Eifel-News

Auf der Ehrengräberstätte für sowjetische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die an der L166 zwischen Rurberg und Kesternich liegt, wurde eine neue Dauerausstellung eröffnet. Zehn neue Informationstafeln liefern Besucherinnen und Besuchern jetzt Hintergründe und tragen in Zukunft zur echten Erinnerungskultur bei.

Die vorhandenen Inschriften, Gedenktafeln und die bis 2021 verwendete Informationsbroschüre zeichnen ein Bild, welches den Tatsachen an vielen Stellen nicht entspricht. Denn entgegen dem vorherrschenden Glauben, dass hier Soldaten beerdigt seien, sind es Menschen, die weitab der Kriegsfront als Kriegsgefangene, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter ihren Tod fanden, darunter sogar einige Kinder. Zu dem weitverbreiteten Irrglaube, es handele sich um russische Soldaten; tragen auch die landläufig verbreiteten Begriffe 'Russenfriedhof' und 'Kriegsgräberstätte' bei, die dem Charakter der Ehrenstätte und den Beigesetzten nicht gerecht werden. Hier sind 2.322 Menschen beerdigt, die alle im Regierungsbezirk Aachen gestorben sind. Es handelt sich ausnahmslos um Umbettungen von anderen Friedhöfen. Die neue Ausstellung soll in dieser Hinsicht für eine historische Einordnung sorgen.

"Der Begriff Friedhof steht heute dafür, dass die Menschen ihren Frieden finden sollen. Das gilt besonders für die hier Beigesetzten, denn sie alle haben ihren letzten Lebensabschnitt nicht in Frieden verbracht, sondern wurden verschleppt und mussten unter grausamen Bedingungen arbeiten. Sie lebten als Zwangsarbeiter oder Arbeitssklaven mitten unter der Bevölkerung und starben an Hunger, Krankheiten, Erschöpfung, wurden erschlagen oder erschossen. Wir sind es schuldig, ihnen hier ein ehrendes Andenken zu bewahren. Ich bin froh, dass wir ihr Schicksal mit der Ausstellung jetzt für die Öffentlichkeit noch sichtbarer machen", so Bürgermeister Bernd Goffart bei der Eröffnung. Bisher war die Ehrenstätte weitgehend unkommentiert für Besucherinnen und Besucher zugänglich. Das hat sich mit der Eröffnung der Ausstellung nun geändert.

Nach einer Ansprache von Dr. Thomas Leßmann vom Landschaftsverband Rheinland gingen der Historiker Frank Möller, Designerin Eva Müller-Hallmanns, die die Ausstellung grafisch umgesetzt hat, und Konrad Schöller von der Geschichtswerkstatt Nordeifel bei der Eröffnung in ihren Reden auf das Konzept der Ausstellung, ihre achtsame Gestaltung und die Herkunft der Portraits der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter ein.

Auch die abgeschiedene Lage der Ehrenstätte ist historisch bedingt, da man bei der Errichtung Anfang der sechziger Jahre kein Interesse daran hatte, die Ehrenstätte zentral gelegen zu platzieren, sondern einen abgelegenen Ort bevorzugte. Daher kommen wenige Menschen zufällig an der Ehrenstätte vorbei. Hierzu sind Interessierte aber jederzeit herzlich eingeladen. Die Gräberstätte für sowjetische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter ist frei zugänglich für Besucherinnen und Besucher.