Alles rund um Aachen

Nach dem persönlichen Gespräch im Präsidentschaftspalast gibt es doppelten Grund zur Freude. Einerseits wissen die Verantwortlichen des Internationalen Karlspreises nun ganz genau, dass sie mit ihrer Auswahl des Preisträgers 2020, den sie „einen wichtigen Unterstützer der  europäischen Idee" nennen, goldrichtig liegen. Und andererseits darf man die positive und optimistische Stellungnahme des rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis als designierter Karlspreisträger 2020 nur so deuten: Auch er freut sich auf die beiden Tagen in Aachen und möchte sie nutzen, um für das gemeinsame Europa zu werben.

Ein sympathischer Karlspreisträger

Nach dem Antragungsbesuch im Präsidentschaftspalast Cotroceni in Bukarest am heutigen Mittwoch (5. Februar 2020) können der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp und der Vorsitzende des Direktoriums der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen, Dr. Jürgen Linden, sagen: „Wir sehen uns nach dem Gespräch in unserer einstimmigen Wahl bestätigt. Wir werden mit Klaus Iohannis nicht nur einen sympathischen Karlspreisträger erleben, wir werden auch einem herausragenden Streiter für die europäischen Werte, für Freiheit und Demokratie, begegnen."

Iohannis bringt nach dem Gespräch mit Linden und Philipp in einem Pressestatement seine Freude über die Auszeichnung zum Ausdruck: „Ich werde diesen bedeutsamen Preis im Namen Rumäniens mit großer Freude annehmen. Er würdigt all unsere Bemühungen, unser Bekenntnis und unsere Solidarität zur Europäischen Union." Und der Präsident weiter: „Ich widme den Internationalen Karlspreis der rumänischen Gesellschaft, die eindrucksvoll bei den Europawahlen im vorigen Jahr ihre Unterstützung für das europäische Projekt unterstrichen hat. Die rumänische Bevölkerung steht zu den europäischen Werten und zu unserem Miteinander. Ich habe es immer so betrachtet, dass Rumäniens Platz inmitten der europäischen Länder ist. Wir sind verbunden über die Geschichte, die Zivilisation und die demokratischen Werte."

Das Gespräch in Bukarest setzt den bereits bei früheren Karlspreis-Verleihungen, zuletzt auch bei der Unterzeichnung des Deutsch-Französischen Vertrags in Aachen, geführten persönlichen Gedankenaustausch über europäische Themen fort. Es geht aber auch um erste Verabredungen für die Feierlichkeiten in diesem Jahr, wenn Iohannis im Rampenlicht stehen wird. Die festliche Preisverleihung findet am Himmelfahrtstag, 21. Mai 2020, im Krönungssaal des Aachener Rathauses statt.

Der Preisträger absolviert in Aachen das komplette Programm

Klaus Iohannis wird, wie seine Vorgänger, der britische Gegenwartshistoriker Timothy Garton Ash (2017), Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron (2018) und zuletzt UN-Generalsekretär Antonio Guterres (2019), das komplette Karlspreis-Besuchsprogramm in Aachen absolvieren. Oberbürgermeister Marcel Philipp ist über diese Botschaft erfreut: „Der Präsident hat uns eben bestätigt, dass er sich viel Zeit nimmt, um in Aachen während der beiden Karlspreistage jede Gelegenheit zu nutzen, um mit möglichst vielen Menschen über Europa zu sprechen." Einen besonderen Akzent möchte Iohannis wohl auf das Miteinander mit jungen Europäerinnen und Europäern legen. So freut er sich auf eine Begegnung mit Studierenden an der RWTH am Vortag, Mittwoch, 20. Mai, der Preisverleihung. Und auch für die Jugendkarlspreisträger 2020, denen er nicht nur auf dem Karlspreis-Open-Air begegnen wird, hat Iohannis viel Zeit eingeplant.

In Aachen wird der rumänische Präsident zudem am Mittwoch Gast des Europa-Forums der Karlspreisstiftung sein, er wird den Aachener Dom und besagtes Open Air auf dem Katschhof besuchen und am Abend das Vorabend-Dinner in der Aula Carolina einplanen. Auch am Himmelfahrtstag wird lohannis nach der Preisverleihung traditionsgemäß auf die Katschhof-Bühne kommen und die Bürgerinnen und Bürger begrüßen. Zu weiteren Gästen der Preisverleihung wurde heute in Bukarest noch nichts gesagt.

„Gemeinsame Werte und Überzeugungen"

Direktoriumsvorsitzender Jürgen Linden berichtet von einem sehr angenehmen Gespräch mit dem Präsidenten: „Wir freuen uns auf diesen Karlspreisträger ganz besonders, weil Klaus Iohannis in schwierigen Zeiten den europäischen Wertekanon, die Stärkung der europäischen Rechtsgemeinschaft und die gemeinsame Idee von einer europäischen Zukunft nicht nur im Osten entschlossen und erfolgreich verkörpert. Er ist ein großer Streiter für Fairness, den Schutz für Minderheiten und kulturelle Vielfalt und ein wichtiger Mittler und Brückenbauer zwischen west- und osteuropäischen Gesellschaften."

In der Begründung des Karlspreisdirektoriums heißt es: „Die Europäische Union ist heute in vielen wesentlichen Fragen zerstritten und gespalten. Angesichts der großen globalen Herausforderungen braucht es aber Einigkeit, gegenseitige Anerkennung und Versöhnung, für die der designierte Karlspreisträger steht." Und weiter: „Klaus Iohannis hat ein Land, das eine brutale Diktatur überwinden konnte, nach der Wende 1989 in seiner Erwartungshaltung gegenüber dem Westen aber durchaus auch Enttäuschungen erfahren hat, Schritt für Schritt zum europäischsten in Südosteuropa gemacht."

Nein zu Populismus, Rassismus und Extremismus

Besonders hebt Direktoriumssprecher Linden bei der Pressekonferenz hervor , „dass der Präsident mit großem Einsatz und Erfolg Rumänien zu einer proeuropäischen, rechtsstaatlichen Politik führt, während andere Verantwortungsträger nationalkonservative, sogar rechtspopulistische Haltungen gegenüber der Europäischen Union einnehmen. Klaus Iohannis stärkt die Europäische Union, bekennt sich zu ihren Zielen und fördert die Zusammenarbeit der Mitgliedsländer."

Oberbürgermeister Marcel Philipp unterstreicht: „Durch den Weg, den Klaus Iohannis ebnete, entstand das für die Wertegemeinschaft der Europäischen Union so bedeutende rechtliche und effiziente Umfeld für die Wirtschaft, mit der sich Rumänien der EU als ein modernes, zukunftsorientiertes und hoffnungsvolles Land präsentiert." Oberbürgermeister Philipp betont auch, dass „wir über diese Preisverleihung das moderne Rumänien, das ein verlässlicher Partner in Europa und ein wichtiger Teil unserer Gemeinschaft ist, vorstellen können."

„Optimismus für die Zukunft Europas"

Das Karlspreisdirektorium erinnert in seiner Preisbegründung an ein Zitat Iohannis' in einer Rede vor dem Europäischen Parlament im Vorgriff auf die rumänische Ratspräsidentschaft. Dort hatte er unter anderem erklärt: „Es ist unsere Pflicht, die Zukunft Europas zu gestalten. Nationalstolz und europäischer Stolz sind keine veralteten Konzepte. Europa ist Rumänien, und Rumänien ist Europa. Die Lektion der Demokratie ist eine der wichtigsten, weshalb wir die europäischen Werte schätzen." Und weiter: „Rumänien ist dem europäischen Projekt sehr verbunden. Wir haben eine dynamische Gesellschaft, wir sind eine junge Demokratie, die über die Mittel verfügt, uns weiter zu verbessern. Die Rumänen sind aktiv mit den bürgerlichen Werten verbunden. Sie machten dies sehr deutlich, als sie ihre Stimme zur Verteidigung der Rechtsstaatlichkeit erhoben. Es ist unser Bestreben, jedes Hindernis zu überwinden, um in der europäischen Familie zu bleiben. Die junge Generation glaubt an Europa, an die Demokratie. Ihre Begeisterung nährt den Optimismus für die Zukunft Europas."

INFO KARLSPREIS

Klaus Iohannis wird der 62. Träger des Internationalen Karlspreises zu Aachen sein. Im Jahr 2018 wurde der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und im Jahr 2019 der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, mit dem Preis ausgezeichnet.

Der Internationale Karlspreis zu Aachen gilt als einer der bedeutendsten europäischen Preise. Er wird seit 1950 an Personen und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Zu den früheren Preisträgern gehörten unter anderem Konrad Adenauer (1954), die Europäische Kommission (1969), der spanische König Juan Carlos I. (1982), Francois Mitterand und Helmut Kohl (1988), Václav Havel (1991), Königin Beatrix der Niederlande (1996), der amerikanische Präsident Bill Clinton (2000), der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker (2006), Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008), Jean-Claude Trichet (2011) oder Martin Schulz (2015), damals Präsident des Europäischen Parlaments. 2016 ging der Karlspreis an Papst Franziskus, im Jahr 2017 folgte der britische Gegenwartshistoriker Timothy Garton Ash. Im März 2004 erhielt Papst Johannes Paul II. einen außerordentlichen Karlspreis, der in Rom verliehen wurde.

Verliehen wird neben einer Urkunde auch eine Medaille, die auf der Vorderseite das älteste Aachener Stadtsiegel aus dem 12. Jahrhundert mit thronendem Karl dem Großen und auf der Rückseite eine Inschrift für den jeweiligen Preisträger zeigt.