Alles rund um Aachen

Viele Bürger*innen fragen sich verwundert, warum im gepflegten Rasen des städtischen Grüns einige Teilbereiche weniger kurz oder gar nicht gemäht und andere sogar umgepflügt wurden. Sehr wahrscheinlich handelt es sich hierbei um Flächen, auf denen eine Wiese wächst oder gerade angelegt worden ist.

Förderprojekt für Artenvielfalt weitet Wiesenflächen aus
„FLIP", das Projekt zur „Förderung der Lebensqualität für Insekten und Menschen durch perfekte Wiesenwelten", steckt vielerorts hinter diesen Wiesenflächen. Das Projekt, gefördert im Bundesprogramm „Biologische Vielfalt" durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums, leistet einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt.

Seit 2020 konnten damit in Aachen auf städtischem Boden über 30 Flächen in regionaltypische Wiesen umgewandelt werden, die vor allem dem Schwund an Insekten entgegenwirken sollen. Das ergibt bis jetzt eine Gesamtfläche von rund 55.600 Quadratmeter wertvollen Lebensraum. Neu dazugekommen sind in diesem Herbst Flächen in Aachen-Mitte im Nelson-Mandela-Park und im Gillesbachtal, in Horbach am Bolzplatz „Tute-Patt" und in Richterich am Rathausplatz.

Warum wurden in manchen Parks Rasenflächen „umgepflügt"?
Während früher Wiesen durch Nutzung entstanden sind, werden sie im Projekt FLIP eingesät. Dadurch entsteht das erwünschte Kleinbiotop sehr viel schneller. Damit die Saat aufgeht, muss die Grasnarbe vorher komplett entfernt werden. Mit einer ein- bis zweimaligen Mahd bleiben Wiesen Jahrzehnte lang erhalten. Wiesen müssen gemäht werden, damit ihre lichtliebenden Pflanzen nicht durch aufkommendes Gebüsch und Gehölz verdrängt werden. Damit sich eine große Vielfalt an Pflanzenarten einstellt, sollten die Wiesen nicht mehr aber auch nicht weniger als ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden.

Mit dieser Art von Pflege ahmt der Aachener Stadtbetrieb die landwirtschaftliche Praxis von „anno dazumal" nach. Der Lebensraum Wiese dehnte sich in Mitteleuropa ab dem Zeitpunkt stark aus, als der Mensch begann, seine Tiere in den Stall zu verbannen und aus dem Weideland Wiesen zur Futtergewinnung zu machen. Das Mähen mit der Handsense und eine Vor- und Nachweide mit wenigen Tieren sorgte für einen Lebensraum mit sehr hoher Artenvielfalt. Wiesen sind ein idealer Lebensraum – nicht nur für Sechsbeiner, sondern zum Beispiel auch für Spinnentiere, Schnecken und Pilze. Die Pflanzen sind für die Tiere der Wiese nicht nur Futterquelle, sondern auch Versteck, Winterquartier oder Jagdrevier.

Nicht gemähte Bereiche sind Absicht
Will man die Artenvielfalt fördern, sollte man für strukturreiche Wiesen sorgen, also für Wiesen mit früh, frisch und nicht gemähten Bereichen. Der Aachener Stadtbetrieb hat zusammen mit der Projektleitung, den Wissenschaftler*innen vom Institut für Umweltforschung der RWTH Aachen, daher ein Mahd-Konzept entwickelt, mit dem die Wiesen in Zukunft gepflegt werden. Außerdem erfolgt die Mahd mit eigens angeschafften Balkenmähern, die im Gegensatz zu den üblichen Rotationsmähwerken deutlich mehr Tiere unversehrt überleben lassen. So sollen im Laufe der Zeit die perfekten Wiesenwelten entstehen und mit ihnen eine hohe Biodiversität im Siedlungsraum.

Bürger*innen aus der Stadt und StädteRegion Aachen, die selbst eine „FLIP"-Wiese auf privaten Flächen anlegen oder eine Patenschaft für eine öffentliche Fläche übernehmen möchten, können sich an den Fachbereich Klima und Umwelt der Stadt Aachen wenden: flip@mail.aachen.de. Der nächste günstige Zeitpunkt für eine Aussaat ist im Frühjahr 2024.

Weitere Informationen: www.flip-wiesen.de