Alles rund um Aachen

StädteRegion Aachen. Es sieht an diesem Dienstagmorgen eher karg aus auf dem Busparkplatz hinter dem Aachener Tivoli. Ein LKW des THW-Ortsverbandes Stolberg steht mit geöffneter Heckklappe da, wo sonst die Busse der Gästefans bei Alemannia-Spielen parken. Ralf Müller vom THW hat heute wieder einiges zu tun. Im 5-Minutentakt kommen Vertreterinnen und Vertreter der insgesamt rund 210 Alten- Wohn- und Pflegeeinrichtungen aus der gesamten StädteRegion zum abgemachten Treffpunkt.

Foto (Holger Benend, StädteRegion Aachen)

Die Verteilung von Schutzmaterial an die Alten- Wohn- und Pflegeeinrichtungen läuft unvermittelt weiter. Von links nach rechts: Claudia Thomas, Dr. Michael Ziemons, Ralf Müller und im Hintergrund Stephan Kirschbaum.

Denn an Bord des THW-Fahrzeugs ist eine Fracht, die derzeit jeder benötigt, der alte oder behinderte Menschen pflegt: Schutzausrüstung. „Im Kern haben wir hier die verschiedenen Schutzmasken, Desinfektionsmittel, aber auch Schutzkleidung wie Handschuhe, die gezielt an die Einrichtungen verteilt werden", sagt Müller.

Der Gesundheitsdezernent der StädteRegion Aachen, Dr. Michael Ziemons ist selbst auch vor Ort. Weniger um den ganzen Ablauf zu kontrollieren – da kann er sich voll und ganz auf das Technische Hilfswerk verlassen – vielmehr um „Danke" zu sagen. „Mein Dank gilt zum einen natürlich den Helferinnen und Helfern, die auch hier bei der Verteilung ehrenamtlich tätig sind. Zum andern möchte ich auch ins Gespräch mit den Pflegerinnen und Pflegern kommen, die besonders in diesen Tagen Enormes leisten." Gerade rollt ein schwarzer Wagen auf den Schotterplatz, auf dem hinten das Logo des „ABC Pflegedienstes" aus Aachen-Haaren prangt. Claudia Thomas und ihre 11 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versorgen in der ambulanten Pflege rund 95 Menschen. „Wir haben alle Kolleginnen und Kollegen an Bord, es gibt keinerlei Krankheitsausfälle", bestätigt sie. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass die Pflegerinnen und Pfleger eine Gruppe sind, die in der ersten Linie mit und für die Menschen arbeitet. „Mir ist klar, dass sich niemand etwas davon kaufen kann, wenn man mit Lob überhäuft wird", sagt Ziemons. „Dennoch sind es genau diese Menschen, die in der Krise ihre beste Seite zeigen und es ermöglichen, dass wir in diesen schweren Zeiten noch vergleichsweise gut dastehen." Und so verlässt Claudia Müller den Parkplatz wieder mit wertschätzenden Worten des Gesundheitsdezernenten, aber eben auch ganz handfest mit einer Kiste FFP2-Masken.

Ähnliches weiß auch Stephan Kirschbaum vom Aachener Betreuungsbüro Kirschbaum & Manz zu berichten. Seine insgesamt 37 Mitarbeitenden betreuen 155 erwachsene Menschen mit geistigen Behinderungen in der gesamten StädteRegion Aachen. „Unsere Klienten haben sehr häufig auch deutliche Vorerkrankungen und gehören fast ausschließlich der Risikogruppe an." Das Schutzmaterial ist hier ebenfalls an der richtigen Adresse. Personelle Ausfälle hat Kirchbaum auch so gut wie keine zu beklagen, alle ziehen in der Krise an einem Strang. „Für uns ist die Lage ja schon sehr schwer zu erfassen, es ändert sich fast täglich etwas an den Regeln und Vorschriften. Das ist es gerade für geistig behinderte Menschen unheimlich schwer, sich auf all das – was ja komplett aus der täglichen Routine herausbricht – immer wieder neu einzustellen", so Ziemons im Gespräch bei der Übergabe des Schutzmaterials. Kirschbaum unterstreicht das aus seinen praktischen Erfahrungen: „Natürlich kommen immer wieder viele Fragen auf uns zu. Wir versuchen dann das alles gut und verständlich zu beantworten und ein wenig Sicherheit in der schweren Zeit zu geben."

Etwas ist aber auf alle Fälle sicher: Dass sich alle in der StädteRegion Aachen auf Menschen wie Ralf Müller, Claudia Thomas und Stephan Kirschbaum verlassen können – auch und gerade in Krisenzeiten.