Alles rund um Aachen

... Digitalisierte Rituale schaffen Nähe und Orientierung in der Kita. Das Weihnachtsfest, Sankt Martin und Nikolaus: Rituale und Traditionen sind für Kinder auch in Zeiten der Pandemie immens wichtig. Wochenlang und voller Vorfreude fiebern sie auf diese Termine hin, basteln Geschenke und lernen Gedichte. Die Feste vermitteln im frühkindlichen Bildungsbereich nicht nur ein Gefühl für den Jahreskreis an sich, sondern bieten durch ihre Regelmäßigkeit auch ein hohes Maß an Sicherheit und Orientierung. Aufgrund der Corona-Pandemie können diese Feste jedoch nur eingeschränkt stattfinden. Kitas aus der Region Aachen sind deshalb neue Wege gegangen. Mithilfe digitaler Medien haben sie wichtige Rituale für ihre Kindergartenkinder aufrechterhalten – ganz gleich, welche Corona-Regeln gerade vorherrschten.

Das Euregionalen Medienzentrum der Stadt und der StädteRegion Aachen sammelt seit einigen Monaten diese Beispiele aus der Praxis und stellt bei Bedarf die entsprechende Technik zur Verfügung.

„Bekannte, wiederkehrende Rituale nicht einfach wegfallen zu lassen, sondern neu zu denken, stärkt das Wir-Gefühl und bietet Kindern eine Orientierung in unsicheren Zeiten", erklärt Susanne Schwier, Beigeordnete der Stadt Aachen für Bildung, Kultur, Schule, Jugend und Sport. Zwei ihrer Aachener Kitas haben nun vorgelebt, wie mit einem sinnvollen Einsatz digitaler Medien wichtige gesellschaftliche Feste unter pandemischen Bedingungen in Bildungseinrichtungen stattfinden können.

Derzeit bastelt Erzieher Gereon Hillen von der städtischen Kita „Schagenstraße 61" mit seiner Gruppe an einer Schneelandschaft. „Dies ist der Vorspann unseres selbstgedrehten Trickfilms mit dem Titel „Unser schönster Weihnachtsbaum", erklärt er. Im Rahmen eines Fortbildungsangebots erhielt die Kita kürzlich Verleih-Tablets vom Euregionalen Medienzentrum. Gemeinsam mit den 3- bis 6-Jährigen überlegte der Pädagoge daher, was man alles mit einem solchen mobilen Gerät machen könne. Es kamen viele Erfahrungen von zu Hause zu Tage, doch wenig Kreatives. Nachdem der Erzieher den Kindern jedoch die Möglichkeit des Filmedrehens vorgestellt hatte, lief alles wie von selbst.

„Ein Mädchen berichtete letzte Woche im Morgenkreis, dass sie am Wochenende mit ihrer Familie den Weihnachtsbaum geschmückt habe", so Gereon Hillen: „Darauf schlug ein anderes Kind vor, dass man ja einen Film über den schönsten Weihnachtsbaum drehen könnte". Bevor dieser aber in die Häuser komme und geschmückt werde, stehe der Weihnachtsbaum eben noch gemeinsam mit anderen Bäumen in einer zauberhaften Landschaft. „Dieses Projekt zeigt, dass digitale Medien in Kitas genau dann eine Bereicherung sind, wenn sie zielgerichtet zum Einsatz kommen und als Werkzeuge verstanden werden", erklärt die Medienpädagogin des Euregionalen Medienzentrums, Anna Metzger. Neben der Selbststärkung, dem Gefühl, etwas geschafft zu haben, lernen die Kinder auf spielerische Weise ganz nebenbei auch den kritischen und kreativen Umgang mit solchen Medien kennen.

Auch die Aachener Kita „Oberforstbacher Straße" setzte auf das Medium Film, um einen geplatzten Sankt Martinsumzug trotz aller Widrigkeiten feiern zu können – wenn eben auch etwas abgewandelt. Gemeinsam mit der Vorschulgruppe wurde ein digitaler Sankt Martinszug samt Gesangseinlage in Form eines kleinen Trickfilmes produziert. Der fertige Film wurde anschließend nicht nur am Sankt Martinstag in der großen Sporthalle allen Kindern gezeigt, sondern hinterher auch den Eltern mit nach Hause gegeben. Die beteiligten Kinder waren sehr stolz auf das Ergebnis und werden noch lange Zeit auf ihr besonderes Sankt Martinsfest in Zeiten von Corona zurückblicken.

„Mit der entsprechenden Technik und kreativen Ideen können Fachkräfte aus der Kita Rituale und Traditionen sogar über die Distanz hinweg mit den Kindern gemeinsam erleben. Um dabei allen gleichermaßen gerecht zu werden, sollten auch mit jüngeren Kindern vorab klare Regeln zum Umgang mit den Medien vereinbart werden", sagt Lara Langfort-Riepe, Leiterin des Euregionalen Medienzentrums. Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren benötigen bei der Nutzung digitaler Medien die Unterstützung von Eltern und Erziehenden, jedoch wird gerade bei ihnen der Grundstein für einen verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien gelegt. Eine spannende Sache ist der Einsatz digitaler Medien für die Altersgruppe aber allemal.

Die Kinder der Kita „Schagenstraße 61" jedenfalls freuen sich zurzeit täglich, an ihrem Weihnachtsfilm weiter zu arbeiten. „Denn natürlich wird es am Ende auch eine kleine Geschenküberraschung für die Eltern geben", sagt Gereon Hillen schmunzelnd.

Weitere Anregungen für den pädagogischen Einsatz digitaler Medien in der Kita stellt das Euregionale Medienzentrum auf seiner Internetseite zur Verfügung:
www.medienzentrum-aachen.de.