Alles rund um Aachen

„Die Hochschulstadt Aachen boomt. Im Kontext der Exzellenzinitiative und der Campusentwicklung ist die Stadt für Fachkräfte aus dem In- und Ausland ein Magnet", sagte Professor Dr. Manfred Sicking, städtischer Dezernent für Wirtschaftsförderung, Soziales und Wohnen, heute (24. September) in einen Pressegespräch zur Vorstellung des aktuellen Wohnungsmarktberichts 2019, der später am Tag druckfrisch auch den Mitgliedern des Wohnungs- und Liegenschaftsausschusses präsentiert wurde. „Wir freuen uns über diese Tendenz. Die Aachener Bevölkerung muss jedoch gleichzeitig mit einem bedarfsgerechten und vor allem bezahlbaren Wohnraumangebot versorgt werden. Wohnraum in Aachen ist knapp und teuer. Das ist eine enorme Herausforderung, auf die es jetzt und in Zukunft kluge Lösungen zu finden gilt".

Foto © Stadt Aachen / Andreas Herrmann. 

(v.l.n.r.) Bürgermeister Norbert Plum (Vorsitzender des Wohnungs- und Liegenschaftsausschusses, Professor Dr. Manfred Sicking (Dezernent für Wirtschaftsförderung, Soziales und Wohnen), Dana Duikers (Abteilungsleiterin „Planung" im Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration) sowie Rolf Frankenberger (Leiter des städtischen Fachbereichs Wohnen, Soziales und Integration) präsentieren im Neubaugebiet „Guter Hirte" den aktuellen Wohnungsmarktbericht 2019.

Planungsgrundlage für verschiedene Wohnungsmarktakteure

 

Der jetzt vorliegende Wohnungsmarktbericht des Fachbereichs Wohnen, Soziales und Integration der Stadt Aachen analysiert wie gewohnt auf breiter Datenbasis aktuelle Trends und langfristige Entwicklungen auf dem Aachener Wohnungsmarkt. Seine Erkenntnisse eignen sich als verlässliche Planungsgrundlage für die verschiedenen Wohnungsmarktakteure und dienen der Stadt zugleich als Basis zur Entwicklung integrierter Strategien und zur zielgerichteten Ausrichtung wohnungspolitischer Handlungsinstrumente.

Herausforderungen für den Wohnungsmarkt

Die aktuellen Zahlen zeigen, dass der Boom der Hochschulstadt Aachen unverändert anhält. Zum Wintersemester 2018/19 studierten mit 57.854 Personen so viele Menschen wie nie zuvor am Standort Aachen. In den vergangen zehn Jahren wuchs die Zahl der Studierenden um rund 51 Prozent. Mit dem Wachstum der Studierendenzahlen ging abermals ein deutliches Bevölkerungswachstum einher. Insgesamt zählt Aachen aktuell mehr als 257.000 Einwohner. Der Anstieg der Bevölkerungszahl wirkte sich erwartungsgemäß auch auf den Zuwachs der Haushalte aus. Den größten Teil, fast 58 Prozent, stellen dabei die Ein-Personen-Haushalte.

Der Stadt fehlen bis 2035 mehr als 10.000 Wohnungen

Bauland zur Schaffung von neuem Wohnraum ist in Aachen mittlerweile ein seltenes Gut. Diese Flächenknappheit wirkt sich deutlich auf die Entwicklung der Bodenpreise aus. Die Baulandknappheit führt zu Kostensteigerungen im Wohnungsbau - und in der Folge zu deutlich steigenden Miet- und Eigentumspreisen. Gleichzeitig steht in der Stadt nicht mehr ausreichend Wohnraum zur Verfügung, um die Nachfrage zu decken. Ein Gutachten des Instituts Quaestio kommt zu dem Ergebnis, dass bis Ende 2019 in der Stadt circa 4.500 Wohneinheiten fehlen, bis Ende 2035 müssten insgesamt sogar mehr als 10.000 Wohnungen neu gebaut werden. Manfred Sicking: „Klar ist, dass sich 95 Prozent des Aachener Wohnungsmarktes nicht in kommunaler Hand befindet. Hier müssen wir in Zukunft  noch mehr an die gesamtgesellschaftliche Verantwortung der Wohnungswirtschaft in Stadt, Land und Bund appellieren, aber auch weiterhin massiv Wohnungsbau mobilisieren und Verfahrensweg beschleunigen."

Neue Modelle für bezahlbaren Wohnraum

Bürgermeister Norbert Plum, Vorsitzender des Wohnungs- und Liegenschaftsausschusses, erklärte, dass es ein wichtiges politisches Ziel sei, für Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen ein bedarfsgerechtes Wohnungsangebot in Aachen zu schaffen. Er sagte: „Hierzu haben wir in der Stadt ein deutliches Zeichen für bezahlbaren Wohnraum geschaffen. Mit unter anderem der Wohnraumschutzsatzung, der Neufassung des Quoten- und des Baulandbeschlusses, der Vergabe von städtischen Wohnbaugrundstücken in Erbbaurecht und dem kommunalen Wohnbauförderprogramm gehören wir heute in der Wohnungspolitik zu den Spitzenreitern in NRW".

Bestes Förderergebnis der letzten 20 Jahre

Besonders erfreulich ist dabei die Entwicklung im Bereich des öffentlich geförderten Wohnungsmarkts. Durch die konsequente Anwendung vor allem des Quotenbeschlusses und der enge Abstimmung zwischen allen kommunalen Wohnungsmarktakteuren konnte im Jahr 2018 das beste Förderergebnis der letzten 20 Jahre erzielt werden. „Dennoch", so Plum, „bleibt die Schaffung bezahlbaren Wohnraums angesichts des anhaltenden Bevölkerungswachstums und der zunehmenden Baulandknappheit eine zentrale wohnungspolitische

Herausforderung".

Nach dem 20-Jahres-Hoch in 2017 wurden in Aachen im Jahr 2018 mit 454 neuen Wohnungen weniger Bauvorgaben abgeschlossen. Dies liegt unter anderem daran, dass einige große Neubauvorhaben wie die Wohnbauprojekte „Guter Hirte" oder „Quartier 74°" noch nicht abschließend fertiggestellt sind, obwohl bereits Teile der Objekte bezogen worden sind. Zusätzlich zum Neubau konnte durch Baumaßnahmen im Bestand ein Netto-Zuwachs von 88 weiteren Wohnungen realisiert werden. Die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohneinheiten liegt mit 683 Genehmigungen weiterhin auf einem hohen Niveau, zusätzlich ergibt sich ein Netto-Zuwachs von 81 Wohneinheiten über genehmigte Bestandsmaßnahmen. Dazu steigt der Bauüberhang mit 2.534 Wohnungen, also solchen Wohnungen die bereits genehmigt, jedoch noch nicht fertiggestellt wurden, auf den höchsten Wert seit der systematischen Erfassung dieses Wertes 1987.

Rolf Frankenberger, Leiter des städtischen Fachbereichs Wohnen, Soziales und Integration, erläuterte im Pressegespräch noch einmal die aktuell größten Wohnungsbauprojekte in Aachen. Angefangen bei Campus-Wohnen - Guter Hirte mit insgesamt mehr als 300 Wohneinheiten (104 öffentlich gefördert) über die Talbothöfe / Jülicher Straße (angestrebt wird in Verhandlungen mit der Gewoge ein hoher Anteil öffentlich geförderter Wohnungen) und der Wohnbereich Auguste–von-Sartorius-Weg (58 öffentlich geförderte Wohnungen) bis hin zum Tuchmacherviertel Brand (insgesamt 270 Wohneinheiten, davon 81 öffentlich gefördert). Er resümierte: „Durch die politische Grundsatzbeschlüsse und eine intensive Zusammenarbeit von Wohnungsgesellschaften, Investoren sowie verschiedenen Fachbereichen der Verwaltung konnten in den vergangenen Jahren wieder in erheblichem Umfang Wohnprojekte initiiert werden. Wir sind auf einem guten Weg, es passiert sehr viel, aber wir sind noch lange nicht am Ziel!"

Dana Duikers, Leiterin der Abteilung „Planung" im Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration, betonte, dass der Erhalt und die Neuschaffung von dauerhaft bezahlbarem Wohnraum in Aachen auch in Zukunft eine Herausforderung bleiben werde, die alle Aachener Wohnungsmarktakteure nur gemeinsam bewältigen könnten. „In der Analyse und der politischen Beschlussfassung sind wir inzwischen gut aufgestellt. Aber wir brauchen eine gesamtstädtische Kraftanstrengung aller Beteiligten wie zum Beispiel den so genannten ‚Runden Tisch der Wohnungsmarktakteure'. Hier sitzen Politik, Verwaltung, Investoren, Projektentwickler und Verbände gemeinsam an einem Tisch, um praxisnah zu überlegen, welche Lösungen es für die aktuellen Bedarfe gibt", sagte Dana Duikers. Und weiter: Geplant ist in Zukunft ein noch breiterer partizipativer Prozess und die Erstellung eines ‚Handlungskonzepts Wohnen'".

Eine gedruckte Ausgabe des Wohnungsmarktberichts kann gegen eine Schutzgebühr beim Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration der Stadt Aachen unter der Telefonnummer 0241/432-56306 oder der Mail-Adresse komwob@mail.aachen.de angefordert werden. Im Internet ist der  Wohnungsmarktbericht ab Mittwoch, 25. September, unter www.aachen.de  (Suchbegriff: Wohnungsmarktbericht) zu finden.