Alles rund um Aachen

Was als Pionierarbeit begann, ist heute im Fachbereich Kinder, Jugend und Schule der Stadt eine Selbstverständlichkeit: Die gute Zusammenarbeit der beiden Systeme Kinder- und Jugendhilfe und Schule in Aachen. Das war nicht immer so: Früher existierten das Jugendamt und das Schulverwaltungsamt nebeneinander, bis 2006 ein Prozess begann, einen gemeinsamen Fachbereich zu entwickeln, um die Kooperation zu intensivieren, Synergien zu erzeugen und eine bessere Durchlässigkeit zu gewährleisten. Genau dieser Zusammenarbeit widmet sich die – gestern in der gemeinsamen Sitzung von Kinder- und Jugendausschuss und Schulausschuss (Dienstag, 19. März)  präsentierte – Broschüre „Jugendhilfe und Schule – Zukunft gemeinsam gestalten".

Rasante Entwicklungen in Schulen

„Die Kinder – egal ob in der KiTa, Schule oder Jugendeinrichtung – sind immer die gleichen", erläutert Susanne Schwier, Beigeordnete der Stadt Aachen für Bildung und Kultur, Schule, Jugend und Sport der Stadt. Vormittags zum Bespiel in der Grundschule, dann in der Betreuung der Offenen Ganztagsschule, später vielleicht in der Offenen Tür um die Ecke. Deshalb sei eine enge Kooperation auch sinnvoll und so vor rund 13 Jahren intensiv angegangen worden: „Und es wird immer wichtiger, weil Kinder zunehmend länger in Bildungseinrichtungen sind", so Schwier weiter. Oft genug sind sie fünf Jahre in der  KiTa, danach – nach der Rückkehr zu G9 – neun Jahre in der Schule. Hinzu kämen die OGS und schließlich Jugendeinrichtungen, die meist von engagierten Trägern der Jugendhilfe betrieben würden. Dabei blieben die Eltern aber die wichtigsten Ansprechpartner und seien maßgeblich für die Erziehung zuständig, so die Beigeordnete.

Aachen als Vorreiter

„Diese enge Kooperation wie hier in Aachen ist auch heute in anderen Städten keine Selbstverständlichkeit", weiß Heinrich Brötz, Leiter des Fachbereichs Kinder, Jugend und Schule der Stadt Aachen. Brötz: „In beiden Systemen gibt es oft andere Logiken und Rechtsrahmen. Deshalb müssen sich beide Seiten sehr öffnen." So müsse die Schule Jugendarbeit auch zulassen, etwa in Form der fast flächendeckend eingesetzten Schulsozialarbeit. „Die Entwicklungen der Schulen als Lernort mit Nachmittagsunterricht oder OGS, das sind rasante Entwicklungen, die so 2006 noch nicht absehbar waren. Und es wird noch weiter gehen", ist der Fachbereichsleiter überzeugt.

Die Leitsätze und Grundlagen der Broschüre

Jedem Kind soll die Möglichkeit geboten werden, von Beginn an sein individuelles (Bildungs-)Potenzial auszuschöpfen und eine von seiner sozialen Herkunft unabhängige, optimale, den individuellen Bedarfen entsprechende frühe Förderung zu erhalten. Es soll eine bestmögliche Unterstützung von Kindern und ihrer Familien am Dreiklang Erziehung, Bildung und Betreuung geben.

Und: Gemeinsame Konzepte und Abstimmung der planerischen und praktischen Prozesse im Alltag werden von Schule und Jugendhilfe entwickelt. Diese Grundlagen lagen bereits bei der Bildung des Fachbereichs zugrunde.

Melanie Olbertz, Jugendhilfeplanung im Fachbereich Kinder, Jugend und Schule, hat als Redakteurin der Broschüre die Fleißarbeit geleistet: „Ich habe zunächst in Interviews mit wichtigen Akteurinnen und Akteuren aus Schulen, Einrichtungen der Jugendhilfe, aber auch aus dem Fachbereich oder der StädteRegion Fragen erörtert, zum Beispiel wie sie die heutige Zusammenarbeit sehen oder wo es noch bessere Kooperationen geben kann. Diese haben wir dann verschriftlicht."

Inhalt und Zielsetzung der Informationsschrift für eine interessierte Fachöffentlichkeit sind zum einen eine Beschreibung der aktuellen Angebote an der Schnittstelle Kinder- und Jugendhilfe/Schule, also eine Art Nachschlagewerk. Aber auch der Prozess seit 2006 wird reflektiert, ob die Zusammenarbeit seitdem verbessert und intensiviert werden konnte. Olbertz: „Einen Ausblick liefert die Broschüre ebenfalls: Anhand von Best-Practice-Beispielen zeigt sie auf, wie eine gute Kooperation gelingen kann, aber auch, welche zukunftsweisenden Handlungsfelder sich ergeben könnten." Beispiele für gelungene Kooperationen seien zum Beispiel die gemeinsame Verantwortung bei „Schulabsentismus" von Fachbereich Kinder, Jugend und Schule und den Schulen oder das Projekt „Familiengrundschulen" an den zwei Pilotschulen GGS Am Haarbach und GGS Driescher Hof in Aachen.

„Es ist aber keine Handlungsanweisung", betont André Kaldenbach, Abteilungsleiter Finanzmanagement, Planung und Service im Fachbereich Kinder, Jugend und Schule. „Denn es gibt keine einfachen Antworten auf solch komplexe Themen." Vielmehr, so Kaldenbach, sieht er das Werk als Orientierung: „Wo stehen wir? Wo können wir uns weiter entwickeln?" Fachbereichsleiter Brötz ergänzt: „So etwas kann man nicht mit einer Blaupause machen. Was für Schule X funktioniert, muss an Schule Y nicht funktionieren." Und alle sind sich einig: „Es ist ein Prozess im Fluss. Diese Broschüre ist nicht der Schlusspunkt, sondern nur eine wichtige Zwischenbilanz."

Die Broschüre ist auf den Seiten www.aachen.de/schule oder www.aachen.de/familie als PDF-Version zu finden.