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Ein schweifender Blick in die Krone der Kastanie auf dem Markt macht es deutlich: Einseitig ist der Baum, gegenüber des Einzelhandelsgeschäfts, bereits abgestorben. Keine Blätter, nicht einmal Knospen für das kommende Jahr haben sich an den Ästen gebildet. Im unteren Bereich versucht der etwa 50 Jahre alte Baum noch eine zweite Krone aufzubauen. „Paniktriebe", nennt Maurice Vonhoegen, Leiter der Baumkontrolle des Aachener Stadtbetriebs, diese kleinen Äste.

Am Baumstamm zeigen sich Versorgungsschäden, keine neuen Rindenschichten schieben sich über die Risse. Das gleiche Bild zeigt sich an der Kastanie, die etwa zehn Meter weiter steht.

Es sind starke Beschädigungen, die die zwei Kastanienbäume auf dem Aachener Markt aufweisen und sie in ihrer Standsicherheit gefährden. Zahlreiche Untersuchungsergebnisse der Baumkontrolleure des Aachener Stadtbetriebs zeigen, wie die Bäume unter der Trockenheit der vergangenen Jahre gelitten haben. Hinzu kommt ein ausgeprägter Pseudomonasbefall, der die Kastanien absterben lässt. Untersuchungen im vergangenen Jahr belegten bereits, dass die Kastanie altersabgängig ist; es wurden engmaschige Kontrollen durchgeführt. Da die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet ist, werden die Bäume noch vor dem Aufbau des Aachener Weihnachtsmarktes gefällt, denn „die Verkehrssicherungspflicht steht im Fokus", betont Maurice Vonhoegen. Denn ein Sturm könnte beispielsweise dazu führen, dass abgestorbene Äste ausbrechen und herunterfallen.

Archäologische Begleitung
Wenn in der kommenden Woche die zwei Kastanien gefällt werden, wird etwa ein Meter Baumstubben stehenbleiben. Dieser wird erst unter archäologischer Begleitung des Aushubs entfernt. „Der Markt ist eines der bedeutendsten Bodendenkmäler der Stadt Aachen", betont Stadtarchäologe Dr. Markus Pavlovic. Der voraussichtlich rund 1,50 Meter tiefe Bodenaushub setzt eine Erlaubnis durch die Stadt und den Landschaftsverband Rheinland (LVR) voraus, da eine Veränderung des vorhandenen Bodendenkmals stattfindet. Anschließend ist eine archäologische Begleitung der Maßnahme notwendig. „Natürlich halten wir alle Anforderungen ein, auch aus Respekt gegenüber diesem besonderen Ort", bekräftigt Markus Pavlovic.

Ersatzpflanzung an gleichem Standort
Wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind, wird an beiden Standorten ein neuer Baum gepflanzt. Welche Baumart gewählt wird, steht noch nicht fest, wie Sven Rachau von der unteren Naturschutzbehörde des städtischen Fachbereichs Klima und Umwelt, erklärt. „Ein Baumartenwechsel ist sinnvoll. Wir wählen Sorten, die gut mit dem aktuellen Klima zurechtkommen." Denkbar sei beispielsweise ein Tulpenbaum, der bereits vor einigen Jahren am Markt als Ersatz für eine Kastanie gepflanzt wurde. Voraussetzung dafür ist, einen bestmöglichen Untergrund durch einen Bodenaustausch zu schaffen, denn zum einen befinden sich die Pilzspuren der Pseudomonas im Boden. Zum anderen ist der Boden so verdichtet, dass ein Jungbaum in dem Bereich keine guten Wurzeln ausbilden könnte.

Die Experten der jeweiligen Fachbereiche der Stadt arbeiten Hand in Hand. Sie alle wollen das bestmögliche Ergebnis für die Baumstandorte in der belebten Innenstadt. Im Laufe des nächsten Jahres wird die Neupflanzung umgesetzt.