Stolberg

Neue Tektonik für die historischen Unterlagen., Der Grabstein für Carl de Berghes auf dem Büsbacher Friedhof., Das Archivgut ist geborgen – was passiert nun? Über die weiteren Schritte zur Wiederherstellung wird das Stadtarchiv in den nächsten Monaten in loser Folge anstelle des gewohnten ‚Archivales des Monats‘ berichten.

Der Wiederaufbau des Stadtarchivs und seiner historischen Dokumente braucht Zeit und gute Vorbereitung. Während die strukturellen Bedingungen für die Wiederherstellung geschaffen werden, ist auch weitere Grundlagenarbeit an den Beständen und Findmitteln angezeigt. Für die avisierte Bereitstellung in einem modernen und digitalen System ist eine benutzerfreundliche und archivgerechte Aufbereitung der Archivalien angestrebt. Ein wesentliches Prinzip dabei ist die sogenannte Provenienz. Amtliches wie auch nicht-amtliches Schriftgut muss im originalen Kontext bereitgestellt werden, das heißt es muss klar ersichtlich sein, welche Stelle für den jeweiligen Vorgang oder die Akte zuständig war.
So viel zur Theorie. In der Praxis bedeutet das: Im Stadtarchiv gibt es bisher die Hauptbestände der Unterlagen der Stadt Stolberg und der ehemaligen Gemeinden Gressenich und Zweifall. Was fehlt: ein Bestand Büsbach. Die Unterlagen der bis 1935 selbständigen Gemeinde wurden mit der Eingemeindung in den städtischen Aktenbestand überführt, so dass mit Gründung des Stadtarchivs 1979 diese Provenienz in den Hintergrund gerückt ist. Im Zuge des Wiederaufbaues mit einer Neuaufstellung des Archivs wird ‚Büsbach‘ als Bestand rekonstruiert werden und auch weitere zweckmäßige und nutzerfreundliche Klassifikationen geschaffen. Wir bauen auch das Stadtarchiv besser auf, als es war. Dieses Archivale des Wiederaufbaues entstammt einer Akte, die wie etwa 1200 weitere das Hochwasser unbeschadet überstanden hatte. Die Akte der Büsbacher Friedhofsverwaltung beinhaltet zahlreiche Vorgänge wie den der Netta de Berghes. Netta, mit vollem Namen Antonetta Josepha de Nepomuc Carola Wilhelmia de Berghes, war Schwester des 1869 in Büsbach verstorbenen Carl de Berghes. Der in Monschau Architekt, Geodät, Kartograf und wissenschaftliche Autor verlebte die letzten Lebensjahre wohl in ‚Münsterpumpe‘, dem Pumpenhaus der James-Grube bei Münsterbusch, und starb dort 1869. Dort verfasste er die Schrift „Beschreibung der Überreste aztekischer Niederlassungen auf ihrer Wanderung nach dem Thale von Mexico durch den gegenwärtigen Freistaat von Zacatecas“ und war auch Erbauer der Mühlener und Zweifaller Kirche.

Netta de Berghes schrieb knapp fünf Jahre nach dessen Tod an Bürgermeister Giesen „Meine Schwestern und ich beabsichtigen meinem verstorbenen Bruder Carl de Berghes auf hiesigem Kirchhofe ein Denkmal zu errichten, und bin ich daher so frei, Euer Wohlgeboren um die Erlaubniß zur Aufstellung derselben hiermit ganz ergebenst zu bitten.“ Der Bitte wurde stattgegeben mit der üblichen Bedingung, „falls die Gräberreihe neustens daran komme das Denkmal auf Ihre Kosten bis an die Mauer [des Friedhofs] gerückt werden“ müsse. Das Aufstellen von Grabsteinen hatte hier offenbar nicht die Selbstverständlichkeit wie in jüngeren Zeiten, da in anderen Fällen sogar deren Entfernung zur Auflage gemacht wurde. Der Gedenkstein für diesen Wahl-Büsbacher ist nicht erhalten, aber die Unterlagen der Friedhofsämter geben weiterhin Aufschluss für die Kupferstädter Geschichte.

Diese Akte ‚Stolberg 3545‘ wird in einem neuen alphanumerischen Ordnungssystem eine neue Nummer erhalten. Als Archiveinheit den Büsbacher Friedhof in Vorgängen von 1834 bis 1919 betreffend wird sie künftig im neuen Bestand B1 (Büsbach) bequemer für Archivnutzer*innen findbar sein. Denn was für jedes Archiv wesentlich ist: Es ist in guter, systematischer Ordnung und man muss nicht überall suchen, sondern man findet dort, wo man die Informationen erwartet.