Würselen

Getreu dem traditionellen Motto „Ehre, wem Ehre gebührt" wurde am 15. Juni den Ehrenamtlichen in Würselen die Ehrenmedaille „Wöschelter Düvel" als Dank für ihr Engagement überreicht. Zusätzlich zur Verleihung sorgte ein buntes Programm für sensationelle Stimmung.

Schon das Design der Banner, Poster und Eintrittskarten der Stadt Würselen zeigten, worum es an diesem Abend gehen sollte: Ein buntes Herz, zusammengesetzt aus vielen kleinen Herzen und Händen, die symbolisieren, worauf es beim Ehrenamt ankommt. Viele verschiedene Menschen unterstützen gemeinsam mit Hand und Herz – jedes Teil sorgt für ein großes Ganzes und spiegelt insgesamt das Ehrenamt mit all seinen Facetten wider. So wird aus den Ehrungen einzelner Personen und Vereine der städtische Ehrenamtsabend als eine Hommage an das Ehrenamt.

Schon der Start war außergewöhnlich. Auf der Bühne der Burg Wilhelmstein fand sich das Orchester des Würselener Heilig-Geist-Gymnasiums ein, bestehend aus mehr als 50 Schüler:innen, darunter Streicher, Holz- und Blechbläser sowie Schlaginstrumente, und eröffnete den Abend. Unter der Leitung von Martin Busch interpretierten sie Music was my first love, Jesus Christ Superstar Medley und Pirates of the caribbean, belohnt wurden sie mit einem herzlichen Applaus, der genau wie ihre Darbietung unter die Haut ging.

„Ohne das Ehrenamt wäre das Leben trist und eintönig."

Wie auch schon die letzten beiden Jahre führte das Moderatorenduo, bestehend aus der Pressesprecherin Miriam Ameri und Bürgermeister-Referent Benedikt Beckers, durch den Abend. Nach einer kurzen Begrüßung übergaben sie das Mikro an Bürgermeister Roger Nießen, der vor allem den Akteuren dankte, die in diesem Jahr den Rahmen für die Ehrungen gesetzt haben. Dann machte er aber nochmal klar, worum es an diesem Abend geht: „Es geht um Sie, verehrte Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler, und Ihr überragendes Engagement für die Menschen in unserer schönen Heimat Wöschele!" Er stellte die rhetorische Frage, wie denn das Leben ohne ehrenamtliches Engagement aussähe und malte ein düsteres Bild. Es gäbe de facto kein Vereinsleben: Keine kulturellen, keine sportlichen, keine sonstigen Veranstaltungen – niemand, der diese organisiert. Es gäbe kein Jungenspiel – tausende Leute, die an den Kirmeswochenenden in die Festzelte strömen – undenkbar. Nicht mal unser Brandschutz wäre in hinreichendem Maße gesichert. „Ich könnte diese Liste beliebig fortführen. Klar ist, das Leben wäre trist und eintönig", sagt Nießen. „Glücklicherweise konnte ich in den vorstehenden Ausführungen im Konjunktiv sprechen, denn dem ist nicht so und das liegt an Ihnen, liebe Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler. Es ist Ihr Engagement, das die Gesellschaft kittet, das dem Leben Abwechslung und so viel Gutes gibt."

Weiterhin macht er nochmal klar: „Sie, die Würselener, die heute hier geehrt werden, stehen stellvertretend mit Ihrem Engagement für tausende von Ehrenamtlichen unserer Stadt und Millionen von Bundesbürgern als eine der tragenden Säulen unserer Gesellschaft, unserer Demokratie und unseres Zusammenlebens."

Blockflötenkonzert sorgte für gute Laune

Bevor es an diesem Abend mit den Ehrungen losging, hatte die Klasse 4b der Bardenberger Grundschule mit ihrem Lehrer Lars Tellermann ihren großen Auftritt. Das Blues-Blockflötenkonzert der Kinder mit selbst einstudierter Performance sorge für gute Laune, sodass der ein oder andere Gast beschwingt mitwippte. Auch die Outfits der Kinder passten zum Blues-Thema. So war die Sonnenbrille ein unverzichtbares Accessoire, genauso wie Hut und weißes Hemd.

Ehrung: Pfadfinder Bardenberg

Als erster Verein wurde an diesem Abend der Stamm Bardenberg der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg mit der Ehrenmedaille „Wöschelter Düvel" geehrt. Die Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft Würselen e.V. Ellen Thielen-Vafaie begann ihre Laudatio mit den Worten „Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als Ihr sie vorgefunden habt. Dieses Zitat von Lord Baden-Powell – dem Gründer der Pfadfinder – ist sein Aufruf und Vermächtnis an alle Pfadfinder dieser Welt." Thielen-Vafaie lobte das Engagement der fast 60 Kinder und Jugendlichen, das weit über Zeltlager und wöchentliche Truppstunden hinausgehe.

„Sie bringen sich aktiv ins Bardenberger Dorfleben ein, beteiligen sich dort an Gemeinschaftsaufgaben, haben bei den letzten 72-Stunden-Aktionen die Spielplätze auf Pley und in der Bergstraße renoviert und ergänzt. Bei der Neugestaltung des Hans-Böckler-Platzes haben sie mitgeholfen und zudem das große Insektenhotel gebaut und aufgestellt." Auch bei der Unterstützung der Flutopfer vor zwei Jahren sowie bei der Partnerschaft mit Morlaix seien die Bardenberger Pfadfinder bemüht. Aus diesen Gründen, und Thielen-Vafaie vermutet, es gäbe noch viele weitere, sei die Ehrung „absolut verdient."

Ehrung: Helene Meyer von der Würselener Tafel e.V.

Sabine Sigmundt, die selbst seit fünf Jahren für die Tafel tätig ist, fasst das Wirken von Helene Meyer für alle Anwesenden zusammen. Anschaulich vergleicht sie den Alltag in den Geschäfts-und Ausgaberäumen der Tafel mit einem Bienenstock, indem es vermeintlich wuselig zugehe, bei dem aber jeder seine festen Aufgaben habe. „Und unsere Bienenkönigin ist Helene Meyer", sagt Sigmundt. „Sie bewahrt immer die Ruhe, ist für jeden da. Sie hat überall den Überblick und packt überall mit an." Deshalb sei die Ehrenmedaille eine verdiente Anerkennung.

Ehrung: Konrad Majewsky von den St. Hubertus Bogenschützen

Wie so oft ist Verein auch Familiensache, so auch bei der Familie Majewsky. Sohn Oliver hält die Laudatio für seinen liebevoll genannten Vadder, der stolze 52 Jahre aktiv ist bei den St. Hubertus Bogenschützenbruderschaft 1903 e.V. Würselen Bardenberg. „Er hat den Verein immer unterstützt und während seiner Jahre als Kassierer hat er dem Verein finanziell zu gefestigten Strukturen verholfen", so Oliver Majewsky.  „Beim Umzug der Schützenanlage im Jahr 2004 zum Duffesheider Weg war er stets eine helfende Hand und auch eine wegweisende Leitfigur. Bis heute ist er immer für den Verein da und hilft, wo er helfen kann. Wir, deine Vereinskameraden, und auch ich dürfen danke sagen für das, was du diesem Verein gibst."

Ein Flick Flack nach dem anderen

Die Tanzeinlage der Tanzsportgarde Warden sorgte für Staunen, als sich die fünf Sportlerinnen mit Leichtigkeit durch die Luft bewegten und einen Flick Flack nach dem anderen präsentierten. Dabei verlief vor allem die Gründung des Vereins und die ersten zwei Jahre alles andere als leicht. Denn die Tanzsportgarde des Karnevalsausschusses Wardener Vereine KWV 1957 e.V. wurde erst 2020 und damit während der Pandemie gegründet. So durfte zu Beginn nur online trainiert werden, Vortanzen oder Turniere gab es nicht. Trotzdem schafften es die Mädchen, den Verein durch diese schwere Zeit zu manövrieren, sodass seit 2021 ein regelmäßiges Training stattfindet. Trainingslager, Auftritte und Turniere stehen seitdem auf dem Programm.

Ehrung: Würselener Senioren Werkstatt

Der Vorschlag, die Würselener Seniorenwerkstatt zu ehren, kam direkt von Bürgermeister Roger Nießen. „Es war mir eine Herzensangelegenheit, Sie zur Ehrung mit der Ehrenmedaille Wöschelter Düvel vorzuschlagen", sagt Nießen. „Umso mehr freut es mich, dass die Ehrenkommission meinem Vorschlag einstimmig gefolgt ist." Seit der Gründung sei die Devise der Senioren Werkstatt unverändert: Wissen und Kenntnisse nutzen, um etwas Gutes zu schaffen. Und dabei schwinge auch ein nachhaltiger Gedanke mit, nämlich Dinge zu reparieren oder zu überarbeiten, um sie weiter nutzen zu können. Zusätzlich werden alle Einnahmen gespendet und kommen einem guten Zweck zugute. „Sehr geehrte Herren, ich denke, man kann festhalten: Ihre regelmäßigen Zusammenkünfte tun Ihnen gut und das wiederum tut der Gesellschaft gut", sagt Nießen und schließt mit den Worten: „Bleiben Sie am Ball – oder am Holz, vor allem aber gesund und machen Sie weiter so. Ich gratuliere Ihnen herzlich zur Auszeichnung!"

Hinweis auf Ehrung Elisabeth Nollé von den LandFrauen Ortsverband Broichweiden

Die nächste Ehrung ging an eine Person, die leider nicht persönlich anwesend sein konnte, dennoch gaben die Moderatoren ihr sprichwörtlich eine Bühne und stellten ihr ehrenamtliches Engagement kurz vor: Elisabeth Nollé von den LandFrauen Ortsverband Broichweiden. Seit dem Jahr 2007 hatte sie durchgängig verschiedene Posten beim Ortsverband inne, insgesamt stolze fünf Amtszeiten im geschäftsführenden Vorstand. Dem Vorschlag der Vorsitzenden Kathi Haaken ist die Ehrenkommission gerne gefolgt und hat die Auszeichnung von Elisabeth Nollé mit der Ehrenmedaille „Wöschelter Düvel" beschlossen.

Ehrung: Rolf Paffen vom Verein zur Förderung des Scherberger Maibrauchtums e.V.

Das ehrenamtliche Engagement von Rolf Paffen fasste Stefan Kasprowski, Laudator und selbst Mitglied des Vereins, in seiner Laudatio zusammen: „Rolf ist ein herausragendes Beispiel für ehrenamtliches Engagement und Identifikation mit einem Verein und seinen Traditionen. Sein unermüdlicher Einsatz hat dazu beigetragen, dass der Verein zur Förderung des Scherberger Maibrauchtums e.V. zu einem wichtigen Bestandteil des kulturellen Lebens der Stadt geworden ist. Er ist nicht nur ein verdienstvolles Mitglied, sondern auch ein Vorbild für die kommenden Generationen. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass diese Traditionen bis heute lebendig sind." Für seine langjährigen Verdienste erhielt Rolf Paffen die Ehrenmedaille „Wöschelter Düvel".

Anika Zimmermann im Finale des diesjährigen Ehrenamtsabends

Zum Finale erfüllte die klangvolle Stimme von Anika Zimmermann die alten Gemäuer der Burgruine. Die Bardenbergerin war gerührt, auf der Burg Wilhelmstein singen zu dürfen, die sie als direkte Nachbarin beinah zu ihrem „Wohnzimmer" zählt. Mit Simply the best und What's up bewegte und begeisterte sie das Publikum, brachte Gänsehaut und gute Stimmung, besonders herzerwärmend war der Song Shallow im Duett mit ihrem Sohn. Höhepunkt ihres Auftritts war eine Feststellung, die sich durchaus auch auf das Würselener Ehrenamt nach der Pandemie übertragen lässt: Immer noch do (Kasalla) – mitgesungen, mitgeschunkelt und mitgefühlt.

Eintrag ins Goldene Buch und After-Show

Damit wurden rund 400 Gäste vom 19. Ehrenamtsabend verabschiedet. Die Geehrten trugen sich nach dem Programm in das Goldene Buch der Stadt Würselen ein. Nach dem gemeinsamen Pressefoto folgte ein kleiner After-Show-Umtrunk, bei dem man sich gegenseitig feierte und die schönsten Momente Revue passieren ließ.