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Die Stadt Aachen will beim Sanierungsprojekt Neues Kurhaus noch einmal die Grundsatzfrage nach der künftigen Ausrichtung des für Aachen bedeutenden Hauses stellen. Die von der Stadt nach einer EU-weiten Ausschreibung im Mai dieses Jahres beauftragte Entwurfsplanung und präzise Kostenberechnung des Projektes liegt jetzt vor. Das Ergebnis, das der Generalplaner, das Aachener Büro Höhler & Partner, mit 38,65 Millionen Euro beziffert, überschreitet die bislang angesetzten Sanierungskosten von 25,5 Millionen Euro deutlich.  „Dies veranlasst uns dazu, das Projekt noch einmal in Absprache mit der Politik und den potenziellen Nutzern neu zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen", sagte Oberbürgermeister Marcel Philipp am heutigen Tag (8. November) bei einer Pressekonferenz.  „Wir sind natürlich nicht glücklich über diese Nachricht. Es ist allerdings gut, dass wir durch die gezielte Entwurfsplanung die Kosten des Projekts vor Baubeginn kennen und solche Entwicklungen nicht während der Bauabwicklung erleiden."

Komplexe Mehrfach-Nutzung des Hauses

Die Planung und Kostenberechnung basieren auf einer komplexen Mehrfach-Nutzung des Neuen Kurhauses durch vier voneinander unabhängige Betreiber:  Spielcasino, Gastronomie, Eventausstellung und eine mögliche, noch nicht festgelegte vierte Nutzung zur Stärkung der Aachener Clubszene.

„Wir erkennen in den Berechnungen, dass vor allem diese Nutzungsdichte mit den unterschiedlichen technischen Anforderungen die Sanierungskosten stark in die Höhe treibt", so der Technische Geschäftsführer des städtischen Gebäudemanagements, Klaus Schavan. „Die komplexen Nutzer-Abstimmungen und deren Funktionsabgrenzungen untereinander und die Notwendigkeit, dass jeder Bereich autark funktionieren muss, machen einerseits zahlreiche detaillierte Vorabsprachen nötig, sie sorgen aber andererseits vor allem für hohe Aufwände und steigende Kosten."

Der Generalplaner geht zudem davon aus, dass die berechneten Bauvolumina nicht in den bisher angedachten Bauzeiten umzusetzen seien. Bislang ging die Stadt in ihren Planungen von einer Baufertigstellung Mitte 2020 aus.

Verifizierte Kostengrundlage

Das Projekt zur Revitalisierung des Neuen Kurhauses lief bislang in drei Phasen ab: Einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2012 folgte 2014 eine Aktualisierung mit anderen Nutzungen, damals noch mit dem Varieté-Betreiber GOP. Ende Mai dieses Jahres erfolgte erstmals die Beauftragung einer dezidierten Planung – ebenfalls unter veränderten Nutzungsbedingungen.

Damit liegt nun erstmalig eine verifizierte Kostengrundlage vor, „die uns natürlich in dieser Höhe überrascht", wie Oberbürgermeister Philipp sagte. „Dieses Projekt hat nichts mehr mit den Grundlagen der Machbarkeitsstudie aus 2012 zu tun. Es ist ein völlig neues Projekt."

Das städtische Gebäudemanagement, das 2015 die Gesamtinstandhaltung des Hauses von der Westspiel nach 40 Jahren wieder übernommen hatte und sofort umfangreiche Bausubstanz- und Voruntersuchungen beauftragte, ist nun damit beschäftigt, die Berechnungen des Generalplaners zu überprüfen.

Gespräche mit Politik und Nutzern

Bereits in den zurückliegenden Monaten hatte das Gebäudemanagement bei den Voruntersuchungen im Neuen Kurhaus Asbestputze gefunden, die fachgerecht saniert werden müssen.

Welche Konsequenzen nun aus der Botschaft des Generalplaners und der sofortigen Reaktion der Stadt abgeleitet werden können, möchte die Stadt im engen Austausch mit der Politik und den potenziellen Nutzern des Hauses, mit denen die entsprechenden Vertragsverhandlungen laufen, abstimmen.