RWTH

Veröffentlichung in Fachzeitschrift „Nature Human Behaviour“. Trotz eines nahezu unbegrenzten Informationszugangs schätzen Menschen ihre soziale und gesellschaftliche Umgebung immer wieder falsch ein. Verantwortlich dafür sind persönliche Netzwerke. Sie verzerren unseren Blick auf die tatsächliche Verteilung von gesellschaftlichen Ansichten und Verhalten, besonders dann, wenn es um gesellschaftliche Themen wie das Recht auf Asyl, Umwelt oder Gesundheit geht.

Eine Forschergruppe um Professor Markus Strohmaier vom Lehrstuhl für Methodik und Theorie computerbasierter Geistes- und Sozialwissenschaften der RWTH Aachen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des GESIS – Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften in Köln – hier ist Strohmaier wissenschaftlicher Koordinator für Digitale Verhaltensdaten – hat dazu aktuell eine Studie in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Human Behaviour“ veröffentlicht.

Mittels eines gesellschaftlichen Netzwerkmodells, das sich auf die Eigenschaften von Mehrheits- und Minderheitengruppen konzentriert, konnte nachgewiesen werden, dass die Wahrnehmungen des Einzelnen geprägt sind von seiner Umgebung beziehungsweise seinem Umgang mit ähnlichen oder unähnlichen Netzwerken. Dabei kommt es immer dann zu den größten Wahrnehmungsverzerrungen, wenn Mehrheits- oder Minderheitsgruppen unverhältnismäßig groß sind und wenn sich Mitglieder nur mit einer Gruppe verbinden beziehungsweise wenig Kontakt zu anderen Gruppen haben. Das führt zu einer Überschätzung der eigenen Gruppe und zu einer Unterschätzung der anderen. So bewerten beispielsweise Rauchende, deren soziale Umgebung hauptsächlich aus Rauchenden besteht, den Anteil von Rauchern in der Bevölkerung höher als er tatsächlich ist.

Damit es nicht zu Wahrnehmungsverzerrungen kommt, empfiehlt das Forscherteam, sich um den Kontakt mit Menschen aus verschiedenen Gruppen zu bemühen. Nur ein vielfältiger Austausch ermöglicht realistische Einschätzungen.