit und Nachhaltiger Stadtentwicklung zu verbessern. Das Projektvolumen für alle europäischen Partner beträgt etwa 9 Millionen Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent durch die EU und einer Projektlaufzeit von Mai 2012 bis September 2015. Das Projektvolumen der deutschen Partner (Stadt Aachen, AVV, Geographisches Institut der RWTH Aachen) beträgt 850.000 Euro.

 

Weitere Informationen sind unter


www.aachen.de/haltepunkteilendorf


erhältlich.

 





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