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Mit Ya Estamos Aquí (spanisch für: Wir Sind Schon Hier) präsentiert das Ludwig Forum Aachen die erste Überblicksausstellung von Belkis Ayón (Havanna, Kuba, 1967–1999) im deutschsprachigen Raum. Anhand einer Auswahl von rund siebzig Arbeiten, die im Zeitraum von Mitte der 1980er bis Ende der 1990er Jahre entstanden sind, werden wesentliche Schaffensperioden der Künstlerin vorgestellt. Die Figuren, Symbole und Rituale ihrer Collagrafien sind allesamt dem ausschließlich Männern vorbehaltenen afro-kubanischen Geheimbund Abakuá entlehnt, mit dem sich Ayón Zeit ihres Lebens intensiv beschäftigte. Vorstellungen von Synkretismus, also von der Verschmelzung verschiedener Glaubenssysteme, von Gleichberechtigung sowie von hierarchischen Machtstrukturen, führt sie in ihren persönlichen Bearbeitungen der Abakuá Mythologien zusammen.

Für ihre aktualisierten Darstellungen des Mythos nutzte sie das Verfahren der Collagrafie – eine Drucktechnik, bei der collagierte und strukturierte Materialien in mühevoller Kleinarbeit auf eine Kartonmatrize geschichtet werden. Ayón hatte die Collagrafie bereits während ihres Studiums in der Academie Nacional de Bellas Artes San Alejandro für sich entdeckt und im Zuge ihrer kurzen Karriere mit großer Präzision zur Meisterschaft entwickelt. Die Ausstellung führt die Besucher*innen von den frühen, zum Teil noch farbigen Arbeiten aus der Studienzeit (1982–1991) der Künstlerin, über die mehrteilige, 1995 für eine Ausstellung im nahe Aachen gelegenen Breinig gefertige Serie Via Crucis (Kreuzwegstationen), zu den verstärkt raumbezogenen und abstrakter gehaltenen Collagrafien der zweiten Hälfte der 90er Jahre. Ausgehend von neunzehn Drucken und drei Matrizen aus den frühen 1990er Jahren, die Teil der Sammlung Peter und Irene Ludwig am Ludwig Forum Aachen sind, wird die Ausstellung durch Leihgaben aus dem Nachlass von Belkis Ayón sowie eine Auswahl von Ephemera und Archivmaterialien erweitert. Belkis Ayón befragte, wie sie selbst sagte, immerzu „das Menschliche, das flüchtige Gefühl, das Spirituelle" – Themen, die mit Ya Estamos Aquí nun einem breiten Publikum eröffnet werden.

Kuratiert von Eva Birkenstock und Annette Lagler
Assistenzkuratorin: Ana Sophie Salazar
Ausstellungsgestaltung: Studio Manuel Raeder, Berlin

Das Ausstellungsprojekt entstand in Zusammenarbeit mit dem Belkis Ayón Estate, Havanna, mit großzügiger Unterstützung der Peter und Irene Ludwig Stiftung, der STAWAG, des Landschaftsverbands Rheinland und der Freunde des Ludwig Forums. Zum Anlass der Ausstellung wurde eine korrespondierende Sammlungspräsentation von Ana Sophie Salazar konzipiert. Unter dem Titel Palmipeda wird eine Auswahl lateinamerikanischer Grafik, Installation und Malerei der 80er und 90er Jahre aus der Sammlung Peter und Irene Ludwig am Ludwig Forum Aachen vorgestellt.

„Belkis Ayón – Ya Estamos Aquí"
22. Oktober 2022 – 26. Februar 2023
Eröffnung: Fr 21.10.2022, 20.00 Uhr

Rahmenprogramm
Matinée mit Vorträgen von Cristina Vives und Yolanda Wood
Sa 22.10.2022, 12:00 – 15:30 Uhr

Anlässlich der Ausstellung laden wir Sie am Samstag, den 22.10.2022, 12 Uhr, zu einer Matinée mit zwei Vorträgen über Belkis Ayón ein: Cristina Vives (Kuratorin und Kunsthistorikerin, Havanna) spricht zu wichtigen Momenten im Leben der Künstlerin und Yolanda Wood (Professorin für Kunstgeschichte, Universität von Havanna) untersucht den weiteren Produktionskontext der Künstlerin kurz vor der Jahrtausendwende.

Cristina Vives
Belkis Ayón in 5 Momenten
12:00 – 13:30

Der Vortrag analysiert fünf bedeutsame Momente im Schaffensprozess der kubanischen Grafikkünstlerin Belkis Ayón, die in chronologischer Reihenfolge von 1988 – dem Jahr ihrer ersten Einzelausstellung – bis zu ihrem Tod im Jahr 1999 nachverfolgt werden. Anhand dieser Momente werden die kreativen, soziokulturellen und ideologischen Faktoren nachvollzogen, die die Künstlerin dazu bewegt hatten sich intensiv mit dem Abakuá-Geheimbund als Mythos und brüderliche Gemeinschaft auseinanderzusetzen. Vives' Recherche zum Werk von Belkis Ayón begann während ihrer langjährigen Freundschaft und Zusammenarbeit mit der Künstlerin und wurde im Rahmen der Wanderausstellung Nkame: A Retrospective of Cuban Printmaker Belkis Ayón fortgesetzt, die zwischen 2016 und 2021 in sieben Museen in den Vereinigten Staaten und zuletzt im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid zu sehen war.

Cristina Vives (1955, Havanna) lebt und arbeitet als Kuratorin und Kunstkritikerin in Havanna, Kuba. Sie schloss ihr Studium der Kunstgeschichte an der Universität von Havanna ab. Sie ist Mitbegründerin des Estudio Figueroa-Vives (seit 1994), ein Pionierraum für unabhängige zeitgenössische Kunst in Kuba. In den Jahren 1994 und 1995 war sie Stipendiatin des J. Paul Getty Center und gewann 2007, 2009 und 2010 den Premio Nacional de Curaduría. Seit 1986 kuratiert sie Ausstellungen in Kuba, den Vereinigten Staaten und Europa, darunter auch die Retrospektive von Belkis Ayón. Zu ihren jüngsten Publikationen zählen Cultura y contracultura en la fotografía de la revolución cubana (Fundación Mapfre, Barcelona, 2022); Belkis Ayón. Colografías (Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, 2021); Behind the Veil of a Myth. Belkis Ayón (Houston, 2018); The Inevitable Space. Alexandre Arrechea (2014); Nkame. Belkis Ayón (2010); I Insulted Flavio Garciandía in Havana (2009); und José A. Figueroa. A Cuban Self-Portrait (2010).

Yolanda Wood
Belkis Ayón an der Schwelle zum neuen Jahrtausend
14:00 – 15:30

Yolanda Wood untersucht in ihrem Vortrag Schlüsselaspekte des Jahres 1999, in welchem Belkis Ayón im Alter von 32 Jahren beschloss, ihr Leben zu beenden. Sie beleuchtet den erweiterten Produktionskontext der Künstlerin während der intensiven Schaffensphase in den letzten Monaten ihres Lebens, der die vielfältigen Bereiche ihres künstlerischen Wirkens umfasst: internationale Verpflichtungen, ihre kuratorische Arbeit sowie die allgemeine Förderung der Gravurtechnik, ihre Lehrtätigkeit, öffentliche und partizipatorische Projekte sowie die Suche nach Anknüpfungspunkten zwischen dem eigenen Werk und dem anderer kubanischer zeitgenössischer Künstlerinnen. Wood, deren tiefe Verbundenheit mit der Künstlerin in diesem Vortrag deutlich wird, durchläuft den Lebens- und Arbeitszyklus von Belkis Ayón, der auch nach der Jahrtausendwende noch für Zeitgenoss*innen und nachfolgende Generationen unvergesslich geblieben ist.

Yolanda Wood Pujols (1950, Kuba) ist Professorin für Kunstgeschichte an der Universität von Havanna, Forscherin, Kunstkritikerin und Gastprofessorin an der Iberoamerikanischen Universität in Mexiko-Stadt.1993 promovierte sie in Kunstgeschichte und war Postdoc-Stipendiatin an der UNAM 2017–18. 1985 gründete sie den Lehrstuhl für karibische Kunst an der Universität von Havanna. Wood hat zahlreiche Vorträge über kubanische und karibische Kunst gehalten, unter anderem am Instituto de Investigaciones Estéticas (Mexiko), an der Polytechnischen Universität (Valencia) und an der Universität Quisqueya (Haiti). Wood ist Mitglied der Vereinigung für visuelle Kunst (UNEAC) und der AICA International. Sie war Dekanin der Fakultät für Kunst und Literatur der Universität von Havanna (1994–2000), Rektorin des Instituto Superior de Arte, Kuba (1985–91), kubanische Kulturberaterin in Frankreich (2000–05), Direktorin des Zentrums für Karibikstudien der Casa de las Américas (La Habana) und der Anales del Caribe (2006–16) sowie Präsidentin der CSA (2017–18).

Die Vorträge werden in spanischer Sprache gehalten, eine Simultanübersetzung ins Deutsche wird angeboten.
Palmipeda: Lateinamerikanische Grafik, Installation und Malerei der 80er und 90er Jahre
Ab 21. Oktober 2022

Die Sammlungspräsentation Palmipeda wurde anlässlich der Ausstellung von Belkis Ayón (1967–1999) konzipiert. Ausgangspunkt bilden die Freundschaften zwischen Belkis Ayón und den Künstler*innen Sandra Ramos (*1969) und Tonel (*1958), deren Arbeiten in den Räumlichkeiten des Ludwig Forum Aachen um die anderer kubanischer Künstler*innen, die zu Ayóns Lebzeiten aktiv waren, erweitert werden. In den neu eröffneten Grafikkabinetten des Museums entfaltet sich ein spezifischer künstlerischer Kontext des Kubas der 1980er und 1990e Jahre. Mit Werken von José Bedia, Carlos Estévez Carasa, Ramón Pacheco Salazar, René Peña, Sandra Ramos und Tonel.

Die Sammlungspräsentation erstreckt sich weiter in die Eingangshalle. Mit Werken von Lygia Clark, Siron Franco, Lady Pink und Lee Quiñones.

Darüber hinaus wird demnächst auch das gesamte zweite Stockwerk des Ludwig Forum Aachen mit Werken von Juan Pablo Ballester, María Magdalena Campos-Pons, Humberto Espíndola, René Francisco Rodríguez, Mónica Girón, Eduardo Ponjuán González, Ricardo Rodríguez, José Angel Toirac, Tonel, Tunga, Emmanuel Nassar, Ileana Villazón und Adriana Varejão eröffnet.

Kuratiert von Ana Sophie Salazar

Service
Ludwig Forum Aachen
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Das Ludwig Forum Aachen ist eine spartenübergreifende, zeitgenössische Kunstinstitution. Sie basiert auf der Sammlung von Peter und Irene Ludwig mit Schlüsselwerken der Pop Art, des Fotorealismus und der europäischen Kunst seit den1960er-Jahren bis heute. Sie ist Ausgangspunkt für ein attraktives und facettenreiches Ausstellungs- und Veranstaltungs
programm.

Öffnungszeiten
Di, Mi, Fr, Sa, So 10.00 – 17.00 Uhr, Do 10.00 – 20.00 Uhr
montags geschlossen

Eintrittspreise
Einzelticket 6 € I ermäßigt* 3 €
*Ermäßigungen für Schüler*innen (nicht im Schulverband), Student*innen, Auszubildende, Menschen mit Behinderungen, Arbeitslose, Ehrenamtspassinhaber*innen, Mitglieder der Aachener Museumsvereine.

Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 21 Jahre sowie Begleitpersonen von Menschen mit Behinderung (B oder H).

Six for Six
Mit der Museumscard „Six for Six" können Sie die fünf städtischen Museen Ludwig Forum Aachen, Suermondt-Ludwig-Museum, Couven-Museum, Centre Charlemagne, Internationales Zeitungsmuseum plus Rathaus besuchen. Das Ticket ist sechs Monate lang gültig und kostet 14, ermäßigt 10 Euro. Es ist in allen Aachener Museen erhältlich und kann telefonisch bestellt werden unter +49 241 432-4922, -4923 oder -4925, sowie per E-Mail via kulturservice@mail.aachen.de

Barrierefreiheit
Über den Parkplatz und Haupteingang erreichen Sie barrierefrei alle Ausstellungsräume, die Bibliothek und die Werkstatt. Weiterhin verfügt das Ludwig Forum über zwei Fahrstühle und ein WC für Menschen mit Behinderung. Auf Anfrage werden zu allen Ausstellungen Themenführungen in Gebärdensprache angeboten. Darüber hinaus begleiten erfahrene Museumspädagog*innen Menschen mit Handicap bei einem individuellen Workshop.

Öffentliche Führungen
Museumseintritt + Führung 2,00 €
Donnerstags 18.00 Uhr und sonntags 15.00 Uhr

Individuelle Führungen (D/E/F/NL)
Zu Sonderausstellungen und Sammlungspräsentationen bieten wir Führungen für alle Altersklassen an (ab 4 J.). Auf Wunsch kann die Führung mit praktischer Arbeit in der Werkstatt kombiniert werden. Ab 90,00 € / Kitas und Schulklassen ab 80,00 €

Auskunft und Anmeldung museumspädagogische Angebote
Tel.: +49 241 432-4998
Email: museumsdienst@mail.aachen.de
Servicezeiten: Di, Do + Fr 9.00 bis 14.00 Uhr, Mi 9.00 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 17.00 Uhr

Verkehrsanbindung
Bus: Haltestellen Blücherplatz, Ludwig Forum: ab Aachen Hbf Linien 11, 21, 31
Mit dem PKW:
- Aus Richtung Düsseldorf/Köln/Lüttich ab Aachener Kreuz A544 bis Europaplatz;
folgen Sie ab dem Europaplatz der Beschilderung „Ludwig Forum"
- Aus Richtung Maastricht/Antwerpen A4 bis Abfahrt Würselen, Krefelder Straße in Richtung Zentrum, danach der Beschilderung „Ludwig Forum" folgen. Das Ludwig Forum hat einen Besucherparkplatz sowie weitere Parkmöglichkeiten am Blücherplatz.