FH Aachen

Der Aachener Westpark ist nicht nur ein schönes Fleckchen Erde, sondern auch ein Ort mit einer spannenden, bisweilen bizarren Geschichte. Dort lebten Bären und Tiger, Radrennfahrer drehten ihre Runden, Sebastian Kneipp trat dort ebenso auf wie Buffalo Bill. In einem gemeinsamen Praxisprojekt mit dem Titel „WESTPARK story constructed“ wollen die Fachbereiche Architektur und Gestaltung der FH Aachen jetzt ein Möbel schaffen, das Sitzgelegenheit und Skulptur ist und das zugleich auch den Blick auf die ganz eigene Geschichte dieses Ortes lenkt.

Diese Geschichte beginnt einige Gehminuten stadteinwärts, am Karlsgraben. Dort befand sich bis in die 1880er-Jahre der prächtige Englische Garten der Lochnervilla. Als der Tuchfabrikant Emil Lochner ebendort seine Textilfabrik vergrößerte, suchte er nach Ersatz. Ein von ihm angeführtes Komitee erwarb ein Grundstück nördlich der Vaalser Straße, in der Gemarkung Kirschbenden. 1885 wurde der neue Lochnergarten eröffnet, im selben Jahr öffnete der Zoologische Garten seine Tore, der etwa 50 Riesenschlangen, Bären und Tiger sowie zahlreiche heimische Tierarten beherbergte. Geprägt wurde das Bild des neuen Parks von einem prächtigen Glaspalast, ähnlich den Gebäuden in den Kew Gardens in London oder dem Grand Palais in Paris. Der Bau fasste bis zu 3000 Besucher.
Von all dem ist heute nichts mehr zu sehen, Gebäude und Einrichtungen sind verschwunden. „Wir suchen nach Wegen, die Geschichte wieder sichtbar zu machen“, sagt Prof. Dr. Anke Fissabre vom Fachbereich Architektur der FH Aachen. Die Studierenden machten sich im Stadtarchiv auf die Suche nach Quellen, neben alten Plänen fanden sie auch Fotos, die den Glaspalast und den Zoo zeigen. Sie begaben sich in den Westpark, um vor Ort nach Spuren zu suchen und mögliche Standorte für Parkmöbel ausfindig zu machen. In weiteren gemeinsamen Lehrveranstaltungen unter der Leitung von Prof. Heike Matcha und Prof. Anke Fissabre wurden multifunktionale Parkmöbel entwickelt, die konkret in Form, Material und Konstruktion detailliert wurden. „Erste Entwürfe sahen eine Bar oder Riesensofas vor“, erzählt Prof. Fissabre. Eine Jury wählte aus den eingereichten Entwürfen schließlich ein Möbel aus, das zugleich Sitzgelegenheit und Skulptur ist. Stellvertretend für die verschiedenen Tiere des ehemaligen Zoos wird jetzt als 1:1-Prototyp die Skulptur eines Elefanten im Westpark umgesetzt. Als „Baumaterial“ kommen Pappen zum Einsatz, die ineinandergesteckt und verklebt werden. Die Form erinnert an die Tiere, die einst im Zoo gehalten wurden. Bei der gestalterischen Umsetzung wirkten auch Studierende des Fachbereichs Gestaltung, betreut von Prof. Eva Kubinyi, mit. Die Umsetzung des Prototyps wurde mit Mitteln der Senatskommission für Lehre und Studium (K1) finanziert.
Präsentiert wird die Skulptur am Sonntag, 7. Oktober ab 14 Uhr, im Westpark. „Wir hoffen, dass wir durch die Präsentation Sponsoren gewinnen können, denn schön wäre, wenn die Zoogeschichte permanent mit Parkmöbeln gezeigt werden würde. Und das geht nicht mit Pappe“, sagt Prof. Fissabre. Das gesamte Projekt wird unterstützt durch die Stadtverwaltung Aachen und die Stadtteilkonferenz Westparkviertel Aachen. Beteiligte Studierende vom Fachbereich Architektur sind Jennifer Sikora als Projektleiterin, sowie Pierre Forster, Philipp Wolfram, Tom Luca Dayss, Timo Hanf und Lars Simais und vom Fachbereich Gestaltung Janusz Kendel.