Alsdorf

Unter großer Anteilnahme hat der Arbeitskreis „Wider das Vergessen" in Alsdorf weitere Stolpersteine in Erinnerung an jüdische Opfer des NS-Regimes verlegt. Acht Steine des Künstlers Gunter Demnig mahnen nun an der Rathausstraße 49 das Schicksal von Kindern der Familie Marx an, die dort gelebt hatte.

Rund 60 Personen haben die Verlegung der Steine begleitet, darunter zahlreiche Schülerinnen und Schüler des Dalton-Gymnasiums, die im Schuljahr 2018/2019 zu einem Projektkurs Geschichte gehört hatten. Gemeinsam mit dem Alsdorfer Geschichtsverein hatten die Jugendlichen während des Projektes dem jüdischen Leben in Alsdorf nachgespürt und eine umfangreiche Präsentation im Rahmen eines RWTH-Projektes vorbereitet. Für ihr Engagement hatte die Gruppe ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro erhalten, das die Schüler nun zur Anschaffung der Stolpersteine zur Verfügung stellten. Auch die Pflege der Steine wollen die Schülerinnen und Schüler übernehmen. Ein mehr als wichtiges Zeichen, wie Bürgermeister Alfred Sonders in seiner Begrüßung unterstrich. "Gerade in Zeiten, in denen rechtes Gedankengut immer häufiger in die Öffentlichkeit gebracht wird, muss auch die junge Generation zeigen, dass wir das nicht haben wollen. Das darf einfach nicht mehr sein!" Auch Stefan Saffer vom Arbeitskreis "Wider das Vergessen"  lobte das Engagement. "Dass heute so viele junge Menschen hier sind, ist einfach wunderbar!"

Arbeitskreismitglied Bruno Baltes erinnerte an die Opfer, derer mit den Stolpersteinen gedacht wird. Acht Kinder von Moses Marx und Johanna Hirsch, die im elterlichen Haus an der Rathausstraße 49 aufwuchsen, fielen der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zum Opfer. Die am 29. April 1867 geborene Amalie Marx wurde 1943 deportiert und am 3. August 1942 in Theresienstadt ermordet. Die am 14. Mai 1873 geborene Helene Marx lebte in Aachen, von wo aus sie am 25. Juli 1942 zunächst nach Theresienstadt deportiert und im Vernichtungslager Treblinka ums Leben kam. Der am 12. Juli 1865 geborene Emanuel Marx lebte in Alsdorf, Remscheid und Aachen. Von dort aus wurde er am 25. Juli 1942 deportiert. Sein Todesdatum im Ghetto Theresienstadt ist der 12. Mai 1943. Max Markus Marx wurde am 22. September 1861 in Alsdorf geboren und lebte später in Aachen. Deportiert wurde er am ebenfalls am 25. Juli 1942, sein Todesdatum im Vernichtungslager Treblinka ist der 21. September 1942. Die am 5. November 1859 geborene Julia Marx verstarb kurz vor der Deportation aller Insassen in Sayn-Bendorf am 11. Februar 1942. Ihr genaues Schicksal gilt als unbekannt. Ebenfalls unbekannt sind die Schicksale des 1857 geborenen Philipp Marx sowie der 1869 geborenen Rosalie Marx – auch ihrer wird an der Rathausstraße mit Stolpersteinen gedacht. Ebenso der am 21. August 1871 geborenen Emma Marx. Sie lebte zuletzt im jüdischen Altenheim Kalverbenden in Aachen, das zu einem Sammellager für ältere jüdische Mitbürger umfunktioniert worden war. Aufgrund ihres schwachen Gesundheitszustandes verstarb sie dort am 23. April 1942.

Theologische Reflexionen von Pfarrerin Elisabeth Peltner und Pastoralreferentin Bärbel Schumacher begleiteten die Verlegung der Stolpersteine.