Alles rund um Aachen

Dass die größte Betonage für das Bauprojekt gerade kurz bevorsteht, lässt sich an der Baustelle der Brücke Turmstraße nur erahnen. Nahezu ruhig ist es an der riesigen Baugrube an der Geschwister-Scholl-Straße, Züge rollen in regelmäßigen Abständen vorbei. Alles ist vorbereitet am Widerlager, das an die Geschwister-Scholl-Straße grenzt, die Verschalung ist befestigt. Am morgigen Mittwoch (21.Dezember) werden zwischen 60 und 70 Betonmischer erwartet mit insgesamt rund 500 cbm (Kubikmeter) Beton.

Mit einer Betonpumpe wird diese Menge kontinuierlich in die vorbereitete Schalung eingebracht. Im Januar, wenn das Material genügend ausgehärtet ist, kann die Schalung entfernt werden, und das Brückenwiderlager wird erkennbar.

Es ist ein entscheidender Meilenstein im Baufortschritt der künftig rund 80 Meter langen Brücke. Gisela Weiß, Geschäftsbereichsleiterin Straßenunterhaltung und Brückenbau des Aachener Stadtbetriebs, und Hans-Peter Doser vom mit der Bauüberwachung beauftragten Ingenieurbüro Doser, Kempen, Krause, sind zufrieden mit dem Ablauf. Nach den umfangreichen Abriss- und Aufräumarbeiten, die im Mai gestartet waren, wurde im September mit dem Wiederaufbau der Brücke begonnen. Die Mittelpfeilerscheibe ist bereits fertig, am Widerlage auf der Seite Langer Turm müssen nur noch kleinere Betonarbeiten gemacht werden.

Veränderungen im Bauablauf
Wenn alle Betonarbeiten demnächst abgeschlossen sind, kann ein Teil der Baugrube wieder verfüllt werden. Auf der Seite der Geschwister-Scholl-Straße musste – entgegen der ursprünglichen Planung – ein größerer Teil ausgehoben werden, nachdem das dortige Widerlage wegen der schlechten Bausubstanz nicht ertüchtigt, sondern abgerissen werden musste. Veränderungen im Bauablauf wie diese bringen die Projektleitenden nicht aus der Ruhe. „Bei einem Bauprojekt dieser Größenordnung, und hier bauen wir ja auch im Bestand, gibt es häufig Änderungen", sagt Gisela Weiß. „Wenn sich die Substanz im Baukörper später anders darstellt als in den Planungen berücksichtigt, muss man eben reagieren."

Einbau der Stahlbetonträger im März
Alle Arbeiten steuern darauf zu, dass im März die großen Träger auf die Widerlager und die Mittelpfeilerscheibe aufgelegt werden können. Insgesamt 16 der jeweils 40 Meter langen Bauteile werden dann mit einem 800-Tonnen-Raupenkran eingehoben. „Nur eine Handvoll solcher Spezialfahrzeuge gibt es in Deutschland", erklärt Hans-Peter Doser. „Ihr Einsatz auf Baustellen ist Jahre im Voraus geplant." Abgestimmt ist das auf weitere Wochenendsperrpausen der Deutschen Bahn im März. An jeweils einem Wochenende werden mit Hilfe des gigantischen Fahrzeuges die Stahlbetonteile justiert.

Konstruktionsbedingt wird die Brücke künftig etwa 30 Zentimeter höher liegen. „Das hat damit zu tun, dass sich im Laufe der Zeit die Anforderungen an Bauwerke im Bahnbereich verändert haben", erläutert Weiß. „Der Mindestabstand zu den Oberleitungen vom unteren Bereich der Brücke muss aus Sicherheitsgründen um das Maß vergrößert werden."

Bis Ende 2023 sollen die Arbeiten an der Brücke fertiggestellt sein.