Alles rund um Aachen

Die Jury des Kulturpreises Karl IV. hat  einstimmig entschieden, die am 13. März 2018 plötzlich und unerwartet verstorbene Vorsitzende des Kulturvereins, Vera Blazek, mit dem Kulturpreis Karl IV.  2018 auszuzeichnen. Das wurde heute bei einem Pressegespräch im Haus Löwenstein am Aachener Markt bekanntgegeben. Vera Blazek erfährt damit eine verdiente Ehrung in Anerkennung ihres engagierten Eintretens um die geschichtlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Belange, die die Städte Aachen und Prag sowie die Bundesrepublik Deutschland und die Tschechische Republik miteinander verbinden. Aufgrund ihrer Initiative wurde vor exakt 20 Jahren der Kulturverein Aachen-Prag gegründet, der satzungsgemäß für die vorgenannten Interessen eintritt.

Aachen und Prag

Der Kulturpreis Karl IV. des Kulturvereins Aachen-Prag e.V. wurde 2010 gestiftet. Er erinnert an Kaiser Karl IV.,  den herausragenden Herrscher des 14. Jahrhunderts, der mit seinen Krönungen zum König von Böhmen 1347 in Prag und zum römisch-deutschen König 1349 in Aachen sowie durch sein politisch-kulturelles Wirken als erster die beiden Städte einander nähergebracht hat. Der Kulturverein fühlt sich in diesem Anliegen mit Karl IV. verbunden.

Der Preis, bestehend aus einer Urkunde und einer Medaille, wird für außerordentliche Leistungen und Verdienste verliehen. Hierbei geht es in erster Linie um die Intensivierung der Kontakte zwischen Aachen und Prag und ihren Bürgern sowie um die Verständigung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik. Der Festakt, an dem auch die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Isabel Pfeiffer-Poensgen, teilnehmen wird, beginnt am Samstag, 1. Dezember 2018, um 11 Uhr, in der Mulde des Ludwig Forums für Internationale Kunst, Jülicher Straße 97-109.

Jury entscheidet sich für Vera Blazek

Der Jury gehören an: Sabine Verheyen, Mitglied des Europäischen Parlamentes;  Prof. Dr. Harald Müller, Inhaber des Lehrstuhles für Mittlere Geschichte am Historischen Institut der  RWTH Aachen; Dompropst Manfred von Holtum;  Susanne Schwier, Beigeordnete für Kultur der Stadt Aachen, sowie Herbert Zantis, kommissarischer Vorsitzender des Kulturvereins Aachen-Prag e.V.

Vera  Blazek, am 2. Mai 1946 in Zentralmähren – damals CSSR – geboren, gehörte einer Generation an, die die sehr komplizierten Nachkriegsjahre und die kommunistische Gewaltherrschaft erlebt hat und zu spüren bekam.

Dies war sicherlich ein Grund dafür, dass die kleine Familie, Ehemann Wladimir,

Sohn Paul und die Preisträgerin, im Jahr 1971 in die Bundesrepublik nach Aachen emigrierte. Seit 1986 besaß sie die deutsche Staatsangehörigkeit.

Vera Blazeks Einsatz für die Aufarbeitung der sehr schwierigen Belange zwischen Deutschland und Tschechien fand bereits im Jahr 1989 statt. In diesem Jahr nahm sie Kontakt zum „Klub für das alte Prag", der sich um die Aufarbeitung der historischen Beziehungen zwischen den ehemaligen Krönungsstätten Aachen und Prag bemühte, auf und organisierte  bereits in den Jahren 1991 bis 1994

Städtereisen für Prager Historiker und Kulturfreunde nach Aachen zu Tagungen an der Bischöflichen Akademie Aachen.

Gründung des Kulturvereins

Konsequenterweise suchte sie nach Persönlichkeiten, die ihre Anliegen  - Aufarbeitung der Geschichte, Einrichtung eines Podiums für die Begegnungen mit Menschen beider Städte, Aussöhnung der beiden Nationen Deutschland und Tschechien – teilten. Hieraus erwuchs die Idee zur Gründung des Kulturvereins Aachen-Prag am 19. Januar 1998.

In den Jahren bis 2018 fanden mehr als 200 Veranstaltungen und Austauschbegegnungen zu historischen, kulturellen und wissenschaftlichen  Themen statt, jeweils durch Schriftreihen dokumentiert. Auch die viel Organisationstalent und -arbeit erfordernde Pilgerwallfahrt mit 230 Pilgern – davon 20 zu Fuß – aus Prag, Kladno und dem übrigen Tschechien zur Heiligtumsfahrt 2007 geht auf das Engagement von Vera Blazek zurück.

„Vera Blazek, liebenswürdig, bescheiden, motiviert, engagiert, kundig, begeisterungsfähig und gastfreundlich, war die Seele des Kulturvereins, die nicht nur für die Vereinsmitglieder da war", sagte Herbert Zantis, kommissarischer Vorsitzender des Vereins. „Sie hatte die Ideen, sorgte beharrlich für deren Umsetzung und war damit auch eine perfekte Botschafterin der Stadt Aachen."

Kulturpreis etabliert

Aufgrund ihrer Initiative wurde im Jahr 2010 der Kulturpreis Karl IV. des Kulturvereins Aachen-Prag e.V. etabliert, der die Möglichkeit schuf, Persönlichkeiten und Initiativen, die sich um die Realisierung der satzungsgemäßen Aufgaben des Vereins verdient gemacht haben, zu ehren.

Ihr Wirken fand auch Anerkennung durch eine Reihe wertvoller und höchster nationaler und internationaler Auszeichnungen  - Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland für die Förderung der Deutsch-Tschechischen Beziehungen im kulturellen Bereich (2006), „Artis Bohemiae Amicis" , höchste Auszeichnung der Tschechischen Republik im kulturellen Bereich ( 2013 ), „Orden der Königin Elisabeth von Böhmen", Festakt im Senat der Tschechischen Regierung ( 2015), Verdienstmedaille der  Tschechischen Technischen Universität in Prag  für kulturellen Austausch mit der RWTH Aachen (16. Jan. 2018).

Verein löst sich auf, aber eine gute Basis für Miteinander ist gelegt

Zantis weiter: „Mit dem Tod von Vera Blazek hat der Verein seine Initiatorin, seine Triebkraft, seine Botschafterin und seine Seele verloren." Es wäre ohnehin schwierig geworden, eine adäquate Nachfolge zu finden, die über die notwendigen Beziehungen, fachlichen und Sprachkenntnisse verfügt. Da keine Nachfolger für die bisherigen Vorstandsmitglieder gefunden werden konnten, haben die Mitglieder des Kulturvereins in einer Mitgliederversammlung am 22. Oktober einstimmig die  Liquidierung des Vereins zum 31. Dezember 2018  beschlossen.

Der amtierende Vorstand ist aber zuversichtlich, dass die im Laufe von 20 Jahren der Existenz des Vereins unter Leitung der diesjährigen Preisträgerin gefundenen gemeinsamen Interessen weiterhin verfolgt und in Erinnerung bleiben werden. Dazu bilden die geschlossenen Bekanntschaften und Freundschaften auf beiden Seiten eine vielversprechende Basis.