Würselen

Der Kreisverband StädteRegion Aachen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) setzte auch in diesem Jahr die 2014 begonnene Pflanzung am traditionellen „Tag des Baumes“, dem 25. April fort, und pflanzt in Zusammenarbeit mit der Stadt Würselen im Stadtgarten Würselen die Moorbirke, den diesjährigen Baum des Jahres.

Die Moorbirke rückt als Leitbaumart die für den Klimaschutz wichtigen Moore als bedrohte Ökosysteme in den Mittelpunkt. Sie ist der einzige Baum in den wertvollen Moorlandschaften. Torfabbau und Nutzbarmachung durch Entwässerung für die Landwirtschaft sind die Ursachen für die massive Bedrohung dieser Lebensräume. Nur noch 5 % der Moore gelten als intakt; 95 % unterliegen Abbau und Entwässerung.

Die Moorbirke, auch wegen ihrer behaarten einjährigen Zweige und ihrer Blätter Haarbirke genannt, ist ein Pionier in der Waldentwicklung. Ihr gelingt dank hoher Samenproduktion die rasche Besiedlung von Kahlflächen. Ein Baum, der auch heute in unseren Breiten von großer Bedeutung ist, um erfolgreich in der Wiederbewaldung von Waldflächen zu sein. Als nördlichste Baumart Europas bildet sie die nördliche Waldgrenze. Wintertemperaturen von durchschnittlich -33° C erträgt sie; bei -40 ° C wandelt sie in den Zweigen Stärke in Öl um, wobei Wärme freigesetzt wird.

Gesundheitlich bewirken Tees und Presssäfte aus Birkenblättern vermehrte Salz- und Wasserausscheidung. Angezapfte Birkenstämme liefern das bekannte Haar- oder Birkenwasser, das gegen Haarausfall und Schuppenbildung wirken soll.

Auch Ötzi nutzte als „Tupperdose der Steinzeit“, ein Birkenrindengefäß, zum Transport von Lebensmitteln. Das in der Rinde enthaltene Betulin und sonstige ätherischen Öle wirken antiseptisch und verhindern ein Schimmeln von Nahrungsmitteln.

Und es gibt auch eine logische Erklärung, warum die Birke dank des Betulins eine weiße Rinde besitzt. Die weiße Farbe schützt den Baum vor Rindenbrand, der insbesondere im Frühjahr bei tiefstehender Sonne und der Reflexion von Schneeflächen in den Verbreitungsgebieten der Moorbirke auftreten würde. Die Rinde würde bei dunklerer Färbung überhitzen und das Zellteilungsgewebe würde geschädigt werden.

Die Wurzeln für den Tag des Baumes liegen in den USA, wo bereits 1872 durch einen Journalisten der Antrag an die Regierung des Bundesstaates Nebraska gestellt wurde, jedes Jahr 20 Bäume pflanzen zu dürfen. In Deutschland lag der Start für den „Ehrentag“ des Baumes 1952, als der damalige Bundespräsident Theodor Heuss mit dem Bundes-SDW-Vorsitzenden, Robert Lehr im Bonner Hofgarten einen Ahorn pflanzte. Der Ahorn im Bonner Hofgarten erfreut sich noch heute prächtiger Gesundheit und stattlicher Größe. Insbesondere die Nachkriegssituation mit enormen Reparationshieben durch die Besatzungsmächte führte angesichts der ausgebeuteten Wälder in Deutschland zu einer Rückbesinnung auf die Nachhaltigkeit im Umgang mit dem Rohstoff Holz und dem Lebensraum Wald.

„Die Auswirkungen der Klimaveränderung, die uns in dramatischer Weise kahle Waldflächen hinterlassen haben, fordert jeden von uns auf, durch aktive Pflanzung gegenzusteuern. Hierfür ist gerade die Moorbirke, als Pionierbaumart der ideale Baum des Jahres“, so Forstdirektor Robert Jansen, Vorsitzender des SDW-Kreisverbandes der StadteRegion Aachen. „Wir müssen um den Walderhalt kämpfen; wir brauchen ihn als Produzenten unseres lebenswichtigen Sauerstoffs und des nachwachsenden Rohstoffes Holzes, der Kohlendioxid bindet.“