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Die drei Jungen sind begeistert. Vor ihren Augen arbeiten zwei Kettenbagger, die schrittweise den vorgefrästen Beton wegstemmen. Sechs und sieben Jahre sind sie alt und schauen sich seit einigen Tagen immer wieder die Bauarbeiten an der Brücke Erzbergerallee an. „Man kann schon die Rohre sehen", ruft einer von ihnen begeistert. Dann beobachten sie, wie einer der Bagger ein großes Betonteilstück anhebt und ein Stück weiter langsam wieder ablegt.

„Wir sind sehr zufrieden mit dem Fortschritt auf der Baustelle", sagt Bauleiter Jörg Noppeney des vom Aachener Stadtbetrieb beauftragten Bauunternehmens Dohmen. Die vorbereitenden Arbeiten sind mittlerweile abgeschlossen. Die Baustelle sowie die Umleitungen sind eingerichtet. Auch der Rückbau der Rutschen- sowie Treppenanlage, das Abfräsen der Asphaltfläche und der Abbau des Natursteinbelages unterhalb der Brücke sind erfolgt. Versorgungsleitungen und die Straßenbeleuchtung sind zurückgebaut.

100 Tonnen Beton abgefahren

Die Abbrucharbeiten, die aus Sicherheitsgründen unter Vollsperrung durchgeführt werden, sind angelaufen. „Wir bauen die Brücke schrittweise zurück", erläutert Barbara Siodmok, Brückenbauingenieurin des Aachener Stadtbetriebs und verantwortlich für die Maßnahme. Dazu sind die Brückenkappen aus Beton, die gleichzeitig als Gehweg dienten, abgebrochen worden. Die Teilstücke wurden herausgehoben und auf Sattelfahrzeugen zur Entsorgungsstelle gefahren. „Etwa 100 Tonnen Beton haben wir heute abgefahren", berichtet Michael Lövenich vom Abbruchunternehmen BHR. Dabei hatten sich die Verantwortlichen bewusst dafür entschieden, die abgebrochenen Betonteile nicht vor Ort zu pulverisieren (zerkleinern), um eine größere Staubbelastung auf der Baustelle zu vermeiden.

In den nächsten Tagen wird die Betonplatte des Stahlbetonbauwerks im Rückwärtsgang abgebrochen. Dabei fahren die eingesetzten zwei Abbruchbagger auf der Brücke rückwärts in Richtung Turpinstraße und brechen stückweise Beton ab. Das noch vorhandene Geländer, das weiterhin als Absturzsicherung dient, wird dann ebenso im Rückwärtsgang abgebrochen. Auf diese Weise wird nach und nach die Stahlkonstruktion aus sieben jeweils 24 Meter langen Trägern freigelegt, die im weiteren Verlauf ebenfalls abgetrennt werden. Bis voraussichtlich 3. Mai wird die Brücke abgerissen sein.

Überschüttetes Rahmentragwerk wird entstehen

„Um wieder eine Wegeverbindung für die Fußgänger und Fahrradfahrer zu ermöglichen, werden wir dann eine Behelfsrampe errichten", erklärt Barbara Siodmok. Voraussichtlich zwischen der 19. und 20. Kalenderwoche wird diese Verbindung hergestellt und freigegeben sein. Für den Kfz-Verkehr wird die Vollsperrung über die gesamte Bauzeit von voraussichtlich neun Monaten aufrecht erhalten bleiben.

In dieser Zeit wird das neue Bauwerk errichtet. Es wird ein überschüttetes Rahmentragwerk entstehen, vorzustellen wie ein Erddamm mit einem Durchgang. Hierzu muss die Baugrube hergestellt werden, bevor Betonsohle, Rahmenwände, Decke sowie die Flügelwände betoniert werden können. Im Anschluss daran erfolgt die Verfüllung und Herstellung der Böschung. Zum Abschluss werden die Straßen- und Kanalbauarbeiten durchgeführt. „Die beliebte Kinderrutsche mit der zugehörigen Treppenanlage werden wir selbstverständlich erhalten", betont Barbara Siodmok. Angepasst an die neue Brücke wird die Rutsche etwas versetzt und leicht gekürzt neu aufgebaut.

Verkehrskadetten unterstützen Schulkinder

Wichtig war es den Verantwortlichen von Beginn an, die Anwohnerinnen und Anwohner über die Maßnahme zu informieren. „Dazu gehört auch, dass wir alle anliegenden Schulen und Kindergärten angeschrieben haben", sagt Siodmok. Da die Erzbergerallee als Schulweg genutzt wird, sind auch Kinder noch in den kommenden zwei Wochen von der Sperrung des Fußwegs betroffen. Um ihnen am ersten Schultag nach den Osterferien Unterstützung zu bieten, werden am Montag, 29. April, ab 7 Uhr vor der Baustelle Verkehrskadetten auf den bereits ausgeschilderten Umleitungsweg aufmerksam machen und diesen den Kindern erläutern.

Starken Sanierungsbedarf festgestellt

Der Aachener Stadtbetrieb kontrolliert und unterhält alle rund 470 Ingenieurbauwerke in der Stadt Aachen. Neben jährlichen Sichtkontrollen gibt es regelmäßige Untersuchungen. Bei einer solchen Hauptuntersuchung wurde der starke Sanierungsbedarf der Brücke an der Erzbergerallee festgestellt. Das vorhandene Brückenbauwerk wurde im 2. Weltkrieg zerstört und im Jahr 1952 auf alten Widerlagern wieder aufgebaut. Ein Variantenvergleich ergab, dass der Erhalt des Bauwerks nicht wirtschaftlich ist. Die Entscheidung fiel auf einen Brückenneubau mit angepassten Stützweiten. Dieser bietet einen wesentlichen Kostenvorteil gegenüber den anderen untersuchten Varianten.