Alles rund um Aachen

Tonnenschwere Lüftungsanlage schwebt durch das Dach an Ort und Stelle. Trotz Tonnenlast am Haken, hier ist Fingerspitzengefühl gefragt! Zentimetergenau steuert das wuchtige Lüftungsmodul die kleine Lücke im großen Dach hoch über dem Portikus an der Hauptfassade des denkmalgeschützten Gebäudes an.

Kranfahrer und Arbeiter wissen ganz genau, was sie in diesem Moment tun. Und sie wissen, dass sie hier an einem ganz besonderen Aachener Gebäude Hand anlegen. Jeder Griff sitzt, die wertvolle Fracht schwebt sicher an Ort und Stelle.

Knifflige Situationen, spannende Entdeckungen
Die Revitalisierung des Neuen Kurhauses läuft auf Hochtouren. „Heute erleben wir einen weiteren wichtigen Meilenstein für dieses besondere Projekt", sagt Klaus Schavan und blickt in den frühherbstlichen Morgenhimmel. Der technische Geschäftsführer des städtischen Gebäudemanagements sieht sichtlich zufrieden aus. Viele Herausforderungen, knifflige Situationen, spannende Entdeckungen, intensive Diskussionen und Planungen liegen in den vergangenen Jahren hinter den Verantwortlichen der Verwaltung. Doch längst rollt das derzeit größte städtische Bauprojekt gut aufgegleist Richtung Ziel. Und das taucht langsam am Horizont auf. „Wenn nun weiter alles glatt läuft, können wir die Revitalisierung des Neuen Kurhauses im Sommer 2025 abschließen und es dem Eurogress als künftigen Nutzer übergeben", skizziert Projektleiter Gerd Gerards den weiteren Weg. Neben ihm steht Kristina Wulf, ihres Zeichens Eurogress-Geschäftsführerin, und strahlt ebenso wie zuvor schon Schavan viel Optimismus aus. „Wir freuen uns wirklich sehr auf dieses außergewöhnliche Gebäude! Seit dem Planungs- und nun auch im Bauprozess werden wir von Seiten des Gebäudemanagements wunderbar eingebunden. Wir können es kaum erwarten, hier hoffentlich ab 2025 viele Aachenerinnen und Aachener wie auch auswärtige Gäste begrüßen zu dürfen." Herzstück des Neuen Kurhauses ist der große Saal, der schon vor über 100 Jahren einer der angesagtesten Treffpunkte der Kur- und Kaiserstadt war. In Zukunft werden allein dort wieder Veranstaltungen mit bis gut 600 Besucher*innen stattfinden – von Kongressen über Konzerte bis zu privaten oder kommerziellen Feiern.

Ausgeklügeltes Technikpaket
Bis dahin steht aber noch einiges an Arbeit ins Haus. Das weiß auch Architekt Kilian Schumacher aus dem Projektteam „Neues Kurhaus" im städtischem Gebäudemanagement. Eine aufwendig installierte Stahlkonstruktion verstärkt seit einigen Wochen bereits die Decke im Haupttrakt. Dort können nun weitere schwere Lasten – jeweils zwei bis vier Tonnen wiegen die jüngst angelieferten Großkomponenten – der hochmodernen Haustechnik so platziert werden, dass sie den künftigen Besucher*innen (nahezu) nicht auffallen werden. „Wir arbeiten in einem historischen und denkmalgeschützten Bestandsgebäude. Im Dachgebälk ist es sehr eng. Unsere Herausforderung besteht gerade darin: Möglichst kleine Öffnungen schaffen, um dann die großen Geräte an die richtige Stelle bringen und installieren zu können." Von dort werden dann Kanäle und Rohre in jeden Raum des Kurhauses geführt, um künftig überall für frische Luft und die optimale Temperatur zu sorgen.

Das gesamte „Technikpaket", das für die Revitalisierung des Gebäudes geschnürt wird, schlägt mit rund 14 Millionen Euro zu Buche, davon allein für die Lüftungsanlage etwa 3,2 Millionen Euro. Die gesamte Sanierungsmaßnahme Neues Kurhaus, rechnet Gebäudemanagement-Chef Klaus Schavan vor, kostet gut 58 Millionen Euro. „Was hier gerade passiert, ist der komplexeste Part des gesamten Bauprojekts", betont Schavan. „Wenn wir das alles im Gebäude drin haben, sind wir einen großen Schritt weiter. Für diese vielen Aufgaben, braucht man gute Firmen, gute Leute im eigenen Team und verlässliche Partner. Und all das haben wir glücklicherweise." Aktuell sind rund 50 Handwerker aus zehn verschiedenen Gewerken auf der Baustelle. Sobald die Revitalisierung mit Volldampf final auf den Innenausbau zusteuert, werden sogar 25 Gewerke jeden Tag auf der größten Baustelle der Stadt Aachen unterwegs sein.

Ein Gebäude mit einer mehr als 100-jährigen Geschichte
Das Neue Kurhaus in Aachen liegt seit über 100 Jahren sehr malerisch im Kurpark der Stadt Aachen und beherrscht die Szenerie gemeinsam mit dem angrenzenden Hotel Quellenhof sowie dem Eurogress. Im Jahr 1916 eröffneten Kurhaus befanden sich zwei Konzertsäle, Lesesäle, Raucherzimmer, Gesellschafts- und Spielräume sowie zwei so genannte Frauensäle. Zu den gastronomischen Einrichtungen gehörten ein Speisesaal sowie ein Weinsalon und mehrere Kaffeeräume.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude schwer beschädigt. Nach der Wiederherstellung erfolgte am 5. Februar 1953 die Wiedereröffnung mit einer Karnevalssitzung. Das Haus war seitdem Veranstaltungsort für Konzerte und Karnevalsevents, unter anderem auch für die Veranstaltung „Orden wider den tierischen Ernst", bis 1976 die neugegründete Spielbank Aachen einzog. Seit Auszug der Spielbank im Jahr 2015 steht das Gebäude leer.

Mit der Sanierung des Neuen Kurhauses verfolgt die Stadt Aachen das Ziel, in Anlehnung an das ursprüngliche Konzept wieder eine attraktiv Veranstaltungsstätte für die Bürger*nnen dieser Stadt zu schaffen, den Gemeinschaftssinn zu stärken und Gemeinschaft auch leben zu können. Insofern soll die Tradition des Neuen Kurhauses wiederaufleben. Es soll zukünftig wieder für Veranstaltungen aller Art nutzbar sein.

Weitere Infos zum Neuen Kurhaus: www.aachen.de/neueskurhaus.