Alles rund um Aachen

Die Stadt Aachen zieht erste Konsequenzen, um Energie einzusparen und sich auf einen möglichen Engpass vorzubereiten. Nachdem die Bundesregierung Ende Juni die Gasmangellage ausgerufen und der Deutsche Städtetag einen Katalog potenzieller Maßnahmen an die Kommunen geschickt hat, ist in Aachen einiges passiert.

Gemeinsam mit den Energieversorgern STAWAG und Regionetz hat die Stadt Aachen die vorgeschlagenen Maßnahmen geprüft und einen ersten Plan entwickelt, der an ihre Verhältnisse angepasst ist. Weitere Entscheidungen werden Ende des Monats fallen, wenn klar ist, wie sich die Gasversorgung in Deutschland insgesamt entwickeln wird. Das ist unter anderem Aufgabe des Stabs für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) Ukraine, der seit Kriegsbeginn regelmäßig tagt.

Die gute Nachricht ist: „Nur" 43% der städtischen Energie wird aus Gasversorgung gedeckt. Der überwiegende Anteil, nämlich 54% des Gesamtbedarfs, läuft über Fernwärme, die aus dem Kraftwerk Weisweiler bzw. der benachbarten Müllverbrennungsanlage erzeugt werden. Nahezu die gesamte Innenstadt ist mit Fernwärme versorgt, in Summe sind es knapp städtische 700 Objekte. Gasbedarf haben rund 200 städtische Gebäude. Dabei ist auch der Strombedarf relevant, denn Strom wird teilweise aus Gas erzeugt.

Stadt setzt Zeichen
Vor allem, um ein Zeichen zu setzen, wird die Stadt Aachen in einem ersten Schritt nachts Licht und Pumpen aller Brunnen abschalten und auch die Anstrahlung der historischen Lichtobjekte auf noch weniger Stunden reduzieren. Die 50 Gebäude des sogenannten Lichtprojekts, darunter Rathaus, Theater oder auch einzelne Denkmäler, verbrauchen jährlich so viel Strom wie zehn 3- bis 4-köpfige Familien. Das ist angesichts der Menge der Objekte wenig und beruht darauf, dass die Objekte sehr gezielt und hocheffizient mit LED-Leuchten angestrahlt werden. Ein Zeichen setzen wird es trotzdem, denn diese Orte erfreuen sich in der Stadt hoher Aufmerksamkeit.

Ebenfalls heruntergeregelt wird wie in vielen anderen Städten die Wassertemperatur in den zwei Schwimmbädern, die nicht am Fernwärmenetz hängen. Eine Absenkung um zwei Grad spart etwas 47 MWh pro Monat. Die Lehrschwimmbecken in den betroffenen Bädern Schwimmhalle Ost und Schwimmhalle Brand werden ihre Temperatur von 32 Grad allerdings beibehalten, so dass der Schwimmunterricht für Kinder weiter zu besten Bedingungen gewährleistet bleibt.

Prinzipiell ist der Einfluss der Stadt Aachen auf den Heizenergieverbrauch der gesamten Stadt eher gering. Im letzten „normalen", also nicht coronabeeinflussten Jahr 2019 belief sich der gesamte Bedarf der Verwaltung an Gas auf 29.000 Megawattstunden (MWh). Zum Vergleich: Gewerbe, Handel und Dienstleistungen benötigten rund 1.2 Millionen MWh, Industrie 600.000 MWh und Aachener Haushalte 750.000 MWh pro Jahr. Die Stadt Aachen geht daher als Vorbild voran und macht auf die Krisenlage aufmerksam. Gefragt sind aber letztlich alle Menschen der Stadt, wenn es darum gehen wird, die benötigte Gasmenge insgesamt zu reduzieren. Einen Überblick über Energiesparmaßnahmen, die man im Haushalt leicht umsetzen kann, finden Interessierte auf der Kampagnenseite der Bundesregierung unter www.energiewechsel.de.

Der Aachener Standard reduziert seit 2005 den Energiebedarf der Stadt
Auch wenn der Einfluss nicht allzu groß ist, ist er dennoch relevant. Dieser Verantwortung ist sich die Stadt Aachen deutlich bewusst und arbeitet schon seit vielen Jahren daran, die Verbräuche zu reduzieren. So waren es 2005 noch 90.000 MWh Gas, die verbraucht wurden, seitdem konnten 22.000 MWh eingespart werden. Basis dafür ist der „Aachener Standard", der 2010 eingeführt wurde. Er begrenzt den Heizwärmebedarf in neuen Verwaltungsbauten wie KiTas auf 20 kWh/qm. Damit bleibt er nur wenig über dem Passivhausstandard von 15 kWh/qm und gleichzeitig weit unter den gesetzlichen Anforderungen. Tatsächlich erreicht die Stadt inzwischen bei Neubauten eine Bilanz, die weit darüber liegt.

Seit Einführung des Aachener Standards laufen jährlich vor allem in Schulen und KiTas zu beträchtlichen Millionenbeträgen Sanierungsmaßnahmen, die bis zu 50% Energieersparnis verzeichnen können. Die KiTas Sandhäuschen und Benediktusstraße sind sogar Plusenergiehäuser. Sie produzieren mehr Strom als sie verbrauchen. Ihre Dächer sind zu 100% mit Photovoltaikanlagen belegt, der überzähligen Strom auf andere Verwaltungsgebäude zurückspielt und ihre Lüftungsanlagen arbeiten mit Wärmerückgewinnung. Beschlossen ist auch der Bau von insgesamt 156 Photovoltaikanlagen, die den Strombedarf der Stadt Aachen zu 50% decken sollen.

Bilanziert heißt das: Die zahlreichen energetischen Sanierungen der letzten Jahre kommen der Stadtverwaltung nun auch in der Gasmangellage zugute.