Alles rund um Aachen

Die Aachener Bevölkerung muss sich für längere Zeit auf zwei größere Baustellen auf dem nördlichen Alleenring zwischen Krefelder Straße und Professor-Pirlet-Straße einstellen. Der Netzbetreiber Regionetz wird den Kanal und alle Versorgungsleitungen (Gas, Wasser, Strom) auf der Ludwigsallee zwischen der Krefelder Straße und der Kupferstraße erneuern. Und die Stadt wird die stark erneuerungsbedürftige Brücke über die Eisenbahngleise an der Turmstraße zwischen Claßenstraße und Professor-Pirlet-Straße abreißen und neu bauen lassen.

Bauarbeiten beginnen im Sommer 2020

Die Regionetz beginnt mit ihren Bauarbeiten im Sommer 2020 und will sie bis Anfang 2022 beenden. Danach wird die Stadt bis August 2022 die Fahrbahn der Ludwigsallee erneuern und die Verkehrsflächen im Sinne des Radentscheids neu aufteilen.

Die Arbeiten für den Brückenabriss und späteren -neubau in der Turmstraße beginnen nach aktueller Planung voraussichtlich im November 2021. Leitungen müssen verlegt werden, eine provisorische Brücke wird parallel zur bestehenden Brücke errichtet.

Im April/Mai 2022 wird die heutige Brücke für etwa sechs Wochen voll gesperrt und abgerissen. Die bereits aufgebaute Behelfsbrücke wird bis Ende Mai so in die Lücke geschoben, dass sie für den Fuß-  und Radverkehr sowie für den motorisierten Individualverkehr auf einer Fahrspur in Richtung Langer Turm/Professor-Pirlet-Straße nutzbar ist.

Bauvorhaben überschneiden sich zeitlich

„Wir bauen an der Zukunft der Stadt. Die Erneuerung der bedenklich in die Jahre gekommenen Infrastruktur und Bauwerke ist hier akut und unumgänglich. Ebenso steht die Mobilitätswende prioritär auf der Agenda der Stadt. Aachen benötigt eine dauerhaft leistungsfähige und zukunftszugewandte Mobilitätsinfrastruktur", sagt Isabel Strehle, die Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen.

Die Terminplanung für das Jahr 2022 zeigt, dass sich die beiden großen Bauvorhaben zeitlich über rund acht Monate hinweg überschneiden. „Wir haben die zeitliche Überschneidung der beiden Bauvorhaben auf das maximal mögliche Maß entzerrt und werden die Verkehrsführung während der Bauzeit für alle Verkehrsteilnehmergruppen dezidiert planen und frühzeitig und in aller Sorgfalt kommunizieren", erläutert Strehle. 

Brücke Turmstraße wurde 1971 gebaut

Die Brücke Turmstraße wurde 1971 gebaut und überquert die Geschwister-Scholl-Straße sowie sieben Eisenbahngleise. Wie alle Brücken wurde auch sie regelmäßig untersucht. Bei den zurückliegenden Untersuchungen zeigte sich, dass sich der Zustand der Brücke zusehends seit 2004 verschlechterte. Eine lange Liste an Mängeln, die unter anderem auch auf Ausführungsfehler in den 1970er Jahren zurückzuführen sind, wurden in einer aktuellen Verwaltungsvorlage für den Mobilitätsausschuss und die Bezirksvertretung Mitte zusammengestellt.

Die Stand- und auch die Verkehrssicherheit der Brücke sind nicht mehr in dem Maße gegeben, dass die Stadt noch lange warten könnte, bis sie handelt. Auf Grundlage verschiedener Gutachten sind die Fachleute der Verwaltung zudem zu der Erkenntnis gelangt, dass der Abriss und Neubau der Brücke wirtschaftlicher ist, als die Brücke aufwendig zu sanieren. „Die neu gebaute Brücke hat nach den Regelwerken eine Lebensdauer von rund 70 Jahren, eine nur sanierte Brücke muss nach 20 Jahren abgerissen und neu gebaut werden", sagt Gisela Weiß, Leiterin des Geschäftsbereichs Straßenunterhalt und Brückenbau im Aachener Stadtbetrieb.

Die Kosten für den Abriss und Neubau der Brücke belaufen sich nach derzeitiger Schätzung auf rund 11,7 Millionen Euro. Dieser Betrag muss im Haushalt der Stadt Aachen bereitgestellt werden. Im aktuellen Haushalt 2020 stehen rund 900.000 Euro zur Verfügung. Sie werden für die weitere Planung benötigt.  Weitere Mittel werden in den Haushalten für die Jahre 2022 und 2023 auftauchen.

Verkehrskonzept und Öffentlichkeitsarbeit

Die Verkehrsführung während der Brückenbauarbeiten wird sehr aufwendig werden. Die Stadt wird zusammen mit externer Unterstützung ein Verkehrskonzept erarbeiten, das alle Verkehrsteilnehmergruppen berücksichtigt und die Auswirkungen auf das gesamte Aachener Straßennetz darstellt. Überdies ist eine offensive Öffentlichkeitsarbeit geplant. Die von den Bauarbeiten betroffenen Anlieger, darunter auch die RWTH, werden früh in die Entwicklung des Verkehrskonzepts eingebunden und können ihre Vorstellungen einbringen.

Das Verkehrskonzept wird auch die rund achtmonatige Phase mit zwei Baustellen gleichzeitig aufgreifen. Denn die Bauarbeiten in der Ludwigsallee werden noch nicht ganz abgeschlossen sein, wenn die Arbeiten an der Brücke beginnen.

Einen Vorteil dieser Übergangszeit sehen die Verkehrsplaner der Stadt aber. Sie gehen davon aus, dass die langwierigen Bauarbeiten der Regionetz in der Ludwigsallee das Verkehrsaufkommen auf dem nördlichen Alleenring schon deutlich reduziert haben werden. Viele Verkehrsteilnehmer nutzen zu Beginn der Brückenbauarbeiten bereits andere Wege, um die Baustelle an der Ludwigsallee zu umfahren. Und sie alle werden dann gar nicht mehr bis zur Brücke in der Turmstraße kommen.

Freigabe der neuen Brücke im April 2024

Die aufwendige Verkehrsführung hat aber auch damit zu tun, dass die Brücke an der Turmstraße im April/Mai 2022 nur abgerissen werden kann, wenn der Bahnverkehr für rund zwei Wochen auf der Strecke zwischen Aachen und Herzogenrath komplett unterbrochen wird. Einer solchen Streckensperrung muss die Deutsche Bahn AG lange vor Beginn des Brückenabrisses zustimmen.

Bis Ende Januar 2023 soll die erste Brückenhälfte auf der östlichen Seite zwischen Bären- und Wüllnerstraße gebaut werden. Danach folgt bis Oktober 2023 der Bau der zweiten Brückenhälfte auf der westlichen Seite zwischen Claßenstraße und Professor-Pirlet-Straße. In diesem zweiten Bauabschnitt wird der Verkehr auf dem Alleenring über die bereits neu gebaute östliche Brückenhälfte in beide Richtungen auf jeweils einer Fahrspur geführt.

Im Oktober und November 2023 wird nochmals eine rund zweiwöchige Vollsperrung nötig, wenn die beiden Brückenhälften miteinander verbunden werden. Danach ist die neue Brücke für den Verkehr mit einigen Einschränkungen wegen diverser Abschlussarbeiten grundsätzlich wieder benutzbar. Komplett freigegeben wird sie voraussichtlich im April 2024.