Alles rund um Aachen

Die Erleichterung ist allen Beteiligten an zu merken: In Aachen hat die erste Vertretungsgroßtagespflegestelle ihre Pforten geöffnet. Sie hilft, Kinder zu betreuen, deren Tagesmütter oder -väter kurzfristig – zum Beispiel durch Krankheit – ausfallen. Bereits seit einigen Jahren sind die Städte und Kommunen verpflichtet, eine Vertretungsregelung für Tagespflegepersonen zu organisieren.

Dass es in Aachen bis zu einer solchen Vertretungsstelle recht lange gedauert hat, lag aber keinesfalls an der Untätigkeit des Fachbereichs Kinder, Jugend und Schule der Stadt oder des Vereins Familiäre Tagespflege e.V., sondern daran, dass verschiedene Steine aus dem Weg geräumt werden mussten auf dem Weg zum Vertretungsstützpunkt, der nun im ehemaligen „Haus der Jugend" in Kalverbenden untergebracht ist. „Es war zunächst sehr schwierig, geeignete Räume zu finden und dann geeignetes Personal", so Bettina Konrath, Geschäftsführerin des Vereins Familiäre Tagesbetreuung, die gemeinsam mit dem Fachbereich der Stadt aber „beharrlich war".

„Wir wollten schöne Räume haben"

Heinrich Brötz, Leiter des städtischen Fachbereichs ergänzt: „Wir wollten ja schöne Räume haben, keine umgewandelten Gewerberäume, die einem auch mal schnell angeboten werden. Und eine solche Vertretung ist eine anspruchsvolle und herausfordernde Aufgabe." Denn schließlich kämen immer neue, andere Kinder, anders als bei einer „normalen" Tagespflegeperson. Die Lage zentral in Burtscheid sei zudem ideal, sind Konrath und Brötz überzeugt. Denn in und um Burtscheid gebe es die meisten Kindertagespflegepersonen. Und im Vertretungsfall sollen die Kinder eben nicht quer durch die ganze Stadt gefahren werden.

Bis zu neun Kinder können betreut werden

Nun also die großzügigen, denkmalgeschützten Räume in Kalverbenden mit rund 100 Quadratmetern: Wickelraum, Küche, Schlafraum und Gemeinschaftsräume, dazu eine Garten mit Sandkasten und Spielhaus – alles ist da, endlich können die Kinder kommen, denkt auch Angela Fasbender, eine der beiden Tagesmütter: „Seit Anfang Juli haben wir die Räume eingerichtet, das hat schon viel Spaß gemacht. Aber jetzt müssen die Räume auch mit Kindern gefüllt werden." Gemeinsam mit Stephanie Abendroth wird sie täglich bis zu neun Kinder aufnehmen können.

Das Prinzip ist einfach: Abendroth und Fasbender, beides ausgebildete Tagespflegepersonen, haben bereits 35 Tagespflegpersonen im Umfeld angeschrieben, eingeladen, sich das Angebot und die Räume anzusehen – was einige bei der Eröffnung auch schon taten. Wer Interesse an einer Vertretungsregelung hat, kann sich melden, dann gibt es einen Hausbesuch oder die Pflegeperson kommt mit allen Kindern nach Kalverbenden, um sich kennen zu lernen. Denn eine wichtige Voraussetzung sei, dass sich Kinder und Vertretungstagespersonen kennen, eine gewisse Bindung zueinander aufbauen. Dann wird mit dem Vertretungsstützpunkt ein Vertrag geschlossen. Die Beziehung wird mit regelmäßigen Besuchen – mindestens zwei Mal im Monat – vertieft. „In der Kindertagespflege sind 89 Prozent der Kinder unter drei. Eine Bezugsperson ist für diese Altersgruppe besonders wichtig", weiß Konrath.

Die beiden Tagespflegpersonen sind selbstständig, werden von der Stadt bezahlt, für die Betreuung von neun Kindern für 35 Stunden pro Woche. Außerdem gibt es noch Zuschüsse zur Miete der Räume. „Es ist für die Kinder wichtig, dass sie Kontinuität haben. Und für die Familien und Tagespflegepersonen ist es wichtig, dass sie mit gutem Gewissen die Kinder hierher schicken können im Notfall", ist Brötz überzeugt.

Erfahrungswerte aus anderen Kommunen

Bettina Konrath geht davon aus, dass die neun Plätze für das Gebiet rund um Burtscheid ausreichen: „Wir haben uns ja auch Erfahrungswerte aus anderen Kommunen mit Vertretungsregelungen angeschaut. Viele Eltern geben ihre Kinder auch zu den Großeltern oder Freuden. Wer sein Kind hierher bringt, ist in der Regel in einer absoluten Notsituation."

Tagespflegepersonen für die Stolberger Straße gesucht

Eine weitere Stelle soll bald in der Stolberger Straße eröffnen, wenn es nach dem Verein und der Stadt geht. Denn in Aachen-Forst und -Ost gibt es auch eine große Anzahl von Tagespflegepersonen, so dass ein weiterer Vertretungsstützpunkt hier sinnvoll ist. Allein: Es fehlen noch Tagespflegepersonen. „Die Räume sind hergerichtet, nagelneu, in einer Anlage der gewoge", will der Fachbereichsleiter Lust auf den Job machen. Die Räumlichkeiten können die Tagespflegemütter oder -väter nach ihren Wünschen einrichten. „Wer Interesse hat, kann sich bei uns melden", bietet Bettina Konrath an.