RWTH

Heike Vallery und Hector Geffner nehmen in Berlin den höchstdotierten internationalen Forschungspreis in Deutschland entgegen. Die Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Sabine Döring und der Präsident der Humboldt-Stiftung Robert Schlögl haben in Berlin Deutschlands höchstdotierten Forschungspreis, die Alexander von Humboldt-Professur, verliehen.

Gleich zwei der höchstdotierten Forschungspreise gehen in diesem Jahr an die RWTH - an Professorin Heike Vallery (Medizinrobotik) und Professor Hector Geffner (Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen). Beide erhielten eine von sieben Professuren im Schwerpunktprogramm Künstliche Intelligenz. „Die großzügige Investition in exzellente Wissenschaft macht uns als Forschungsland attraktiv und ist ein Markenzeichen Deutschlands“, sagte Robert Schlögl. „Die verliehenen Alexander von Humboldt-Professuren für Künstliche Intelligenz (KI) spiegeln die enorme Relevanz von KI für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft wider. Gerade deshalb ist es uns wichtig, in diesem Bereich global mitzugestalten“, erklärte Sabine Döring.

Spitzenforscherin an der Schnittstelle von Maschinenbau und Medizin

Mit der Alexander von Humboldt-Professur wechselte Heike Vallery von der TU Delft an die Fakultät für Maschinenwesen der RWTH. Die Maschinenbauingenieurin ist Spitzenforscherin an der Schnittstelle von Maschinenbau und Medizin, ihre Arbeit zur Robotik umfasst ebenso theoretische Beiträge wie praktische Anwendungen. So entwickelte sie Richtlinien für Roboter, die motorisch eingeschränkte Personen Menschen bei der Bewegung unterstützen. Sie konzipierte die ersten 3D-Robotertherapieumgebungen, die ein Gangtraining ermöglichen und entwarf trag-bare Systeme, die zur Stabilisierung des Ganges beitragen. Diese Entwicklung hilft auch Schlaganfall-Überlebenden, ihr Gleichgewicht zu verbessern. Bei ihren Forschungsarbeiten für eine technologiegestützte Rehabilitation kooperiert sie eng mit Klinikern und Partnern aus der Industrie.

Für Heike Vallery ist es eine Rückkehr an ihre Alma Mater: 2004 erwarb sie an der RWTH ihr Diplom mit Auszeichnung. Nach der Promotion an der TU München war sie von 2008 bis 2011 Postdoktorandin an der ETH Zürich. Zu der Zeit entwarf sie bereits mit ihrem Team transparente Roboterschnittstellen für das 3D-Gangtraining, möglich wurden damit bis heute die bahnbrechenden Forschungen zur Genesung nach einer Rückenmarksverletzung. Von 2011 bis 2012 war Vallery Assistenzprofessorin an der Khalifa University in Abu Dhabi. Sie kam 2012 an die TU Delft, wo sie in der Folge als Professorin tätig war.

Heike Vallery publiziert in angesehenen wissenschaftlichen Zeitschriften wie Science Robotics und Natur Medicine, hat 15 Patentanmeldungen eingereicht und mehrere Stipendien und Auszeichnungen erhalten. Dazu gehörten der erste Preis des euRobotics Technology Transfer Award 2014 und ein Vidi-Stipendium 2016 von der Netherlands Organization for Scientific Research. Während der Covid-19-Pandemie war Vallery auch Co-Leiterin von „project inspiration“ an der TU Delft. Diese Initiative bringt Beatmungstechnologie in einkommensschwache Länder, indem lokale Unternehmen in die Lage versetzt werden, die Technologie selbst herzustellen.

Ein Vordenker der automatisierten Planung

Hector Geffners Forschung im Themenfeld der Künstlichen Intelligenz ist weltweit Standard, er gilt als Vordenker der automatisierten Planung und widmet sich seit einigen Jahren auch dem Maschinellen Lernen. Zum Januar 2023 kam er dank der Alexander von Humboldt-Professur aus Spanien zur Fachgruppe Informatik der RWTH. Zuvor forschte er an der Catalan Institution for Research and Advanced Studies, ist Gründer und Leiter des KI-Labs an der Universität Pompeu Fabra in Barcelona. Seit 2019 hat er eine Wallenberg-Gastprofessor an der Universität Linköping in Schweden inne. Zuvor war er am IBM Thomas J. Watson Research Center und an der Universität Simon Bolivar in Venezuela.

Der Informatiker promovierte an der University of California in Los Angeles 1989 über die Zusammenhänge zwischen logischer, probabilistischer und kausaler Inferenz. In den 1990er Jahren verlagerte sich seine Forschung auf den Bereich der Planung, ein zentraler Bereich der KI. Hier ist Geffner ein sehr einflussreicher Wissenschaftler weltweit. Was Kinder intuitiv oder durch Ausprobieren lernen, muss Computern aufwendig programmiert werden, damit sie fähig werden, Handlungen autonom zu planen und an wechselnde Gegebenheiten anzupassen. Geffners Arbeit umfasst Theorien, die auf Logik, Wahrscheinlichkeit, Heuristik und Algorithmen basieren, ebenso wie praktische, computergestützte Rechenexperimente. Mit seinem Team etablierte er die heuristische Suche als besondere Form der Planung, die Standard wurde. Häufig betont wird die Generalisierbarkeit seiner Methoden, die sich nicht auf spezifische Anwendungsbereiche beschränken. 2020 erhielt er einen ERC Advanced Grant für das Projekt „From databased to model-based AI: representation learning for acting and planning,” das Aktionsbeschreibungen automatisch aus Daten lernbar macht. Hector Geffner und seine Forschung sind nun ein weiterer Baustein der KI-Aktivitäten der RWTH.

Jedes Jahr werden bis zu zehn Auszeichnungen an Forschende aller Fachrichtungen verliehen. Von 2020 bis 2024 ist die Vergabe von zusätzlich bis zu 30 weiteren Humboldt-Professuren auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz möglich. Finanziert werden mit je fünf Millionen Euro experimentell und mit je dreieinhalb Millionen Euro theoretisch arbeitende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Mittel für die Professuren stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Verfügung. Zu den bisher ausgewählten Persönlichkeiten an der RWTH gehören Matthias Wessling (2010, Chemische Verfahrenstechnik), David DiVincenzo (2011, Quantenphysik, gemeinsam mit dem Forschungszentrum Jülich), Raul Fidel Tempone (2018, Angewandte Mathematik), Wil van der Aalst (2018, Informatik) und Holger Hoos (2021 Informatik).