RWTH

Die VolkswagenStiftung finanziert drei Forschungsprojekte der RWTH Aachen beziehungsweise mit RWTH-Beteiligung. Diese wurden im Rahmen des Förderangebots „Zirkularität mit recycelten und biogenen Rohstoffen“ im Profilbereich „Gesellschaftliche Transformationen“ beantragt.

In den nächsten vier Jahren übernimmt die Stiftung Kosten in Höhe von 3,7 Millionen Euro.

Mit ihrem Antrag „CIRCON – Circular materials innovation platform for continuous polymerization of novel materials and closed-loop lifecycle testing“ waren Professorin Sonja Herres-Pawlis und Professor Andreas Jupke erfolgreich. Herres-Pawlis ist geschäftsführende Direktorin des Instituts für Anorganische Chemie und Inhaberin des Lehrstuhls für Bioanorganische Chemie, Jupke ist Inhaber des Lehrstuhls für Fluidverfahrenstechnik. Die Forschung zu Kunststoffprodukten und deren Umweltbelastung konzentriert sich bisher auf den Labormaßstab, der Weg in die industrielle Anwendung ist eine Herausforderung. Im Projekt wollen die Forschenden das sogenannte Tal des Todes überbrücken sowie umweltverträgliche und hochaktive Polymerisationskatalysatoren einsetzen. Ziel ist auch die Verbesserung des chemischen Recyclings von Polylactid mit Katalysatoren, um eine Rückgewinnung von Monomeren aus Altkunststoffen in geschlossenen Kreisläufen zu erreichen.

Das Recycling von Matratzenschaum steht im Mittelpunkt des Projekts „REFOAM – Recycling of waste-derived mattresses foam through sensor-based characterization and pyrolysis“. Künftig arbeiten Fabian Roemer und Professor Peter Quicker vom Lehr- und Forschungsgebiet Technologie der Energierohstoffe gemeinsam mit Alexander Feil vom Lehrstuhl für Anthropogene Stoffkreisläufe unter Leitung von Professorin Kathrin Greiff an neuen Verfahren für die stoffliche Verwertung dieses Abfallstroms. Matratzenschaum aus Abfällen bietet ein erhebliches Potenzial für die Rückgewinnung von Ressourcen – die meisten Matratzen werden nach der Nutzung entsorgt, in Deutschland meist verbrannt, andernorts sogar deponiert. Annähernd fünf Millionen Kubikmeter an Matratzen fallen jedes Jahr in Deutschland an. Im Projekt werden die Matratzen nach einer Aufbereitung mit einer sensorgestützten Charakterisierungs- und Sortiertechnik in die jeweiligen Schaummaterialien getrennt und in separaten Verfahren chemisch recycelt. In Zusammenarbeit mit Industriepartnern erfolgt die Untersuchung der Wertstoffrückgewinnung aus einem der gebräuchlichen Materialien, dem Latexschaum, mittels Pyrolyse. Das Verfahren soll in einem ganzheitlichen Ansatz vom Labor bis zum technischen Maßstab weiterentwickelt werden.

Fabian Diaz vom RWTH-Institut für Metallurgische Prozesstechnik und Metallrecycling unter Leitung von Professor Bernd Friedrich forscht zum Recycling von Leiterplatten. Er kooperiert mit Professor Stefan Salhofer von der Universität für Bodenkultur Wien und Professor Jochen Petersen von der University of Cape Town. Titel des Projekts ist „Short Circuits - Development of a small-scale processing route for the localised short-loop recycling of waste electronic circuit boards“. Leiterplatten sind - bezogen auf den Materialgehalt - die wertvollsten Bauteile in Elektroaltgeräten, aufgrund der komplexen Materialzusammensetzung stellt das Recycling jedoch eine Herausforderung dar. Bisherige Recyclingrouten basieren auf der Technologie von Kupferhütten und benötigen viel Inputmaterial. Weltweit sind nur wenige Spezialhütten tätig. Erforscht wird ein hydrometallurgischer Prozess, der für den lokalen, kleintechnischen Betrieb geeignet ist. Die Wissenschaftler untersuchen die Möglichkeiten der mechanischen und thermischen Vorbehandlung sowie Auflösungsprozesse mit organischen und anorganischen Lösungsmitteln. Ein umfassender und flexibler hydrometallurgischer Recyclingweg ist Ziel der Arbeiten.