Herzogenrath

Zahlreiche Gäste waren am Freitagabend, 4. November, der Einladung in die Stadtbücherei Herzogenrath gefolgt, um der Verleihung des Herzogenrather Krimipreises, der Herzogenrather Handschelle, an Wolfgang Kaes für seinen Roman „Das Lemming-Projekt" und der darauffolgenden Lesung aus dem Buch beizuwohnen. Der mit 1000 Euro dotierte, von der Sparkasse Aachen gesponserte, Krimipreis wird seit 2006 durch den Förderverein Pro Stadtbücherei e.V. vergeben und würdigt die Leistung deutschsprachiger Autorinnen und Autoren, deren Kriminalromane durch eine gute, spannende Story, hohe erzählerische Qualität, glaubwürdige Protagonisten und die atmosphärisch dichte Schilderung des Milieus überzeugen.

Wolfgang Kaes, 1958 in Mayen bei Koblenz geboren und langjähriger erfolgreicher Polizeireporter sowie 2013 Träger des für Journalisten äußerst angesehenen Nannen-Preises, schreibt seit 2020 hauptberuflich Romane, veröffentlichte aber bereits 2004 sein Erstlingswerk und ließ seitdem acht weitere Kriminalromane folgen. „Das Lemming-Projekt" handelt vom Missbrauch sozialer Medien für fragwürdige Zwecke, erzählt wird dabei die Geschichte eines andalusischen Angestellten einer Firma für digitale Reinigungen, die im Auftrag großer Firmen Gewalt und Hetze aus dem Internet entfernt. Plötzlich wird er selbst von Bildern und Nachrichten heimgesucht, seine Familie wird ins Visier genommen, eine Kollegin begeht Selbstmord. Der Protagonist wird zunehmend verfolgt und unter Druck gesetzt, dabei kommt er einem größeren Machtkomplex auf die Spur.
Die Jury würdigte Kaes' beeindruckende Leistung im Bereich der Milieustudie: Der Autor hatte monatelang intensiv sowohl zu Andalusien als Handlungsort der realen Welt als auch zu Sozialen Medien und der Praktik der digitalen Reinigung recherchiert. So verknote der Roman eindrucksvoll einen Blick in Spaniens Probleme der Gegenwart und Vergangenheit mit der neuen Welt des Internets und dortigen, oft schwer einsehbaren, Vorgängen. Kaes betonte in seiner Dankesrede die Hoffnung auf ein steigendes Interesse der Jugend an derartig realistischen und modernen Erzählungen, äußerte zeitgleich auch Bedenken gegen unsere heutige Abhängigkeit von digitalen Welten. Bürgermeister Dr. Benjamin Fadavian hob in seiner Rede ebenfalls die aus dem realistischen Plot und Milieu resultierende Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart hervor.
Nachdem der Preisträger seine Trophäe, die namensgebenden Handschellen, durch den Vorsitzenden des Fördervereins Ralph Klemp angelegt bekommen hatte und nach kurzer Zeit wieder befreit worden war, lud er gemeinsam mit seiner Frau Helga zu einer intensiven Lesesitzung ein.