Alles rund um Aachen

StädteRegion Aachen. „Für die diesjährige Ernte und die Situation der Landwirtschaft passt wohl am besten das Wort Demut". So brachte es der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Aachen, Wilfried Jansen, auf den Punkt. Über 50 Gäste waren der Einladung zum Erntedankempfang der Kreisbauernschaft ins Haus der StädteRegion Aachen gefolgt. Das Jahr 2018 hat laut Jansen „die schwerste Dürre seit Jahren gebracht" und die Landwirte vor große Herausforderungen gestellt. Auch der erste stellvertretende Städteregionsrat, Axel Wirtz, beschönigte nichts: „Die Missernten, aber auch der Preisverfall beim Schweinefleisch sind für Landwirte teils schon existenzgefährdend."

Foto: Holger Benend, StädteRegion Aachen

Edith Hamacher von den Landfrauen und der Vorsitzende der Kreisbauernschaft, Wilfried Jansen (Bildmitte), überreichten dem 1. stv. Städteregionsrat Axel Wirtz einen Korb mit landwirtschaftlichen Produkten.

Wirtz begrüßte im Foyer des Städteregionshauses zahlreiche Gäste aus Landwirtschaft und Politik. Bei dem Empfang erinnerten die Landwirte und Landfrauen an das Erntedankfest, das vor allem in der heutigen, schnelllebigen Zeit oft in Vergessenheit gerät. Sie machten auf die Probleme, aber auch Potenziale der regionalen Landwirtschaft aufmerksam. Wirtz und Jansen sprachen sich einhellig für eine Stärkung der regionalen Produkte aus. Jansen konnte das mit einem eingängigen Beispiel belegen: „Im Frühling lagen neben den heimischen Frühkartoffeln auch Frühkartoffeln aus Ägypten im Supermarkt. Und das zum kleineren Preis. Wenn man jetzt bedenkt, wieviel Wasser dafür in Dürregebieten eingesetzt worden ist, und das diese Kartoffeln im Kühlcontainer per Schiff nach Europa gebracht wurden, ist die Klimabilanz natürlich katastrophal." Auch Wirtz forderte „endlich ein Umdenken bei den Menschen, aber auch den großen Einzelhandelsketten."

Ein weiteres wichtiges Thema, das die Landwirte umtreibt, ist der Vormarsch der Afrikanischen Schweinepest. „Es ist unwahrscheinlich, dass Deutschland dauerhaft davon nicht betroffen sein wird. Auch wenn alle Sicherheitsmaßnahmen greifen würden und dann nur Wildschweine betroffen wären, wird es riesige Sperrzonen geben und der ohnehin geringe Preis für Schweine geht weiter in den Keller", weiß Jansen. Die StädteRegion bereitet sich jetzt schon akribisch auf einen möglichen Ausbruch vor, wird ihn dadurch aber nicht verhindern können.

Gerade am Erntedankfest wies Wirtz darauf hin, dass unsere Lebensgrundlage aus landwirtschaftlicher Produktion stammt: „Wenn die Landwirtschaft weiterhin immer unrentabler wird und das Höfesterben weitergeht, sind wir irgendwann in einer Situation, dass wir von Nahrungslieferungen aus dem Ausland abhängig sind", spitzte Wirtz zu. Das, da waren sich alle Beteiligten einig, sei eine Horrorvorstellung und dürfe nicht passieren. „Wir brauchen also dringend einen Mentalitätswechsel und eine nachhaltige Wertediskussion. Die Landwirtschaft muss wieder die hohe Bedeutung für uns alle erhalten, die ihr auch zusteht", sagte Wirtz.

Wie schon in den vergangenen Jahren war das Foyer im Haus der StädteRegion von den Landfrauen mit ihrer Vorsitzenden Edith Hamacher liebevoll geschmückt worden. Wirtz dankte den Landwirten und Landfrauen für ihre „wertvolle Arbeit". Zum Abschluss überreichten Hamacher und Jansen dem stellvertretenden Städteregionsrat einen prall gefüllten Korb mit Produkten aus der heimischen Landwirtschaft.