Alles rund um Aachen
StädteRegion Aachen. In den ersten Tagen der Arbeiten schallte hier und da schon mal ein unfreundliches „Schmierfinken!“ durch den Tunnel an der „Himmelsleiter“ unter der B 258. Vor der großen Eröffnung des Vennbahnradweges gab es jedenfalls einige Fahrradfahrer, die sich lautstark über die Gruppe junger Leute aufregten, die mit Spraydosen „bewaffnet“ Hand an die vormals tristen Wände anlegten. „Und das war noch harmlos“, meint Gerold Gröbel, Streetworker beim Amt für Kinder, Jugend und Familienberatung der StädteRegion Aachen. „Die Woche über haben sich die Jugendlichen noch ganz andere Beschimpfungen anhören müssen, weil jeder glaubt, hier wird Vandalismus betrieben. Sprayer haben halt allgemein eine schlechte Lobby.“ Am Sonntag gab es dann nur noch staunende und bewundernde Blicke von vielen Spaziergängern und Fahrradfahrern, die auf der neugestalteten Trasse unterwegs waren. Die Resonanz jedenfalls war groß.

Streetworker Gröbel hat nämlich die jugendlichen Sprayer aus Roetgen, Raeren und Aachen gebeten, Ideen für eine künstlerische Gestaltung des Tunnels zu entwickeln. Herausgekommen sind verschiedene Bilder, die an den Tunnelwänden zu einem Gesamtkunstwerk firmieren. Vorab wurden die skizzierten Entwürfe den Bürgermeistern aus Roetgen und Raeren, Manfred Eis und Hans-Dieter Laschet,  präsentiert, die sehr davon angetan waren und einer Realisation zugestimmt haben. Anfang September schritten die Sprayer dann mit Unterstützung des Streetworkers zu Tat. Bewaffnet mit hunderten Sprühdosen und Atemschutzmasken wurden die Flächen grundiert und skizziert, bevor die ausgesuchten Elemente Stück für Stück Farbe annahmen. Das eindrucksvolle Ergebnis konnte am Wochenende bestaunt werden. Der vormals trostlose Durchgang des Vennbahnradweges erstrahlt pünktlich zu seiner Eröffnung mit verschiedenen Abbildungen in bunten Farben, die Bezug nehmen auf die unmittelbar angrenzenden Kommunen, die Vennbahn und die Natur in der Nordeifel.

Handwerklich und künstlerisch ist den Sprayern hier etwas Spektakuläres gelungen. Denn das, was im Tunnel zu sehen ist, ist nicht zu vergleichen mit mancher Schmiererei auf Häuserfassaden und Autobahnbrücken. Roetgens Bürgermeister Manfred Eis war voll des Lobes über die spektakulären Arbeiten: „Wir haben gesehen, dass diese Werke generationenübergreifend Menschen begeistern. Schön ist auch, dass dadurch die grenzüberschreitende Partnerschaft zwischen Roetgen und Raeren deutlich wird.“

Und noch einen positiven Nebeneffekt könnten die Kunstwerke an der „Himmelsleiter“ haben, nämlich für die Sprayer selbst: „Es werden mehr ‚Freewalls‘ benötigt, damit Jugendliche sich in der Öffentlichkeit künstlerisch austoben und auch lernen können, wie es richtig geht“, so Gerold Gröbel, der hofft, dass sich in Zukunft vielleicht Gelegenheiten und Orte ergeben, wo Jugendliche legal sprayen können. Die Erfahrung zeigt, dass das dann auch die willkürlichen Sachbeschädigungen an anderen Orten reduziert. Dann würden die neuen Kunstwerke am Vennbahnradweg in mehrfacher Hinsicht „bleibenden“ Eindruck hinterlassen.
   
Bild 1 + 2 (StädteRegion Aachen)
Die Politik „darf“ Hand anlegen: Auch Raerens Bürgermeister Hans-Dieter Laschet gestaltete die Werke an der Vennbahnunterführung mit.

Bild 3 (StädteRegion Aachen)
Viel los im Tunnel: Die Vennbahnunterführung unter der B 258 (Himmelsleiter) wurde von jugendlichen Sprayern im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten künstlerisch ausgestaltet. Auch die Wappen der Gemeinden Roetgen und Raeren wurden in die Kunstwerke aufgenommen.